1. - S wie Startaufstellung

Die Trainingsergebnisse hatten es angedeutet, im Qualifying lieferte Lewis Hamilton mit drei Sessionbestzeiten die Bestätigung: An ihm und McLaren Mercedes führte bislang auf der neuen Strecke in Abu Dhabi kein Weg vorbei. "Ich hatte keine Zweifel daran, dass wir es schaffen können", sagte der Pole-Mann. "Man konnte leicht Fehler machen, aber zum Glück habe ich das nicht, also bin ich glücklich mit meiner Runde."

Fast sieben Zehntel nahm Hamilton seinem ersten Verfolger Sebastian Vettel ab. "Wenn man nach vorne schaut - und unser Blick ist immer nach vorne gerichtet - dann ist der Abstand doch etwas überraschend", gestand der Red Bull Pilot. "Wir wussten, dass McLaren stark ist, aber natürlich sind wir überrascht, dass am Ende so ein großer Abstand herausgesprungen ist. Nichtsdestotrotz war es glaube ich das Maximum."

Auch Mark Webber musste sich Hamilton als Dritter geschlagen geben, immerhin bestätigte er die gute Form der roten Stiere. "Kein Zweifel, die McLaren sind schnell", sagte Webber. "Ich bin von Lewis' Zeit überrascht." Andererseits spiegele es die zweite Saisonhälfte wider. In dieser sammelte Hamilton die meisten Punkte - noch vor Vettel und Webber sowie den Brawn-Piloten.

Letztere reihten sich auf den Positionen 4 und 5 ein. "Unser Auto ist noch sehr konkurrenzfähig, aber die Red Bull und McLaren scheinen vor uns zu sein", gestand Rubens Barrichello, der sich als Vierter für das letzte Saisonrennen qualifizierte. Jenson Button klagte ab dem Q3 mit viel Benzin und neuen Reifen über Vibrationen. "Immer wenn ich auf die Bremse trat, hatte ich massive Vibrationen, die das Lenkrad durchschüttelten." Ihn juckt das wenig, den WM-Titel hat er aber schon in der Tasche.

2. - S wie Start

Noch nie sind 20 F1-Autos auf die erste Kurve in Abu Dhabi zugerast, wie also wird es nach der ersten Runde aussehen? Sebastian Vettel interessiert sich weder für KERS bei seinem Gegner Hamilton noch für enge erste Kurven. Seine Devise lautet voller Angriff. "Wir fahren von der zweiten Position los, der Weg zur ersten Kurve ist nicht allzu weit und ich glaube, der KERS-Effekt ist da nicht allzu groß", glaubt er und erwartet einen spannenden Start.

Natürlich müsse er selbst erst einmal wegkommen, was in dieser Saison nicht gerade zu den Stärken seines Teams zählte, "aber die anderen auch. Ich denke, unsere Starts waren in letzter Zeit gut", so Vettel.

3. - S wie Strecke

Der Yas Marina Circuit ist kein neues Spa oder Suzuka, aber die Strecke hat ihren eigenen Reiz. "Sie bietet alles, was man sich wünscht", sagt Nick Heidfeld. Von der Streckenführung her sei die Runde sehr schön aufgeteilt. "Der erste Sektor hat in Kurve 2 und 3 zwei schnelle Kurven, der zweite hat die beiden langen Geraden, auf denen man überholen können sollte, und der dritte Abschnitt ist eng und kurvig, aber trotzdem flüssig zu fahren."

Dieser letzte Sektor ähnelt einem Stadtkurs. "Er ist nicht einfach, dort haben wir auch schon im freien Training einige Ausrutscher gesehen", erinnert Heidfeld. Besonders heikel ist die Boxenausfahrt, die durch einen Tunnel auf die Strecke zurückführt. "Der Rest der Strecke war einigermaßen sauber gefahren von den Rahmenrennen, aber die haben ihre eigene Boxenanlage und Ausfahrt. Von daher war der Tunnel am Freitag noch besonders staubig, ich habe dort einmal quer gestanden."

