Der Singapur-Skandal aus dem letzten Jahr lässt Felipe Massa keine Ruhe. Zum wiederholten Male sagte er im Vorfeld des Großen Preises von Brasilien, dass sein zukünftiger Ferrari-Teamkollege Fernando Alonso von dem absichtlichen Unfall seines damaligen Renault-Teampartners Nelson Piquet Jr. gewusst haben müsse. Zwar versuchte Ferrari die Wogen mit einem abgeschwächten Massa-Statement zu glätten, doch so wirklich funktionierte das nicht.

Der Frust des Brasilianers sitzt zu tief, in dieser Saison bei keinem Rennen mehr im Cockpit zu sitzen, obwohl er sich selbst dazu in der Lage sieht. Dann ignoriert er auch schon mal den Ratschlag seines Teamchefs Stefano Domenicali, der ihm eigentlich geraten hatte, nichts mehr zum Thema Alonso und Crashgate zu sagen. Massa glaubt hingegen noch immer, dass ihm das arrangierte Rennergebnis von Singapur den WM-Titel gekostet hat.

Vielleicht nur ein Missverständnis

Besagter Alonso liegt da schon eher auf der Ferrari-Wellenlänge. Wie in den Wochen vor der Bekanntgabe seines Wechsels pflegt er auch weiterhin schon die italienische Sprachregelung bei strittigen Fragen. So übertrumpfte er sich selbst mit Beispielen von der Ferrari-Familie und einer tollen Beziehung zu seinem neuen Teamkollegen. Dabei stand noch seine Renault-Pressebetreuerin und kein Ferrari-Pressemann hinter ihm.

"Ich weiß ja gar nicht, ob es wahr ist, vielleicht gab es ein Missverständnis mit der Presse", ließ sich Alonso nicht aufs Glatteis führen. Stattdessen spielte er die Aussagen herunter: "Es ist schwierig zu sagen, was er gesagt hat, denn später hat er etwas anderes gesagt." Für ihn sei es ohnehin nicht wichtig. Der FIA-Weltrat habe klar festgestellt, dass er nichts mit dem Piquet-Unfall zu tun gehabt und er auch nichts davon gewusst habe.

Eine große Familie

An der Beziehung zu Massa verändere sich durch die Aussagen des Brasilianers nichts. "Es wird toll", sprudelte Alonso voller Ferrari-Vorfreude. "Bei Ferrari ist die Gruppe wichtiger als der Einzelne. Die Mechaniker, die Fahrer, der Präsident, der Teamchef - alle sind Teil des Teams, eine große Familie. Felipe und ich werden ein sehr starkes Team sein. Dass er sich gut erholt, ist eine sehr gute Nachricht für das Team."

Sollte Massa ihm am Wochenende in Interlagos über den Weg laufen, wird Alonso das Gespräch suchen, allerdings nicht über Singapur 2008. "Wenn wir uns unterhalten, werden wir über seine Genesung und seine Erfahrungen bei Ferrari sprechen", sagt Alonso. "Ich muss seine Erfahrung im Team nutzen, um mich schneller einzugewöhnen. Alles, was ich mit Felipe bespreche, wird eine riesige Hilfe für mich sein, um das Team besser kennen zu lernen. Wir haben nur ein Ziel: Ferrari wieder an die Spitze der Formel 1 zu bringen. Felipe und ich können das gemeinsam schaffen."

Am Verhältnis der beiden Piloten sei nichts falsch. "Wir haben einige Male auf der Strecke gegeneinander gekämpft, etwa in Barcelona und am Nürburgring 2007", erinnert er sich, "aber im letzten Jahr habe ich ihn trotzdem in der WM unterstützt und glaubte daran, dass er Weltmeister werden könnte. Leider hat er es nicht geschafft." Im nächsten Jahr möchte Alonso selbst für Ferrari Weltmeister werden. Denn so weit geht die Liebe in der roten Familie dann wohl doch nicht.