Blink, blink, blink. Orange Warnleuchten verrichten im Sekundentakt ihr eintöniges Werk - eine neben der anderen; auf mehreren Kilometern Länge. Daneben brennen tausende Scheinwerfer taghell auf einen schmalen Asphaltstreifen herab, der sich relativ unscheinbar durch den dichten Dschungel schlängelt. An beiden Seiten nur abgegrenzt von einem riesigen, engmaschigen Sicherheitszaun, der von den Blinklichtern und Strahlern gekrönt wird.

Wroooooom. Ein markerschütternder Schrei durchbricht die friedliche Stille. In der Ferne antwortet ein anderer, etwas dumpfer, aber immer schriller werdend, je näher er kommt - und er nähert sich schnell. Getrieben von Acht-Zylinderherzen, denen selbst die Einfrierung in der letzten Eiszeit keinen Schaden anhaben konnte.

Wir befinden uns auf der Isla Singa. Einer Insel mitten im nebligen Nirgendwo. Das Wappentier ist kein schlichter Löwe aus einer einheimischen Erzählung, es ist etwas viel Gewaltigeres. Etwas Furchteinflössendes, etwas Altes, etwas, was die Erde erzittern und Wassergläser zerbersten lässt. Etwas, was mehr Chaos verursacht, als jede Theorie jemals darstellen könnte.

Dunkle Wolken, hohe Zäune und blinkende Lichter: Singa Park ist voll ausgestattet., Foto: WilliamsF1
Dunkle Wolken, hohe Zäune und blinkende Lichter: Singa Park ist voll ausgestattet., Foto: WilliamsF1

"Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut", sagt der weißhaarige Zirkusdirektor, dessen Investoren ihm schon mal nach unerwarteten Zwischenfällen vorwerfen, den Kontakt zur Realität verloren zu haben. Fünf plus ein Experte sollen das Gegenteil beweisen. Doch für den Moment hält nur der blutsaugende Anwalt fest zu ihm.

Ganz Unrecht hat er damit nicht. Immerhin hat Mr. Hamm..., Mr. Eccle..., Mr. X auch fantastische Attraktionen und Fahrgeschäfte aus dem Boden gestampft. Befestigte, obwohl etwas holprige Tourwege mitten durch das Freigehege, selbst bei Nacht, ein eigener Interviewzoo in einem mit Drehkreuzen abgesperrten VIP-Bereich, eine vollautomatische Besucher-U-Bahn, ein mit Stars gespicktes Rahmenprogramm, einen Nacht-Golf-Platz, ein Riesenrad mit Überblick über den gesamten Park und natürlich die Kilometer langen Sicherheitszäune mit ihren blinkenden und strahlenden Lichtern. Nicht zu vergessen die wahren, lebendigen Attraktionen der Insel. Willkommen im Singa Park!

Was haben die hier zu bieten?

Die überdimensionierten Holztore schwingen auf und geben den Blick frei: auf Sebastian. Er ist der erste Experte, der den Park auf 61 Tourrunden besichtigen und offiziell absegnen soll. Kaum hat er die ungewöhnlichen Bewohner des Parks das erste Mal erspäht, traut er seinen Augen und Ohren nicht - verdammt sind die schnell!

"Wir haben ein T-Car mit 320 km/h gestoppt", sagt Mr. X stolz. Sebastian ist von den Socken: "Wiederholen Sie das bitte. Sie haben ein T-Car???" Wie gesagt, Kosten oder gar Sparmaßnahmen spielten keine Rolle... Sebastian ist beeindruckt, ihm würde sogar ein einziger Ersatzmotor reichen, ganz zu schweigen von einem kompletten T-Car. Diese Nachricht ließ ihn aber etwas übermütig werden, bei seiner ersten Tourausfahrt war er zu schnell unterwegs. "Ich hatte keine Eile und war überrascht, als der Funkspruch kam", gab er sich erstaunt. Für ihn war das eine klare Fehlfunktion des Parksystems.

