PRO: Räikkönen zu McLaren

von Kerstin Hasenbichler

"Wir werden die besten zwei Fahrer anheuern, die zur Verfügung stehen", sagte Martin Whitmarsh. Und wenn das der Fall ist, dann sehen wir 2010 Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen im McLaren Mercedes sitzen. Denn um dem Ferrari-Gespann aus Fernando Alonso und Felipe Massa nächste Saison etwas entgegenzusetzen, wäre der Iceman fahrerisch sicher die erste Wahl.

Selbst Anthony Hamilton würde sich den Finnen als Teamkollegen seines Sohnes wünschen. "Kimi ist ein großartiger Teamkollege und macht seinen Job ausgezeichnet. Er wäre die beste Wahl. Kimi und Lewis würden sich gegenseitig pushen." Der Finne ist zwar mit seiner störrischen Art bei seiner ersten McLaren-Anstellung öfter bei Ron Dennis angeeckt, doch Dennis ist nicht mehr da und Räikkönen bringt seine besten Leistungen, wenn man ihn in Ruhe lässt.

Übernimmt Räikkönen das Cockpit von Kovalainen?, Foto: Sutton
Übernimmt Räikkönen das Cockpit von Kovalainen?, Foto: Sutton

"Kimi mag still sein, aber er hat einen sehr starken Charakter. Er geht seinen eigenen Weg und mag es nicht, Anweisungen zu bekommen", erklärte einst Mika Häkkinen. Mit McLaren Mercedes hätte Räikkönen schon damals den Weltmeistertitel geholt, wenn es die Zuverlässigkeit und die Performance des Autos zugelassen hätten. Bei Ferrari packte der Finne die Gelegenheit beim Schopfe und holte gleich in seinem ersten Jahr den Titel.

Räikkönen ist schnell, unerschrocken und respektlos. Das hat er auch 2009 bewiesen, als er alles aus dem unterlegenen Ferrari herausholte. In Spa - einer jener Strecken, wo der Fahrer am meisten zählt - ließ er sogar die Spitzenteams Red Bull und Brawn GP hinter sich. Wenn McLaren Mercedes sich den Finnen nicht schnappt, dann wäre das ein schwerer Fehler.

CONTRA: Räikkönen zu McLaren

von Stephan Heublein

Kimi Räikkönen und McLaren - das hatten wir doch schon mal. Es gab Erfolge, es gab Siege, es gab viel Pech, was den Finnen den Titel kostete. Doch es gab auch viele Schlagzeilen und Skandale abseits der Sportseiten. McLaren weiß also noch ganz genau, dass der Iceman nicht nur wenig redet, sondern auch gerne mal viel feiert und der einen oder anderen Party auf Booten oder in Nachtclubs nicht abgeneigt ist.

Das passt nicht so ganz zum perfekten Image des auf Hochglanz polierten McLaren Rennstalls - und auch mit Martin Whitmarsh an vorderster Front ist McLaren immer noch die Ron Dennis Show. Dumm wird es nur, wenn es sich auch auf die Leistung und Motivation auswirkt, was in den letzten Jahren immer wieder die Runde im Fahrerlager machte.

Fährt Kimi 2010 nur noch Motorrad und Rallye?, Foto: Sutton
Fährt Kimi 2010 nur noch Motorrad und Rallye?, Foto: Sutton

Obwohl Lewis Hamilton stets brav macht, was sein Vater Anthony sagt, dürfte er von einem Teamkollegen namens Räikkönen wenig begeistert sein. Hamiltons Freund Nico Rosberg sagte schon vor Wochen, dass es dm Briten wohl nicht schmecken würde, wenn der Deutsche sein Teamkollege werden würde. Denn ein konkurrenzfähiger, schneller Fahrer, der Hamilton die Rolle im Team streitig machen würde, gefällt keinem Fahrer, erst recht nicht, wenn er gewohnt ist, die Nummer 1 zu sein.

Alternativen gibt es einige, immerhin steht das Transferkarussell schon lange still - unter anderem wegen der fehlenden Entscheidung bei Räikkönen und McLaren. Nick Heidfeld wird als eine Option genannt, nicht nur, um Druck auf Räikkönen auszuüben. Der Deutsche hätte eine Chance in einem Topauto verdient, bislang hatte er das nie. Es wäre auch eine Rückkehr zu Mercedes und eine Umkehr der Geschichte: Einst holte Ron Dennis lieber Räikkönen als den Mercedes-Junior Heidfeld. Jetzt sprechen wohl auch die McLaren-Statistiken für den Mönchengladbacher.

Die Engländer hoffen noch immer auf das Traumduo Hamilton und Jenson Button, das aber wohl nur eine Chance hat, wenn Brawn und der Champion sich nicht einigen - wonach es derzeit nicht aussieht. Natürlich würde McLaren gerne die 1 auf dem Auto behalten und ganz ehrlich: Button stufen derzeit nicht wenige etwas unter Hamilton ein, so dass dieser daran keinen Anstoß nehmen sollte.