Jean-Francois, was waren die ersten Änderungen, die nach dem World Motor Sport Council gemacht wurden?
Jean-Francois Caubet: Wir wollten schnell handeln und eine temporäre Struktur einsetzen, bei der zwei Leute die Führung haben - Bob Bell und ich selbst -, denn das Team muss weiter funktionieren. Klar, das Team hat einen schmerzhaften und erniedrigenden Schock erlitten, aber wir machen weiter und haben zwei Hauptziele: Leistung und Finanzierung. Wir werden bis zum Ende des Jahres damit weitermachen, das Auto zu verbessern, aber unsere Hauptarbeit geht jetzt in das Auto für 2010. Das Projekt ist schon weit fortgeschritten und es wird eine signifikante technische Evolution geben.

Wie steht es mit der Finanzierung?
Jean-Francois Caubet: Das aktuelle Klima ist bei den Sponsoren sehr schwierig. Trotz der Kostenreduktionen werden Sponsoren das Teambudget 2010 nicht in gleicher Art stützen können wie 2009. Wir müssen deswegen nach neuen Finanzierungsmethoden suchen. Wir konnten bis zum Ergebnis des FIA World Motor Sport Council nichts tun, aber jetzt setzen wir die Suche fort.

Welche Lektionen könnt ihr aus dem Skandal lernen?
Jean-Francois Caubet: Das Team muss die Renault-Kultur wiederfinden. Wir wollen nicht wieder so agieren wie in den 1980ern, als Renault das Team unter Firmenkontrolle hatte. Aber wir wollen nicht die gleichen Fehler machen, die dadurch entstanden, dass das Team 100 Prozent autonom war.

Ihr habt interne Lösungen gesucht, warum?
Jean-Francois Caubet: Man kann nicht einfach schnell einen Teamchef finden und ich gebe keinen Kommentar zu den Namen ab, die genannt wurden. Wir werden nach jemandem suchen, wenn die Aufgaben dieser Rolle festgelegt wurden. Das könnte im Dezember oder Januar sein. Paradoxerweise haben wir kurzfristig kein Problem, sondern langfristig, denn der Teamchef muss langfristig planen.

Wie sieht die Zukunft von Renault aus?
Jean-Francois Caubet: Wir werden keine offiziellen Erklärungen machen, denn das wäre das siebte Statement zu diesem Thema. Seit 2002 wurde uns diese Frage alle drei Monate gestellt. Während der vergangenen Wochen, als wir akzeptierten, dass wir schuldig waren, mussten wir zwei Entscheidungen treffen. Wir wurden arg verbrannt, das stimmt, und das Image des Teams hat gelitten. Wir hatten sehr schlechte Berichterstattung in der Weltpresse in den vergangenen beiden Wochen, aber wir haben die Flammen übersprungen und schreiten voran.

Wie ist die Atmosphäre im Team?
Jean-Francois Caubet: Es gab viele Spannungen im Team. Aber seit dem 21. [dem Tag der WMSC-Verhandlung] kam das Positive und die Stärke des Teams wieder zurück. Heute ist es Business as usual, ohne dass Fragen gestellt werden. Wir sind dennoch weiter in einer schwierigen Situation, da ING uns verlassen hat. Sponsoring und die Finanzen sehen kompliziert aus und es gilt Entscheidungen zum langfristigen Geschäftsmodell der Formel 1 zu treffen. Das sind ernste Fragen, die wir angehen und für die wir Antworten finden müssen.