Soll keiner sagen, man habe als Rennfahrer nichts zu tun, wenn man im Moment keine Rennen fährt. In der letzten Woche war ich richtig gut beschäftigt, da gab es wirklich fast keine Minute Pause. Erst war ich zwei Tage in Abu Dhabi, wo ich bei einem Promotion-Event auch einige Journalisten im Formel-1-Doppelsitzer um die Strecke befördert habe. Ich hatte dabei eine Menge Spaß, lerne auch die Strecke dort, die wirklich ziemlich anspruchsvoll ist, immer besser kennen - aber ich denke und hoffe, dass meine Mitfahrer noch mehr Spaß dabei hatten.

Ich habe schon versucht, ihnen wirklich zu zeigen, was sich da so in einem Formel-1-Auto abspielen kann, beim Bremsen, beim Beschleunigen, in den Kurven. Ich würde sagen, ich bin so etwa 85 bis 90 Prozent des maximal Möglichen gefahren. Erstens darf man mit einem Passagier im Auto natürlich schon aus Risikogründen nicht wirklich ganz ans Limit gehen, zweitens man muss mit diesen nicht gerade mehr ganz neuen Autos auch aufpassen, dass man sie nicht überbeansprucht - meines hatte eh zwischendurch mal einen Defekt.

Bruno Senna saß in Jerez mal wieder in einem Formelauto., Foto: Sutton
Bruno Senna saß in Jerez mal wieder in einem Formelauto., Foto: Sutton

Aber ich war auch zweieinhalb bis drei Sekunden pro Runde schneller als Martin Brundle, der das andere Auto fuhr - also denke ich, dass meine Mitfahrer schon das intensivere Erlebnis hatten. Sie haben mir zumindest auch gesagt, dass sie doch sehr beeindruckt waren.

GP2-Vergangenheit: Einmaliger Test

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch bin ich zurück geflogen nach London, dann gleich weiter nach Jerez, wo ich am Donnerstag für einen Tag wieder mal ein GP2-Auto gefahren bin, das hatte ich schon im Sommer mit iSport vereinbart, dass ich einen Testtag für sie bestreiten würde. Einerseits konnte ich meinem früheren Team so noch einmal helfen, ihr Auto ein bisschen auszusortieren, sie hatten in dieser Saison ja ein paar Probleme, waren nicht so weit vorn dabei wie sonst, und da kam ihnen meine Erfahrung schon gelegen.

Aber auch mir hat es natürlich was gebracht, nach fast einem Jahr endlich mal wieder in einem Formel-Auto zu sitzen. Ich denke schon, dass es wirklich beiden Seiten etwas gebracht hat, das Team war jedenfalls angetan von den Sachen, die ich am Auto gefunden und analysiert habe, und ich selbst habe mich auch wieder gut eingeschossen. Es ist halt vom Fahren her doch ein großer Unterschied zwischen einem GP2- und dem LMS-Auto, aber wenn man dann drinsitzt, gewöhnt man sich ganz schnell wieder daran.

Natürlich wäre es schön gewesen, wenn am Ende auch noch ein paar Top-Zeiten auf dem Papier gestanden hätten, allein für die Optik. Dass das nicht so war, lag daran, dass ich mit dem ersten Satz neuer Reifen, als ich richtig schnell unterwegs war, selbst einen kleinen Fehler hatte und die Runde abgebrochen habe. Bevor wir den zweiten neuen Satz montiert haben, haben wir etwas am Auto verändert, dabei ist aber wohl ein kleiner Fehler passiert, so dass ich überhaupt nicht mehr richtig schnell fahren konnte, ich war sieben Zehntel langsamer als vorher, da ging gar nichts. Aber was soll's? Letztlich ging es für uns nicht darum, unbedingt Testbestzeiten zu fahren, sondern um die effektive Arbeit, also halb so schlimm.

F1-Zukunft: Diskrete Abwicklung

Als ich aus Jerez zurückkam, hatte ich in London noch Besuch von ein paar brasilianischen Freunden - Full House und auch ein bisschen Weggehen war angesagt, so eine richtige "Boys Night". Macht ja auch mal Spaß, war aber auch nicht gerade zum Entspannen geeignet - und Sonntag Nacht bin ich dann schon nach Brasilien geflogen, wo ich auch jetzt in der Woche vor dem Grand Prix natürlich einige Termine habe - natürlich auch in Hinblick auf meine Formel-1-Zukunft 2010.

Bruno Senna inspizierte bereits die Strecke in Abu Dhabi., Foto: Sutton
Bruno Senna inspizierte bereits die Strecke in Abu Dhabi., Foto: Sutton

Ich kann zu meinen Verhandlungen leider immer noch nichts Genaues sagen - ich weiß, dass überall in den Medien viel spekuliert wird, ich habe ja auch öffentlich gesagt, dass wir mit mehreren Team reden, auch interessante Angebote vorliegen haben. Aber solche Dinge müssen einfach diskret abgewickelt werden, bevor alles endgültig fix ist. Bis jetzt kann ich nur wiederholen, dass alles wirklich sehr gut läuft und ich optimistisch bin, recht bald gute Nachrichten zu haben, wobei das jetzt noch nicht heißen muss, dass es unbedingt schon beim Brasilien GP zu einer Ankündigung kommen muss.

Um einen Deal in der Formel 1 endgültig fix zu machen, gibt es halt auch immer viele Kleinigkeiten auszusortieren und es ist nicht immer genau abzuschätzen, wie lange so etwas im Endeffekt wirklich dauert. Ich werde hier in Brasilien jedenfalls weiter hart daran arbeiten, es ist das, worauf ich im Moment absolut fixiert bin... So, dass ich gar nicht wirklich einen Kopf dafür habe, am Donnerstag große Feiern zu meinem 26. Geburtstag zu starten. Meine Freunde hier wollen zwar unbedingt eine größere Fete veranstalten, aber ich selbst bin derzeit ganz darauf fokussiert, meine Zukunft endgültig zu sichern, das ist das einzige, was zählt.