Wie wichtig ist die Fertigstellung des ersten Windkanalmodells?
Mike Gascoyne: Der Beginn der Windkanaltests ist immer ein wichtiger Schritt in der Entwicklung eines neuen Formel-1-Autos, aber es ist besonders aufregend, wenn man wie wir in der Vorbereitung für die erste Saison steckt. Es war eine sehr anstrengende Zeit seit unserer Bestätigung durch die FIA. Wir hatten bereits seit einigen Monaten an unserer Bewerbung gearbeitet und hatten deshalb schon Aspekte der Teaminfrastruktur fertig; die Finanzen, die Fabrik und das Topmanagement. Sobald unsere Einschreibung Mitte September bestätigt wurde, konnten wir die Personalaufstockung und die Fahrzeugentwicklung vorantreiben und das machen wir jetzt gerade.

Wie genau sieht die Verbindung zu Malaysia aus?
Mike Gascoyne: Unsere Einschreibung wurde nur möglich, weil wir die Finanzierung aus dem malaysischen Privatsektor erhalten haben. Lotus F1 Racing wird ein malaysisches Team durch und durch sein. Zudem erhalten wir wertvolle Unterstützung von der malaysischen Regierung durch die 1Malaysia Initiative, weshalb wir die malaysische Flagge in der Formel 1 hochhalten werden. Ich berate mich täglich mit unserem Teamchef Tony Fernandes über unsere Pläne und verbringe momentan einige Zeit in Malaysia, um Vorstellungsgespräche mit potenziellen Kandidaten für technische Positionen zu führen. Das Team ist auch dabei, malaysische Angestellte für andere Positionen, inklusive Administration, Marketing und PR zu suchen.

Das Team ist derzeit in Großbritannien angesiedelt, aber es gibt einen langfristigen Plan, es nach Malaysia zu verlegen.
Mike Gascoyne: Die Langzeitvision ist es, ein Technikzentrum am Sepang International Circuit zu errichten. Die Planung hat bereits zusammen mit Tony Fernandes und seinen Geschäftspartnern begonnen. Natürlich dauert das eine Weile, weshalb wir uns vorerst für eine Zentrale in der RTN Fabrik in Hingham entschieden haben. Von dort werden wir unser F1-Projekt leiten, während wir unsere malaysische Anlage aufbauen. Letztlich wird das Team in Malaysia stationiert sein, aber wir werden eine kleine Basis in England behalten, die uns einen logistischen Vorteil geben wird, wenn wir in Europa fahren.

Das erste Windkanalmodell von Lotus ist fertig., Foto: LotusF1
Das erste Windkanalmodell von Lotus ist fertig., Foto: LotusF1

Welche technischen Partnerschaften bestehen bereits?
Mike Gascoyne: Wir haben mit Fondtech zusammengearbeitet, um die Aerodynamik zu entwickeln, aber auch mit dem Getriebespezialisten Xtrac. Wir haben einen Motorenvertrag mit Cosworth und genießen die Unterstützung eines Ingenieurs- und Verbundstoffteams in Malaysia, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Autos spielen.

Ist die Zeit wirklich ausreichend, um das Auto und das Team bis zum ersten Rennen in Bahrain aufzubauen?
Mike Gascoyne: Man kann der Herausforderung, der wir uns gegenüber sehen, nicht entfliehen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir die Aufgabe bewältigen können. Unser Ziel ist es, das Auto für ein Rollout Mitte Februar fertig zu haben, damit wir unsere Testfahrten vor dem Saisonstart Mitte März absolvieren können.

Wie sehen die Erwartungen für das erste Jahr aus?
Mike Gascoyne: Wir müssen realistisch bleiben. Wir sind ein neues Team und wir beginnen die Entwicklungsarbeit sehr spät. Es wird schon eine Leistung sein, zwei Autos in Bahrain am Start zu haben. Hoffentlich werden wir uns bis zur Saisonmitte als bestes der neuen Teams etabliert haben. Danach möchten wir weitere Fortschritte für den Rest des Jahres machen.

Wie stark wird das F1-Team in die Lotus Gruppe integriert sein?
Mike Gascoyne: Es ist eine große Ehre, mit einer so historischen und prestigeträchtigen Marke wie Lotus verbunden zu sein. Ich habe für Lotus sehr viel Respekt. Wir werden sehr eng mit der Lotus Gruppe zusammenarbeiten und alles dafür tun, um sicherzustellen, dass der Lotus-Name von unserem Team mit Respekt behandelt wird.

Gibt es bereits eine Entscheidung über die Fahrer?
Mike Gascoyne: Wir haben uns genau auf dem Fahrermarkt umgesehen, um die bestmöglichen Optionen für das nächste Jahr festzulegen, inklusive malaysischer Fahrer, aber noch haben wir keine Entscheidung getroffen. Wir brauchen vielseitige Fahrer, die zuverlässig und technisch gut sind. Sie müssen uns dabei helfen, das Auto während der Saison weiterzuentwickeln, aber gleichzeitig brauchen wir auch Fahrer, die hungrig auf Ergebnisse sind und die jederzeit das letzte Bisschen aus dem Auto herausquetschen können.