King Kong, Godzilla und die ganze Bande aus dem Jurassic Park - sie alle sind nichts im Vergleich zum weißen Monster vom Bosporus. Selbst Jenson Buttons sechster Sieg konnte den monströsen Vielfraß nicht sättigen.

Das Monster des Rennens

"Danke Jungs", funkte Jenson Button nach seiner Zieldurchfahrt an die Box. "Ihr habt mir ein Monster von Auto gebaut. Ihr seid echte Legenden!" Das nimmersatte Monster mit dem Angst einflößenden Namen BGP001 brauchte jedoch keinen atomaren Atem, keine messerscharfen Krallen und noch nicht mal Monster Truck Ballonreifen, um die Konkurrenz in Grund und Boden zu stampfen. "Die Anderen hatten alle keine Chance", fällte Christian Danner ein vernichtendes Fazit.

Der Fehler des Rennens

Der Drachentöter stellte sich in Istanbul selbst ein Bein. Den Start meisterte Sebastian Vettel besser als bei den vorherigen Rennen, doch er hielt seinen Vorsprung nur bis Kurve 9. "Dort verlor ich das Auto fast. Es war mein Fehler", gestand Vettel, der auch auf der zweiten Runde an dieser Stelle mit seinem roten Stier zu kämpfen hatte. "Beinahe hätte ich das Auto noch einmal verloren." Der Schaden war bereits angerichtet: Button führte das Rennen an und diktierte das Tempo.

Der Wechsel des Rennens

Sebastian Vettel beging den entscheidenden Fehler., Foto: Sutton
Sebastian Vettel beging den entscheidenden Fehler., Foto: Sutton

Red Bull stellte daraufhin Vettels Zweistoppstrategie auf drei Stopps um. "Wir wussten, dass uns von hinten niemand gefährden konnte", erklärte Helmut Marko. Der Kniff ging jedoch nicht auf. Vettel blieb hinter Button stecken, verlor so noch mehr Zeit und fiel sogar hinter Mark Webber auf Platz 3 zurück. "Man darf dem Team keinen Vorwurf machen, sie wollen ja auch gewinnen", meinte Danner. Nach Barcelona war es das zweite Mal, dass Vettel die schlechtere Strategie als sein Teamkollege erwischte.

Der Ärger des Rennens

Die Verärgerung bei Vettel war nach Rennende spürbar. Er glaubte Platz 2 durch die Strategieänderung verloren zu haben. "Die drei Stopps erwiesen sich als nicht so schnell wie zwei Stopps", klagte er. "Das machte wenig Sinn. Da haben wir nicht den besten Job gemacht." Marko sah das anders. Er schob den verlorenen 2. Platz auf einen schlechten Reifensatz oder ein beschädigtes Auto nach Vettels Ausritt in Kurve 9. "Im dritten Stint hatte er starke Vibrationen und konnte nicht das Tempo gehen, das wir von ihm gewohnt waren."

Der Fehlstart des Rennens

Es war wie eine Wiederholung des Australien GP: Rubens Barrichello kam nicht vom Fleck, klagte hinterher über Probleme mit dem Anti-Stall-System und verlor viele Positionen. "Wir hatten ein Problem mit der Kupplung", erklärte Ross Brawn den im wahrsten Sinne des Wortes stehenden Start des Brasilianers, der in der Hektik die Kupplung zu schnell kommen ließ und sich dabei das Getriebe beschädigte.

Die Manöver des Rennens

Rubens Barrichello wurde wahrlich zum Monster., Foto: Sutton
Rubens Barrichello wurde wahrlich zum Monster., Foto: Sutton

Die letzte Kurve war Schauplatz der besten Zweikämpfe. "Ich lieferte mir mit Barrichello einen guten Kampf - ich genoss es hart, aber fair zu kämpfen", schwärmte Heikki Kovalainen. Irgendwann setzte sich Barrichello innen in der Schikane neben den McLaren und zog vorbei. Doch am Ende der Zielgeraden konterte der Finne mit KERS und war wieder vorne. "Mit einigen guten, alten Tricks und mit KERS konnte ich ihn hinter mir halten." Das gelang seinem Teamkollegen Lewis Hamilton nicht. Er fuhr Rad und Rad mit Nelsinho Piquet durch die letzte Schikane, konnte dem Renault aber nichts entgegensetzen - trotz KERS.

Der Rambo des Rennens

Das Schwesterauto des weißen Monsters mutierte zum Rempelmonster. In bester Rambomanier versuchte Barrichello sich nach seinem schwachen Start durch das Feld zu boxen und knickte dabei einige Karbonteile so ab, dass japanische Filmemacher vor Neid erblassten. "Er hat es mit der Brechstange probiert", sagte Christian Klien. "Überall, wo er jemanden anrempeln konnte, hat er es gemacht. Das war komplett daneben." Heikki Kovalainen und Adrian Sutil kamen mit dem Schrecken davon, als ihnen Barrichello ans Hinterrad fuhr. Der Möchtegern-Schrecken vom Bosporus bekam die gerechte Strafe: Einmal drehte er sich, einmal zersplitterte sein Frontflügel.

Der Spruch des Wochenendes

"Natürlich haben wir beide die Motoren heruntergedreht, aber ich gebe in den letzten Runden lieber alles und habe Spaß, als nur sinnlos herum zu fahren." (Sebastian Vettel)

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