Erst blamierte sich Luca Badoer, jetzt bekleckert sich auch Giancarlo Fisichella nicht gerade mit Ruhm: 9. in Monza, 13. in Singapur und 12. in Japan. Alles andere als Ergebnisse, die man von einem Ferrari-Piloten erwartet. Nach seiner Verpflichtung als Massa-Ersatzmann schwebte der Italiener im siebten Himmel und tönte: "In den letzten fünf Rennen der Saison will ich so viele Punkte wie möglich sammeln und aufs Podium, das wäre schon auch toll."

Er hätte lieber auf den Rat von Rubens Barrichello hören sollen. "Du darfst den ganzen Trubel genießen, aber du musst aus deinem Traum aufwachen, sobald du im Cockpit sitzt", stellte der Ex-Ferrari-Pilot klar. Allzu schnell wurde Fisichella auf den Boden der Tatsachen geholt. Der 36-Jährige musste einsehen, dass es sich bei den Autos, um total verschiedene handelt und dass, obwohl sie so eng zusammen liegen und scheinbar gleich sind.

"Absolut. Das Auto ist komplett anders. Auch das Handling unterscheidet sich deutlich vom Force India. Ich verliere schon drei bis vier Zehntel vor dem Bremspunkt, weil ich mich darauf konzentrieren muss, dass ich in einem Ferrari sitze und nicht in einem Force India", erklärte Fisichella nach dem Italien-GP. Die größten Anpassungsprobleme hat der Italiener mit KERS, da das System für ihn völlig neu und nicht ganz einfach ist. "Es ist ein Schalter, den man einschalten und dann wieder ausschalten muss. Und man muss einen anderen Knopf rauf und runter schalten; ein und aus", erklärte Fisichella.

Zudem verhalte sich das Auto beim Anbremsen wegen KERS komplett anders. "Ich muss erst viel später herunterschalten - das ist ein großer Unterschied. Ich bin viel mehr beschäftigt als im Force India, wo wir nicht einmal den verstellbaren Vorderflügel hatten. Ich brauche Zeit, um ein Gefühl für das Auto zu entwickeln", gestand der Italiener. Doch Zeit hat weder Fisichella noch Ferrari. Zwei Rennen vor Saisonende kämpft die Scuderia gegen McLaren Mercedes um Platz drei in der Konstrukteurswertung.

Nur Einer punktet

Mit Kimi Räikkönen - er holt als einziger Ferrari-Pilot derzeit Punkte - wird man sich gegen Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen nicht wehren können. Bisher verteidigt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali noch die schwache Performance von Fisichella. "Unser Auto ist in diesem Jahr nicht das Einfachste zu fahren. Wenn dem Fahrer das Vertrauen fehlt, kann er die Kurven nicht so anfahren, wie er möchte. Er kann nicht bremsen, wo er möchte. Er muss vorsichtig sein. Nach diesem Rennen versteht Giancarlo das Auto besser. Er wird in Suzuka sicher besser sein", meinte Domenicali.

Doch in Suzuka bot sich ein noch schlimmeres Bild als in Monza. Ein Manöver von Kovalainen nach dessen zweiten Boxenstopp ließ Fisichella ziemlich alt aussehen. Der McLaren Mercedes-Pilot überholte Fisichella eiskalt Ausgang der Boxengasse, der Italiener war zu überrumpelt, um zu reagieren. "Da hat Fisico geschlafen. Wie kann so etwas passieren? Er ist im Moment überfordert. Irgendetwas ist zu kompliziert für ihn. Er braucht es sehr einfach. Das Fahren des Autos oder die Abläufe, irgendetwas muss daran kompliziert sein", meinte F1-Experte Christian Danner.

Felipe Massa bereitet sich auf sein Comeback vor, Foto: Sutton
Felipe Massa bereitet sich auf sein Comeback vor, Foto: Sutton

"Ich bin noch nicht bei 100 Prozent angekommen. Ich kann anhand der Daten sehen, dass ich immer noch ein bisschen früher bremse als Kimi und ich fahre auch nicht so aggressiv wie es nötig wäre. Das hat mit der Selbstsicherheit zutun. Das Beste für mich wäre ein voller Testtag. Da würde ich Vertrauen in das Auto finden", erklärte Fischella. Doch für den Italiener wird es knapp, denn Felipe Massa steht bereits in den Startlöchern. Der Brasilianer bereitet sich mit Hochdruck auf sein F1-Comeback vor.

Der Ende Juli schwer verunglückte Brasilianer testete diese Woche sechs Stunden im Ferrari-Simulator. Am Freitag steht ein medizinischer Check bei der FIA in Paris an. Wenn die Ärzte grünes Licht geben, darf Massa vielleicht schon am Montag in einem F2007 mit GP2-Slicks ausrücken. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali schließt nicht aus, dass der Brasilianer beim Saisonfinale in Abu Dhabi bereits wieder im Ferrari sitzt. In diesem Fall bleibt Fisichella nur übrig, das Feld zu räumen.