Sebastian Vettel jagt Lewis Hamilton., Foto: Sutton
Sebastian Vettel jagt Lewis Hamilton., Foto: Sutton

Problematisch waren auch die Reifen, die im Qualifying lange brauchten, um auf Temperatur zu kommen, weshalb die Top10 im Q3 keinen Reifenwechsel einlegten. "Die Reifen brauchen lange, da hilft wenig Abtrieb nicht. Da ist mehr Abtrieb besser, um sie zum Arbeiten zu bekommen", verrät Heidfeld. "Es wäre schneller gewesen, wenn wir einen Flügel gehabt hätten, der ein paar km/h mehr Top Speed bringt und dafür nur ein paar Punkte in den Kurven gekostet hätte, aber den haben wir nicht."

4. - S wie Strategie

Vor dem Wochenende hielten viele Experten eine Zweistoppstrategie auf der neuen Strecke für die wahrscheinlichste, doch für die Piloten außerhalb der Top10 bietet sich auch eine Einstoppstrategie an. Safety Car Phasen sind aufgrund der großzügigen Auslaufzonen nicht zu befürchten - nur im Boxengassentunnel könnte es bei einem Unfall eng werden.

Lewis Hamilton besitzt das leichteste Auto der Top-3, allerdings ist seine Spritladung nicht so viel geringer als die seiner Verfolger. Unsere Hochrechnungen sehen Hamilton nur eine Runde vor Sebastian Vettel und zeitgleich mit Mark Webber an die Box kommen. Länger können von den Top10 nur die beiden Deutschen Nick Heidfeld und Nico Rosberg draußen bleiben. Dahinter haben die beiden Renault-Piloten und Kazuki Nakajima schwer aufgetankt, sie sind wohl auf einer Einstoppstrategie unterwegs.

Qualifying-Positionen und Gewichte (kg)

1 L. Hamilton 658,5 kg (18. Runde)
2 S. Vettel 663,0 kg (19. Runde)
3 M. Webber 660,0 kg (18. Runde)
4 R. Barrichello 655,0 kg (17. Runde)
5 J. Button 657,0 kg (17. Runde)
6 J. Trulli 661,0 kg (19. Runde)
7 R. Kubica 654,5 kg (16. Runde)
8 N. Heidfeld 664,0 kg (20. Runde)
9 N. Rosberg 665,0 kg (20. Runde)
10 S. Buemi 661,5 kg (19. Runde)
11 K. Räikkönen 692,0 kg (30. Runde)
12 K. Kobayashi 694,3 kg (31. Runde)
13 H. Kovalainen 697,0 kg (32. Runde)
14 K. Nakajima 704,0 kg (35. Runde)
15 J. Alguersuari 696,5 kg (32. Runde)
16 F. Alonso 708,3 kg (36. Runde)
17 V. Liuzzi 695,0 kg (31. Runde)
18 A. Sutil 696,0 kg (32. Runde)
19 R. Grosjean 710,8 kg (37. Runde)
20 G. Fisichella 692,5 kg (30. Runde)

Die Angaben der ersten Boxenstopps basieren auf einer Hochrechnung von Motorsport-Magazin.com und sind ohne Gewähr.

5. - S wie Sicht

Viel wurde vor dem Wochenende über den Tag-/Nachtwechsel während des Rennens gesprochen. Aber die Fahrer spürten das nicht: "Die Sicht bei Sonnenuntergang und im Zwielicht ist eigentlich kaum ein Problem", meint Heidfeld. "Am Samstag war das Licht stichiger, aber die Strecke ist zum Glück so gebaut, dass man nur in einer Kurve mit dem Gegenlicht zu tun hat, und die geht ohnehin voll." Zudem betonte Sebastian Vettel, dass der Sonnenuntergang in 20 Minuten erledigt sei.

Allerdings haben mehrere Fahrer angemerkt, dass die Flutlichtanlage in Singapur besser und heller sei. Um mit dem Zwielicht klarzukommen und später für das Nachtrennen gerüstet zu sein, starten die Piloten mit unterschiedlichen Abreißvisieren. "Ich werde hier mit einem leicht gelb getönten Visier starten, über das wir dunklere Abreißvisiere legen, von denen ich mich dann nach und nach verabschiede", verrät Heidfeld.

