Es herrscht Wahlkampf, nicht nur in Deutschland, sondern auch in der FIA, wo Jean Todt und Ari Vatanen die Nachfolge von Max Mosley antreten wollen. Zwar dreht es sich in diesem Amt nicht nur um Motorsport, aber der spielt auch eine wichtige Rolle und vor allem bei Todt als ehemaligem Ferrari-Teamchef gibt es durchaus Befürchtungen, er könnte alte Feindschaften in der Position als Präsident wieder aufleben lassen. Dem musste der Franzose widersprechen. "Ich bin bereit, mit einem weißen Blatt Papier zu starten. Alle Probleme, die ich früher einmal mit gewissen Personen hatte, sind ausgelöscht", erklärte Todt gegenüber auto motor und sport.

Er wollte auch den Eindruck haben, dass die Teams ebenfalls zu diesem Schritt bereit sind. Dass es mit der FOTA nun eine starke Stimme gibt, mit der die Rennställe sprechen, sieht er sogar als Vereinfachung, denn dadurch sollten die Teams sich einig sein. Mosley, der dem Franzosen seine Unterstützung zugesagt hat, musste Todt als großartigen Präsidenten bezeichnen, der sich um jedes kleine Detail gekümmert hat. "Wenn Sie ihm einen Brief geschrieben haben, hat er ihn spätestens am nächsten Tag in allen Einzelheiten beantwortet. Wenn Sie ihn angerufen haben, hat er am gleichen Tag zurückgerufen. Da werde ich mich von Max unterscheiden", meinte er. Seiner Ansicht nach muss der Präsident nicht jedes kleine Detail selbst lösen, sondern habe Experten, an die er diese Dinge delegieren kann.

Mit der Zeit gehen

Auf Konfrontation werde er es aber in keinem Fall anlegen, Kompromisse seien ihm lieber, betonte Todt. Trotzdem will er einige Projekte von Mosley in der Formel 1 fortführen, die durchaus für Kontroversen gesorgt haben, etwa KERS und das Budgetlimit. "Wir alle müssen uns doch die Frage stellen, ob es Sinn macht, 300 bis 400 Millionen Dollar dafür auszugeben, dass zwei Autos in 17 Rennen 12.000 Kilometer abspulen. Wir müssen mit der Zeit gehen. Genauso wenig können wir in Zeiten des Klimawandels an alternativen Antriebstechnologien vorbeiplanen. Auch die Teams müssen das begreifen. Die Formel 1 muss Flagge zeigen, dass man im Leben steht", sagte Todt. Er wollte aber, dass die Teams passende Vorschläge liefern, erst wenn sie dies nicht mehr schaffen, sollte die FIA eingreifen. In der Ära Mosley sei das leider oft so gewesen. "Max hat die Teams um Vorschläge gebeten, aber er hat sie nicht bekommen. So haben sie ihn in eine Sackgasse getrieben."

Absolut notwendig ist für Todt eine Verbesserung des Umgangstons in der Formel 1. Das Klima habe sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert, musste er anmerken. Deswegen sei ein Neubeginn notwendig, für den mit dem neuen Concorde Agreement auch eine Basis gelegt sei. FIA, FOTA und FOM (Formula One Management) müssten zusammenarbeiten, um das Beste aus dem Sport zu machen. Und das Beste könnte durchaus große Änderungen bringen. Danach gefragt, wie der Motorsport in fünf Jahren aussehen werde, meinte Todt: "Es wird einen Wandel geben, und der wird radikal ausfallen." Dabei wollte er aber durchaus auf andere Meinungen hören, um nicht am Fan vorbei zu arbeiten. "Es wäre falsch, jetzt Entscheidungen aus der Hüfte zu treffen. Ich habe gelernt, dass man Emotionen mit Entscheidungen nicht vermischen sollte."

Der Verbrauch

Für eine der kommenden Änderungen war Todt nicht verantwortlich, sie wird aber durchaus vielschichtig diskutiert. Nachtanken wird ab 2010 verboten sein, wodurch eine taktische Komponente in den Rennen wegfällt. Für den Franzosen ist es aber ein erster Schritt, um die Ausgaben zu reduzieren und den strategischen Fokus auf andere, vielleicht wichtigere Bereiche zu verlagern. "Zurzeit werden ungefähr 80 Liter Benzin pro 100 Kilometer verbrannt. Das ist Irrsinn. Nächstes Jahr wird der Verbrauch eine Rolle spielen. Wer am Start 15 Kilogramm mehr Benzin mitnehmen muss, wird um eine halbe Sekunde pro Runde langsamer sein. Die Teams sind also gezwungen, am Verbrauch zu arbeiten."