Als der ganze Rummel um seinen Sieg vorbei war, kehrte Sebastian Vettel in die Boxengasse zurück, wo es vor dem Red-Bull-Kommandostand ein Gruppenfoto gab zum Anlass des Sieges. Vettel entdeckte zwischen den Pokalen die Siegerflasche Champagner, nahm sie in die Hand, blickte hinein in die Flasche und nahm einen großen Schluck abgestandenen Schaumwein, während das Team frische Flaschen verteilte. Aber wie schon im Rennen zuvor, hat Vettel auch diesmal die Situation richtig gelesen. Die neuen Flaschen waren nicht zum Trinken da. Das meiste davon landete auf seinem Kopf, als das Team das Edelgetränk auf Kommando spritzte.

Es war ein Rennen, wie Vettel sich schon lange eines gewünscht hatte. Zehn Punkte für ihn, zwei für Barrichello, einen für Button. Und das als Abschluss eines perfekten Wochenendes. Vettel hat sich in Japan keine Blöße gegeben. Er hat aus dem schnellsten Auto auf der Strecke von Suzuka alles herausgeholt und dabei keine Fehler gemacht.

Schon das Qualifying war eine Augenweide. In allen drei Teilen nur eine schnelle Runde, jeweils mit der schnellsten Zeit. Von der Pole aus musste er nur den Start für sich gewinnen, um danach seinen Vorsprung ins Ziel zu retten. "Ich wusste, dass Lewis und Jarno früher tanken als ich", sagte er. "Ich habe links auf Lewis und rechts auf Jarno aufgepasst. Erst am Ende der Startgeraden war Lewis plötzlich links neben mir. Aber da hatte ich schon die Innenbahn in die erste Kurve."

Danach war das Rennen gelaufen. Bei Vettels erstem Boxenstopp konnte sein Red-Bull-Team sogar auf Nummer sicher gehen: Vettel blieb viel länger als nötig beim Boxenstopp stehen, damit Nick Heidfeld in aller Ruhe zu seinem Boxenstopp vorbeifahren konnte und es zu keiner Kollision mit dem Landsmann kam. So sehen souveräne Siege aus.

Sebastian Vettel war in Suzuka nicht zu bremsen., Foto: Red Bull
Sebastian Vettel war in Suzuka nicht zu bremsen., Foto: Red Bull

Die Freude war Vettel anzumerken. "Noch zwei solche Wochenenden, und es sieht ganz gut aus", sagte er. Denn dann wäre er Weltmeister. Er liegt 16 Punkte hinter Button. 17 mehr muss er in den verbleibenden zwei Rennen holen, um Weltmeister zu werden, denn Button hat schon sechs Siege, Vettel hätte, selbst wenn er die restlichen zwei gewänne, nur fünf. Dennoch ist es ein fast aussichtsloses Unterfangen. Button muss sich ganz schön blöd anstellen, um den Titel noch zu verpassen. Aber jeder kann sich noch erinnern, wie Lewis Hamilton 2007 einen Vorsprung von 17 Punkten verspielte, in den letzten zwei Rennen 18 Punkte an Räikkönen verlor - und am Ende auch den Titel.

Vettel hat nichts zu verlieren. "Ich will die restlichen zwei Rennen gewinnen, und dann sehen wir, was die Konkurrenz macht", sagte er in Suzuka. Und die Konkurrenz ist offenbar nervös. Button wirkte fast schon verdächtig gelassen, als er sein WM-Chancen im Fahrerlager von Suzuka analysierte. Dabei sprach er nur von Barrichello als Gegner, gar nicht über Vettel. "Vor diesem Rennen musste Rubens fünf Punkte pro Rennen auf mich aufholen, jetzt sieben", sagte er. "Das ist gut für mich."

Auch so kann man sich die Welt schön reden. Denn eines ist sicher: Button weiß noch ganz genau, was Hamilton 2007 geschah. Erst auf Nachfrage sagte der Brite, dass Hamilton 2007 Fehler gemacht hat. "Sie hatten ein schnelles Auto, sind aber nicht ins Ziel gekommen. Wir müssen nur ins Ziel fahren." Aber auch das muss man erst mal umsetzen. "Alles kann passieren, wir sind hier, um zu kämpfen", sagte Vettel in Suzuka. Und grinste, als würde er seine verschwindend kleine WM-Chance geradezu genießen.