6. - S wie Scheiden

Der erste Große Preis von Abu Dhabi ist nicht nur das letzte Saisonrennen 2009, sondern auch das große Abschiedsrennen des Jahres. Bei den Teams heißt es von BMW Sauber Abschied nehmen, die im besten Fall unter einem neuen Namen und mit einem neuen Besitzer zurückkehren. In der Technikabteilung wird zum letzten Mal mit KERS gefahren, das 2010 zwar weiter erlaubt bleibt, aber laut FOTA-Beschluss nicht zum Einsatz kommt. Auch die Tankanlagen sagen leise Servus: Ab 2010 ist Nachtanken verboten.

Bei den Fahrern verabschiedet sich Giancarlo Fisichella definitiv vom Einsatzcockpit bei Ferrari. Er kehrt höchstens als Test- und Ersatzfahrer zurück, möchte aber unter Umständen doch noch irgendwo ein Renncockpit ergattern. Fernando Alonso, Robert Kubica und Nico Rosberg verlassen zudem ihre aktuellen Rennställe in Richtung neuer Herausforderungen bei anderen Teams.

7. - S wie Spannung

Beim letzten Saisonrennen möchten alle noch einmal zeigen, was in ihnen steckt und sich mit einem Erfolgserlebnis in die Winterpause verabschieden. Obwohl die Weltmeistertitel bereits vergeben sind, wird dahinter noch munter um die Positionen gekämpft. BMW Sauber möchte zum Abschied an Williams vorbeiziehen, Ferrari greift noch einmal nach McLaren und Sebastian Vettel würde nur zu gerne den Titel des Vizeweltmeisters erringen.

Die langen Geraden versprechen einige Überholmanöver., Foto: Sutton
Die langen Geraden versprechen einige Überholmanöver., Foto: Sutton

Aber der Reihe nach: "Es wird schwierig, denn McLaren ist sehr konkurrenzfähig", weiß Kimi Räikkönen, dass er mit Ferrari eine Art Mission Impossible beginnt. McLaren liegt in der Konstrukteurswertung nur einen Punkt vor Ferrari, aber Hamilton steht auf der Pole, Räikkönen zehn Plätze dahinter. "Wir werden alles geben, um ein paar Punkte zu holen und hoffen dann auf etwas Glück", sagt der Finne. Sein Teamchef baut auf ein kleines Wunder: "Das Rennen muss erst noch gefahren werden und in diesem Sport haben wir schon oft gesehen, dass man nichts als gegeben hinnehmen darf."

Rubens Barrichello braucht kein Wunder, aber eine gute Leistung, um Vettel in der Fahrerwertung zu überholen. Der Brasilianer kündigte an: "Ich werde Vollgas für das beste Ergebnis geben." Auch Vettel erwartet ein spannendes Rennen. "Ich glaube, unser Auto funktioniert gut. Sowohl Mark als auch ich scheinen speziell auf einem längeren Run gut unterwegs zu sein, also lassen wir uns überraschen."

Besonders spannend wird sein Kampf gegen das KERS-Auto von Lewis Hamilton. "Der Start und die erste Runde werden entscheiden und dann natürlich der Weg auf die lange Gerade", prognostiziert Vettel. "Entweder muss man verteidigen oder von hinten überholen. Es macht schon ein wenig aus, wenn man einen Knopf am Lenkrad hat, wo KERS draufsteht und auch KERS drinsteckt." Heikki Kovalainen bezifferte den KERS-Anteil am Freitag auf dreieinhalb bis vier Zehntel.

"Es kommt darauf an, ob man auf dieser Strecke dazu in der Lage ist, das volle Energiepotenzial pro Runde hereinzubremsen", sagt Mario Theissen. "Wenn er das schafft, kann er im Prinzip auf jeder Runde diesen Vorteil erzielen." Kovalainen war am Freitag davon überzeugt, dass McLaren KERS auf jeder Runde voll ausreizen kann.

Vettel glaubt dennoch, dass er ein KERS-Auto auf der 1,2 km langen Geraden hinter sich halten kann. "Natürlich kann man das, wenn man bis dahin schon einen großen Abstand herausgefahren hat, aber es sind nicht allzu viele Kurven dafür Zeit. Das ist eigentlich das Schöne am Motorsport, man kann nichts vorhersagen. Egal, wie man es sich denkt, es kommt immer anders und man ist vor nichts geschützt." Auch nur vor kleinen Überraschungen, wie Theissen betont: "Wir haben in den letzten Rennen so viele Überraschungen gesehen, warum dann nicht auch hier?"