Die Formel 1 ist zurück: exakt einen Monat nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi kehrten neun der zehn Rennställe auf die Rennstrecke zurück. Die bekannten Fahrernamen suchten die Fans in Jerez de la Frontera allerdings vergeblich: die drei Testtage in Südspanien sind ausschließlich für den Nachwuchs vorgesehen. Nur wer weniger als zwei Rennwochenenden bestritten hat, darf an dem Test teilnehmen.

Am Dienstag fanden sich somit zuhauf Neulinge auf der Strecke ein, erst am Mittwoch wird mit Williams-Neuzugang Nico Hülkenberg der erste und einzige Einsatzpilot erwartet - der Deutsche darf als Rookie zwei Tage lang testen. Am ersten Tag kamen insgesamt zwölf Piloten zum Einsatz. Die meiste F1-Erfahrung aller Teilnehmer hatte Gary Paffett. Der 28-jährige McLaren-Testfahrer fuhr auch bis kurz vor Testende die schnellste Rundenzeit - dann löste ihn Andy Soucek als Bestzeithalter ab.

Erfahrung vor Jugend

Paul di Resta war im Force India unterwegs., Foto: Sutton
Paul di Resta war im Force India unterwegs., Foto: Sutton

Auch Paffetts Mercedes DTM-Kollege Paul di Resta setzte sich noch vor den Briten. "Es war ein produktiver Tag. Wir haben erreicht, was wir erreichen wollten und zwar mit dem Auto vertraut zu werden und den Speed stetig zu verbessern. Wir haben einige Sachen ausprobiert, einige Setup-Varianten ausprobiert und bestimmte Sachen haben gut funktioniert. Das war unser Hauptziel. Am Ende konnten wir eine gute Zeit erzielen, aber das war nicht das Wichtigste für uns. Morgen werden wir einige neue Teile für 2010 testen. Ich will soviel wie möglich auf der Strecke sein. Mal sehen, wie es läuft", erklärte di Resta.

In der letzten Stunde saß Paffett allerdings nicht mehr im Auto, das er an den Schweden Marcus Ericsson übergab, der als Belohnung für den Gewinn des McLaren Autosport BRDC Young Driver Awards einen F1-Test absolvieren darf. Zweimal wurde der Test wegen eines Zwischenfalls unterbrochen. Schon nach einer guten halben Stunde kamen sich die beiden Rookies Daniel Ricciardo und Brendon Hartley zu nahe - der Red Bull und der Toro Rosso mussten nach einem Doppeldreher in Kurve 12 auf dem Transporter zurück an die Box gebracht werden.

Hartley verlor seinen Toro Rosso in der Schikane und beschädigte seinen Frontflügel. "Abgesehen davon, dass ich von der Strecke abgekommen bin, bin ich zufrieden wie es gelaufen ist. Ich bin schon lange kein F1-Auto mehr gefahren, deshalb freue ich mich auf Donnerstag, wenn ich wieder drin sitze", meinte Hartley.

Ricciardo wollte dem Unfall ausweichen und drehte sich, wobei er sich im Kiesbett eingrub. "Ich konnte den ganzen Tag nicht aufhören zu grinsen", sagte der Rookie. "Es war toll, mit dem Team zu arbeiten und sie ließen mich mein eigenes Tempo gehen, bis ich genügend Vertrauen aufgebaut hatte." Danach arbeitete er an Entwicklungen für 2010. "Ich bin zum ersten Mal in einem Formel-1-Auto um Kurven gefahren, vorher war ich nur bei Straight-Line-Tests auf der Gerade im Einsatz. Es hat mehr Grip alles andere, was ich jemals gefahren bin!"

Andy Soucek parkte auf der Strecke - und fuhr dann Bestzeit., Foto: Sutton
Andy Soucek parkte auf der Strecke - und fuhr dann Bestzeit., Foto: Sutton

Die zweite rote Flagge löste der Austro-Spanier Soucek aus, der sich in seinem Williams in der Michelin-Haarnadel drehte, den Motor abwürgte und auf dem Randstein stehen blieb.

Zwei Unterbrechungen

Die Dreher hinderten Soucek und Ricciardo allerdings nicht daran, sich in der Zeitenliste auf die Positionen 1 und 4 zu schieben. Beide verdienten sich ihre Einsätze durch einen Meistertitel: Ricciardo gewann die Britische Formel 3, Soucek die Formel 2. Für Ferrari durfte mit Jules Bianchi der Meister der Formel 3 Euro Serie testen. Zuvor sendete das Team jedoch Grüße an Stammpilot Felipe Massa: Auf einem Transparent gratulierten die Mechaniker Massa zum Nachwuchs.

Hinter Soucek, di Resta, Paffett und Ricciardo belegte Bianchi unter der Anleitung von Ferrari-Testfahrer Andrea Bertolini den fünften Platz. "Ich bin wirklich stolz, mein Formel-1-Debut am Steuer eines Ferrari gemacht zu haben, des besten Teams der Welt. Am Anfang war ich vorsichtig, um keine Fehler zu machen, sobald ich mich sicher fühlte, habe ich mehr gepusht. Der Teamgeist ist toll hier, ich hoffe, ich habe einen guten Eindruck auf sie gemacht und will morgen noch besser sein", sagte Bianchi.

Rang 6 ging an Mike Conway im Brawn GP/Mercedes GP. Der Indycar-Pilot war früher schon Testfahrer bei Honda und absolvierte Aerodynamiktests. Zum ersten Mal in einem F1-Boliden nahm Alexander Rossi Platz. Der Amerikaner verdiente sich den Test bei BMW Sauber durch den Gewinn des Formel BMW Weltfinales 2008 und überzeugte mit der siebtbesten Zeit.

"Ich habe den Tag sehr genossen. Es ist ziemlich beeindruckend, was die Autos leisten, wie präzise sie reagieren und wie hoch der Griplevel ist. Ich muss aber auch zugeben, dass ich etwas enttäuscht bin. Als Rennfahrer will man immer der Schnellste sein. Am Nachmittag haben wir es aber nicht geschafft, die richtige Balance zu finden", meinte Rossi.

Erster F1-Test für Baguette

Wie für Rossi war es auch für den Belgier Bertrand Baguette der erste Formel-1-Test. Der Gewinner der World Series by Renault durfte einen Tag lang für die Franzosen testen und dabei sogar einige neue Teile für 2010 ausprobieren. "Es war ein guter Tag für ihn und er kam sehr schnell mit dem Auto zurecht", lobte Chefrenningenieur Alan Permane. Abgesehen von etwas Untersteuern hatte Baguette keine Probleme. "Er war sehr konzentriert, vernünftig und machte keine Fehler, obwohl er seine Rundenzeiten stetig verbesserte."

Entsprechend begeistert war Baguette nach seinem F1-Debüt: "Ich habe es sehr genossen", sagte er strahlend. "Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen einem F1-Auto und einem World Series Auto, besonders bei der Effizienz der Bremsen, die unglaublich ist, und dem Speed, den man in die Kurven mitnehmen kann. Es ist eine ganz andere Welt." Auch die Arbeit mit mehreren verschiedenen Ingenieuren war neu für ihn. "Wir begannen den Tag mit einem Long Run, damit ich mit an das Auto gewöhnen konnte. Danach legten wir mit dem technischen Programm los."