Christian, gibt es schon Neuigkeiten, was ein Renncockpit für 2010 angeht?
Christian Klien: Was ich bestätigen kann, ist, dass mich drei Teams angesprochen haben, ob ich 2010 verfügbar wäre. Mit diesen stehe ich in Kommunikation. Um über Details zu reden ist es aber noch zu früh. Für mich hat eine mittelfristig gute Lösung Priorität vor einer schnellen Unterschrift, die vielleicht in eine Sackgasse führt. Ich bin ja erst 26 und habe sicher noch ein paar Jahre in der Formel 1 vor mir.

Wie konkret sind die Kontakte zu den drei Teams?
Christian Klien: So konkret, dass von beiden Seiten Interesse an einer Zusammenarbeit und einem Rennsitz für 2010 besteht.

Warum wird um diese Verhandlungen immer so ein Geheimnis gemacht?
Christian Klien: Mir ist klar, dass die Medien gerne tägliche Wasserstandsmeldungen hätten. Aber in der Formel 1 redet man prinzipiell nicht über ungelegte Eier. Das ist auch in der Wirtschaft bei der Vergabe von Spitzenpositionen so üblich. In jedem Fall stehen Sponsor- und Team-Interessen dahinter und es wäre nicht klug, halbfertige Informationen zu veröffentlichen.

Ist das Team in Hinwil eine der Optionen?
Christian Klien: Ich bin derzeit beim Team in Hinwil unter Vertrag. Die Zusammenarbeit hat in den letzten zwei Jahren hervorragend geklappt. Man kennt sich gegenseitig sehr gut. Ich gehe davon aus, dass dieses starke Team auch 2010 am Start sein wird. Wie ich schon unmittelbar nach dem Verkauf des BMW Sauber F1 Teams angemerkt habe, ist das Nachfolgeteam eine logische und wünschenswerte Option für mich.

Wann dürfen wir mit einer Bekanntgabe rechnen?
Christian Klien: Der Zeitpunkt ist nicht so entscheidend. Die Saison geht ja nur noch zwei Wochen. Aber manche Teams werden vielleicht erst knapp vor Saisonbeginn erstmals testen. Die Qualität der Entscheidung ist für mich wichtiger als der Zeitpunkt.

Wovon hängt der Zeitpunkt ab?
Christian Klien: Zum einen, davon, wann die letzten Deals der Spitzenteams im Trockenen sind. Konkret wird sich einiges bewegen, wenn die Zukunft von Kimi Räikkönen geklärt ist. Dann werden wieder einige Puzzlesteine zusammengesetzt. Zum anderen kann das Spiel oft unerwartet von vorne beginnen. Wie man am Beispiel Renault gesehen hat, ist dort plötzlich Platz in Cockpits, die bisher nur für eine Management-Schiene vorgesehen waren.

Wer sind deine Konkurrenten um diesen Job?
Christian Klien: In der Formel 1 ist viel in Bewegung. Es sind einige Fahrer auf dem Markt. Glaubt man Medienberichten, müssten nächstes Jahr um die 50 Fahrer einen Job in der Formel 1 haben. Ich kann nur bestätigen, dass es deutlich weniger sind, die ernsthaft in Frage kommen. Mit 26 Jahren schon über sechs Jahre Formel 1-Erfahrung zu verfügen, ist eine eher rare Kombination. Dazu habe ich mich neben dem F1 Testfahrerjob auch im Prototype Racing rennfit gehalten und bin ich bei den Rennen in Sebring, Spa und den 24 Stunden von Le Mans angetreten.

Am kommenden Wochenende fährt die Formel 1 in Brasilien. Wird dort weiter verhandelt?
Christian Klien: Am Wochenende konzentriere ich mich auf meine Aufgabe als Ersatzpilot. Wie man nun bei Toyota sieht, kann der dritte Fahrer jederzeit gebraucht werden. Schon die Hälfte der Teams hat heuer Fahrer wechseln müssen. Außerdem werde ich diesmal die Gelegenheit zu einem besonderen Besuch nützen: Unser Physiotherapeut Jo Leberer und ich werden das Grab von Ayrton Senna am Morumbi-Friedhof besuchen. Senna war für mich ein Idol meiner Kindheit. Und Jo war bis zu seinem tragischen Tod vor 15 Jahren sein Physiotherapeut und Freund.