Einerseits wundert sich Robert Kubica darüber, dass Nelson Piquet Jr. aufgrund seiner Rolle als Kronzeuge im Crashgate-Skandal Immunität erhalten hat, andererseits hätte der Pole auch keine Probleme, wenn der Brasilianer wieder in die Formel 1 zurückkehrte. Die Sache mit der Nichtbestrafung Piquets erachtete er als komplexe Situation. "Wenn man zur Polizei ginge und sagt, dass man jemanden getötet hat, aber weiter meint, dass man noch jemanden kennt, der drei Leute getötet hat, wird man trotzdem ins Gefängnis kommen", erklärte Kubica am Donnerstag in Singapur. "Man wird vielleicht nicht die volle Strafe kassieren, aber man wird Probleme bekommen. Wie gesagt, es ist komplex."

Kubica verstand, dass Piquet recht verzweifelt gewesen sein muss, um den Plan durchzuziehen, voriges Jahr in Singapur absichtlich zu verunfallen, Fernando Alonso damit zum Sieg zu verhelfen und sich selbst eine weitere Anstellung bei Renault zu sichern. Wohl auch deswegen hätte er keine Probleme damit, käme der Brasilianer zurück. "Ich bin nicht sein Chef oder sein Vater, also kann er kommen. Für mich als Fahrer ist das kein Problem. Man muss aber wirklich verzweifelt sein, um so etwas zu tun. Wenn alles absichtlich gemacht würde, dann spränge ich in der Startaufstellung aus dem Auto. Ich würde sagen, ich fahre nicht oder fühle mich schlecht, anstatt das zu tun. Ich bin überrascht. Er ist ein erfahrener Pilot, er hat viele Rennen gefahren und ich bin sehr überrascht, dass er darauf eingegangen ist", sagte Kubica.

Veränderte Situation

Der Pole glaubte, dass die Affäre durchaus auch Auswirkungen auf das Umfeld der Formel 1 hatte, auf die Fans, die Beobachter und vielleicht sogar auf Leute, die den Sport nicht verfolgen. "Wir hatten dieses Jahr viele Dinge, die nichts mit dem Sport zu tun hatten, was weder gut für das Racing noch für die Fahrer war, so ist es aber." Für Kubica als Fahrer zählt aber ohnehin nur das Fahren und diesbezüglich hat er noch zu entscheiden, für welches Team das zukünftig passieren soll. Da auch Renault zu seinen Optionen zählt, haben die Auswirkungen von Crashgate klarerweise auch Auswirkungen auf seine Entscheidung. "Es ist sicher gut, dass sie bleiben. Natürlich verändert es die Situation, dass zwei wichtige Leute weg sind, aber ich weiß nicht, schauen wir."

Festen Zeitplan für eine Entscheidung hat sich Kubica noch keinen gesetzt und neben Renault hat er auch andere Optionen. Dabei weiß er, dass es immer ein Risiko gibt, vielleicht in die falsche Richtung zu gehen. "Man kann die Leistung des Autos im nächsten Jahr nicht vorhersagen, aber man hat so ein inneres Gefühl, das einen dazu bringt, eine Entscheidung zu treffen. Es gibt Dinge abseits der Leistung, denn die kann man nicht kennen", erklärte Kubica. Am liebsten wäre ihm eine langfristige Lösung. Die könnte er sich durchaus auch beim BMW Sauber Nachfolgeteam vorstellen. "Das Geld ist da, also gibt es alles Notwendige, um auf hohem Niveau zu sein. Andererseits gibt es da noch ein Fragezeichen, denn wenn sie entscheiden, dass sie dabei sind und dann im Januar merken, dass sie nicht ins Feld kommen, wird es schwierig."