Nick Heidfeld erlebte eine merkwürdige Saison. Im Winter träumte er mit seinem Team vom großen Angriff auf den WM-Titel. Im Frühjahr kam die Ernüchterung, beim Saisonauftakt der große Frust. Danach ging es langsam bergauf, aber bis ganz an die Spitze reicht es bis zum Saisonende nicht mehr.

"Wir waren bei den ersten Rennen enttäuscht, wollten um den Titel mitfahren, weil wir im Winter ein gutes Gefühl hatten", erinnert er sich. Andererseits sei er lange genug im Geschäft dabei, um zu wissen, dass in der Formel 1 nichts garantiert ist. Trotzdem war es für ihn hart, bei den ersten Rennen im hinteren Drittel des Feldes zu fahren. Ab Barcelona ging es vorwärts, auch weil das Team KERS ausmusterte.

"Es hat mir nicht geholfen, leider haben wir nicht schnell genug entwickelt, sonst hätten es von Vorteil sein können", sagt Heidfeld. Das haben McLaren und Ferrari mit drei KERS-Siegen in der zweiten Saisonhälfte bewiesen. Heidfelds Bilanz: "Ein Podestplatz in Malaysia bei extremen Bedingungen und ein verpasste vierter Platz in Suzuka, der das beste Ergebnis gewesen wäre, was wir aus eigener Kraft mit unserer Pace erzielen hätten können." Das sei nicht schlecht, wenn man bedenkt, wo BMW Sauber in den ersten vier Rennen gelegen hat.

Toro Rosso als Geheimfavorit

In Brasilien hofft Heidfeld auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. "Ich mag die Strecke sehr, glaube aber nicht, dass wir so gut sein werden wie in Suzuka."

Als Geheimfavoriten hat er Toro Rosso auf dem Schirm: "Auf sie bin ich gespannt", sagt er. "Sie haben beim letzten Rennen nicht viel aus ihren Möglichkeiten gemacht. Da hätten sie vorne rein fahren müssen. Wenn sie hier genauso schnell sind, gibt es einen Gegner mehr da vorne."

Kein Überholvorteil

Die neuen Regeln für 2009 kamen Heidfeld und seinem Team nicht gelegen, aus Zuschauersicht empfindet er sie aber als gelungen. "Sie haben alles durcheinander gewürfelt", sagt Heidfeld. "Niemand hätte Brawn GP als Konstrukteursweltmeister erwartet."

Die Rennen seien auch eng gewesen, nur das Überholen wurde nicht wie geplant einfacher. "Das ist wahrscheinlich der größte Nachteil", gibt er zu. "Wir haben beinahe so viel Downforce wie im letzten Jahr, dabei war es das Ziel, den Abtrieb zu halbieren." Verantwortlich sind die immer ausgereifteren Doppeldiffusoren. "Zu Saisonbeginn hatte ich das Gefühl, dass ich den Autos einfacher folgen konnte, jetzt ist es wieder schwieriger."