Drei Fahrer können noch Weltmeister werden. Zwei davon scheinen auf den ersten Blick vollkommen unterschiedlich zu sein, haben aber einen ähnlichen Ursprung: Jenson Button begann seine Formel-1-Karriere bei BMW Williams, Sebastian Vettel bei BMW Sauber. Entsprechend gut kann BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen die beiden Titelanwärter vergleichen.

Button & Vettel: Verschiedene Typen

"Sie sind unterschiedliche Charaktere, ganz verschiedene Typen", sagt Theissen. "Beide waren sehr jung, als sie mit uns begonnen haben." Button ist mit 19 Jahren das erste Mal in ein F1-Auto von BMW Williams gestiegen, Vettel fuhr mit 19 sogar schon sein erstes Rennen in Weiß und Blau. "Es ist schön zu sehen, dass heute zwei Fahrer um den Titel kämpfen, zu denen wir eine Beziehung haben."

Sebastian Vettel kann Theissen natürlich etwas besser beurteilen als Jenson Button. "Jenson ist damals sehr unbekümmert hereingestolpert. Es war eine Chance, die für ihn eher unerwartet war, die er aber genutzt hat." Vettel kennt Theissen schon fünf Jahre länger aus der Formel BMW. "Er hat mich mit 14 zum ersten Mal am Hemd gezupft und gesagt, dass er demnächst bei uns fahren möchte."

Vettel: Talent, Intelligenz und Einstellung

Mit Lob spart Theissen nicht für den ehemaligen BMW-Zögling: "Sebastian ist eine außergewöhnliche Mischung aus Talent, Intelligenz und einer professionellen Einstellung", analysiert er. "Das hat sich sehr früh gezeigt. Danach hat er es konsequent in Resultate umgesetzt. Die Erfolgsquote in seiner zweiten Formel BMW Saison wird sicher keiner mehr überbieten." Ohne zu zögern zählt Theissen die Ergebnisse auf: "18 Siege aus 20 Rennen, ein zweiter und ein dritter Platz. Unglaublich."

Jenson Button begann seine Karriere bei BMW Williams., Foto: Sutton
Jenson Button begann seine Karriere bei BMW Williams., Foto: Sutton

Genauso habe er auf dem Weg in die Formel 1 weiter gemacht und sich schnell in dieser etabliert. "Er fährt mit gerade einmal 22 Jahren um den WM-Titel, ganz gleich wie es ausgeht, das ist klasse." Vor allem die frühe Reife hat es Theissen angetan. "Er weiß ganz genau, welche Faktoren zusammen kommen müssen, damit er den Erfolg haben kann. Er kümmert sich auch darum, dass alles stimmt. Trotzdem hat er den Humor nicht verloren."

Ein verdienter Champion

Bei Button habe diese Reifen in jungen Jahren bei BMW Williams noch gefehlt. "Inzwischen sehe ich sie schon", betont Theissen. "Damals war er noch mit offenen Augen unterwegs und sicher nicht so gut vorbereitet wie Sebastian, als er in die F1 kam. Aber wie Jenson jetzt das Thema angeht, hat er es längst intus." Das muss er auch, denn als Führungsfahrer und Titelanwärter muss er eine Schlüsselrolle im Team einnehmen, auch außerhalb des Cockpits. "Er muss sich darum kümmern, das Optimum aus dem Paket herauszuholen."

Das ist ihm in der ersten Saisonhälfte erfolgreicher gelungen als in der zweiten. Trotzdem würde Theissen Button den Titel gönnen. "Wer nach der Saison oben steht, ist ein verdienter Weltmeister", sagt er. "Das gilt für alle drei Fahrer im Titelrennen, keine Frage. Wenn Jenson in der ersten Hälfte so stark war, dass er trotz Schwächephase in der zweiten Hälfte Weltmeister wird, hat er es auch verdient."