Die Wahl zum neuen FIA-Präsidenten am 23. Oktober droht im Chaos zu versinken. Denn der Daily Telegraph berichtet, dass sich einige hochrangige FIA-Offizielle aktiv zu Gunsten Jean Todts in den Wahlkampf eingemischt haben. So hatte zwar Max Mosley lediglich öffentlich kundgetan, dass er Todts Kandidatur gegen Ari Vatanen unterstütze, die Handlungen anderer lassen aber an der Neutralität des Weltverbands generell zweifeln. So wurden in der Zeitung Auszüge aus einigen E-Mails veröffentlicht, die der FIA Generaldirektor Peter Doggwiler und der Generaldirektor der FIA Foundation, David Ward, verschickt haben.

Darin ist erkennbar, dass beide aktiv Lobbying-Arbeit für Todt betrieben haben. In einer Mail von Doggwiler an einige der wichtigsten Unterstützer schrieb er: "Intensiviert eure Anrufe an kleinere Klubs und vor allem die Motorsport-Klubs. (...) Ich werde eine neue Lobbying-Liste an jene von euch schicken, wo sich Änderungen ergeben haben und ich werde euch diese Woche anrufen, damit wir sehen, wo wir stehen, damit wir einen passenden Bericht an Jean weiterleiten können."

Die Heuchlerei der Großen

In einer E-Mail von Ward war zu lesen, dass er Gespräche bezüglich einer "intensiveren Lobbying-Strategie" geführt habe. Darin wird auch seine Teilnahme am Kabinett von Todt deutlich. An eine andere Mail war ein Attachment angehängt, in dem die Kampagnen-Bekanntgabe von Todt war und um Zusätze für den Text gebeten wurde. Zudem stimmte er zu, die Lobbying-Strategie bei kleineren Klubs zu intensivieren, um die "Heuchlerei der größeren Klubs offenzulegen und sicherzustellen, dass die kleineren Klubs bei uns bleiben."

Einige dieser E-Mails wurden von Adressen der FIA Foundation verschickt, weswegen der Daily Telegraph davon ausging, dass die Charity Commission Direct, zu der die Foundation gehört, nicht besonders erfreut sein wird. In den Richtlinien der Charity Commission Direct steht unter anderem, dass man ihre Einrichtungen nur dazu verwenden darf, um ihre Ziele zu verfolgen und dass ein Angestellter nichts tun darf, womit das Ansehen der Einrichtung in Gefahr gebracht wird. In den FIA-Statuten ist zwar kein Verbot festgeschrieben, wonach Angestellte nicht für einen Kandidaten werben dürfen, doch es gilt das französische Gesetz, weswegen einer der führenden britischen Sportanwälte, Oliver Hunt, einen Bruch der Neutralität sah.

Zur Neutralität verpflichtet

"Ich bin zwar kein Experte in französischem Recht, aber mein Verständnis der grundlegenden Voraussetzungen für einen Wahlprozess in Frankreich sieht so aus, dass es die absolute Verpflichtung zur Neutralität gibt. Das gilt auch für Non-Profit-Organisationen wie die FIA", betonte Hunt.