Keine Kosten und Mühen gescheut: Selbst ein Riesenrad gibt es., Foto: Sutton
Keine Kosten und Mühen gescheut: Selbst ein Riesenrad gibt es., Foto: Sutton

Um die Behebung dieser sollte sich sein Namensvetter Sebastien kümmern, seines Zeichens ein anerkannter Computerfachmann. Doch die kryptischen Codes und verschlüsselten Informationen waren ein Graus für ihn. Ständig ging etwas anderes nicht. Einmal war es die Tankanlage, dann ein Getriebe eines der Tourfahrzeuge und dann versagten bei einem anderen die Bremsen. "Ich bin sehr enttäuscht", räumte er seine Machtlosigkeit ein. "Wir hätten ein gutes Ergebnis erzielen können." Aber der Computer war stärker, nur eine komplette Abschaltung des Systems hätte ihm helfen können.

Zurück im Park. Obwohl es Adrian gerne krachen lässt und er sich immer mit den ganz Großen messen möchte, fängt er im Singa Park erst einmal klein an. Die Kleinen sind ja schließlich auch viel niedlicher, quasi im Westentaschenformat. Wenn die Bedingungen stimmen, können sie aber auch ganz schön gefräßig sein. So verspeiste Adrians Liebling beim Promotionauftritt im königlichen Park gleich fünf Punkte.

Diesmal wollte er noch mehr, wurde aber von einem Größeren aufgefressen. "Ich versuchte es, aber es war nicht genug", trauert Adrian um seinen Liebling, der von den Fangzähnen regelrecht auseinandergerissen wurde. "Als ich in der Ecke fest hing, sah ich ihn einfach nicht kommen. Dann konnte ich nicht mehr reagieren. Das tut mir leid." Aber so ist das Gesetz der Wildnis - schon seit 65 Millionen Jahren.

Timo gab dem Park einen Daumen nach oben., Foto: Sutton
Timo gab dem Park einen Daumen nach oben., Foto: Sutton

Experte Nick ist ein echter Archäologe. Dichter Bartwuchs, sich nie zu schade, um die Dinge bei der Wurzel zu packen und von ganz hinten anzufangen. Nur einen Tick hat er: Er braucht stets die modischsten Accessories, etwa Sonnenbrillen. Da passt sein neuestes Studienobjekt perfekt zu ihm: Auch das steht auf einen riesigen bunten Kragen um den Hals. Eigentlich ist es der perfekte Gefährte für Nick, aber Vorsicht: Er spuckt! "Das ist total bescheuert", entfährt es Nick, der unerwartet eine Ladung abbekam. "Da frage ich mich, was da in dem Kopf vorgeht, um es vorsichtig auszudrücken. Vielleicht sollten wir ein Hirn für ihn finden."

Von diesen Vorfällen gewarnt, begaben sich Timo und Nico gemeinsam auf Erkundungstour im Park. Nach den ersten Erfolgserlebnissen im Streichelzoo der Pflanzenfresser übertrieb es Nico etwas. Er hielt auch einem der Großen mit den langen Krallen und scharfen Zähnen die Hand hin. "Ich wollte zu viel", gesteht er - sichtlich gezeichnet vom Schock. "Ich war voll am Limit und habe es einfach übertrieben." Den Wettlauf mit der Fackel in der Hand konnte er nur verlieren.

Das machte Timo geschickter. "Ich habe ihnen schon vorher gesagt, dass sie mir in den Hintern treten sollen." Das machte sich bezahlt: Er war schneller als Timo und dessen großer, schuppiger Verfolger und kam vor beiden an sein Ziel. "Ich glaube, aus eigener Kraft wäre es schwierig geworden, aber man muss auch zum richtigen Zeitpunkt zur richtigen Stelle sein. Das hat heute funktioniert." Leider ist er der einzige der fünf Deutschen und des einen Schweizers, der nach seinem Besuch im Singa Park für eine Rückkehr auf die Insel plädiert.