Timo Glock steht vor einem ganz neuen Kapitel seiner Motorsport-Karriere. Der 27-jährige Wersauer wird ab 2010 für das neue Formel-1-Team Manor Grand Prix starten. Die britische Mannschaft war in den vergangenen Jahren in verschiedenen Nachwuchsserien erfolgreich, unter anderem fuhren Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton für das Team. Bislang galt Glock als Favorit auf den zweiten Sitz bei Renault. Nachdem die Franzosen aber erst im Laufe der nächsten Wochen über die Zukunft des Teams entscheiden möchten, entschied sich Glock für die sichere Variante Manor.

"Der Schritt wirkt vielleicht mutig", sagte Glock. "Es sprechen aber sehr viele Argumente für das Team. Für mich als Fahrer war es zum Beispiel wichtig, dass man mir zugesichert hat, dass ich die Entwicklungsrichtung klar mitbestimmen kann."

"Das Auto wird von Nick Wirth gebaut. Das war für mich ein weiteres gutes Argument", fügt Glock hinzu. Er erklärt: "Nick Wirth hat viel Erfahrung und einen sehr guten Ruf in der Szene. Man sollte sich mal den Acura ARX-02a anschauen. Dieser Prototyp hat in der American Le-Mans-Series auf Anhieb viele Erfolge eingefahren - ohne jemals eine Stunde im Windkanal gestanden zu haben. Das ist ein sensationelles Auto!" Auch der Manor Bolide soll ohne eine Windkanalstunde sein Debüt in der Formel 1 geben und wird rein virtuell am Computer entwickelt.

Wirth ist vielen Formel-1-Fans als Aerodynamiker des Benetton-Teams in Erinnerung geblieben, später baute er mit Simtek seinen ersten komplett eigenen Boliden. Die ersten Erfahrungen sammelte der Brite an der Seite von Stardesigner Adrian Newey bei March und Leyton House. "Als mich Nick und seine Kollegen John Booth und Graeme Lowdon ansprachen, waren wir sofort auf einer Wellenlänge. Sie wollten mich unbedingt als Hilfe an Bord haben, um das Auto zu entwickeln", freut sich Glock.

Eigentlich wollte Glock 2010 mit Toyota um den Titel fahren., Foto: Sutton
Eigentlich wollte Glock 2010 mit Toyota um den Titel fahren., Foto: Sutton

"Ursprünglich hatten wir einen anderen Plan. Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, im dritten Jahr mit Toyota um die Weltmeisterschaft zu fahren. Aus bekannten Gründen findet das nun nicht statt", sagt Timo, der sich in diesen Tagen von Mitarbeitern seines bisherigen Teams herzlich verabschiedet. "Nun kommt eine großartige Herausforderung. Ich freue mich sehr!"

Nicht nur die Perspektiven aus technischer Sicht haben Timo die Entscheidung für Manor letztlich leichter gemacht. "Mir ist die menschliche Seite extrem wichtig. Die Stimmung in einem solchen britischen Privatteam ist immer toll. Das kenne ich noch aus meiner Zeit bei iSport International in der GP2. Dort haben wir gemeinsam am Erfolg gearbeitet, sehr eng zusammen."

"Manor startet mit einer ähnlichen Arbeitsweise", so Glock über sein neues motorsportliches Zuhause. "Deswegen habe ich mich ganz bewusst für dieses Team entschieden. Wir werden dort alle zusammen an einem Strang ziehen, werden uns pushen und antreiben."

Timos Freund und Manager Hans-Bernd Kamps hatte über viele Wochen die verschiedenen Optionen für 2010 gesichtet, geprüft und gemeinsam mit dem künftigen Manor-Piloten besprochen. "Ich finde es klasse, dass sich Timo dieser Herausforderung stellt. Wir ziehen nun das typische Glock-Ding durch: kämpfen, arbeiten, entwickeln, kommunizieren und kräftig Gas geben!"