Nachdem die FIA Flavio Briatore durch ihr Urteil im Crashgate Skandal auf unbestimmte Zeit aus der Formel 1 verbannt hat, dürfte es dem Italiener schwer fallen, auf zivilem Weg der FIA per Gerichtsverfahren an den Kragen zu gehen. Das liegt daran, dass Briatore zu der Anhörung vor dem World Motor Sport Council am Montag eingeladen war und eine Chance hatte, sich zu verteidigen. Erschienen war er nicht, versuchte also gar nicht, seine Version der Dinge klarzustellen. Sollte er nun vor ein Zivilgericht ziehen wollen, schreiben ihm Rechtsexperten deswegen wenig Chancen auf Erfolg zu.

"Egal ob er in Paris oder vor einem englischen Gericht klagt, er wird erklären müssen, warum er sich [am Montag] nicht verteidigt hat", sagte Kuldip Singh, einer der besten britischen Sportanwälte, gegenüber der Times. Die FIA hat Briatore und auch Pat Symonds, der für fünf Jahre aus dem Sport verbannt wurde, allerdings 14 Kalendertage ab der Ausstellung des Urteils eingeräumt, in denen sie eine Berufung einlegen können. So gestand die FIA zwar zu, dass Briatore und Symonds mit dem Urteil zwar nicht formal angesprochen werden - da sie zur Zeit des Urteils ja nicht mehr Teil eines Teams waren -, es aber Auswirkungen auf sie haben könnte; oder eben auf alle, die mit ihnen zusammenarbeiten und dadurch ihre Superlizenzen oder ihren FIA-Status verlieren.

Entschuldigen hätte geholfen

Es scheint jedenfalls offensichtlich, dass es vor allem die Dementis von Briatore waren, die dem Weltverband in der Affäre nicht besonders gut gefallen haben und deswegen die harte Strafe hervorriefen. So meinte die FIA, dass Briatore auf die Einladung zu der Anhörung am Montag lediglich mit einem Brief von seinem Anwalt reagierte, in dem er mitteilte, dass er kein Lizenzinhaber sei und sich deswegen nicht gegenüber der FIA rechtfertigen müsse. Bernie Ecclestone, der ein Freund und Geschäftspartner Briatores ist, hätte es dann doch anders gemacht. "Ich sag euch eines, eine Entschuldigung von ihm hätte geholfen. Ich denke, es war allgemein bekannt, dass er wusste, was passiert war", sagte der Formel-1-Boss.

In Italien sind die Medien dennoch der Ansicht, Briatore sei Opfer von Verschwörung und Rache geworden. Die Gazzetta dello Sport beklagte allerdings auch die ihrer Meinung nach fehlende Loyalität Renaults gegenüber dem Italiener. "Renault zögerte nicht, den Mann loszuwerden, der dem Team vier WM-Titel brachte; und das nur wegen der Hoffnung auf ein mildes Urteil", schrieb das Blatt. Corriere dello Sport meinte, das Urteil "stinke" und sei Rache gewesen. "Um Renault zu retten, übernahm er [Briatore] die Verantwortung in der ganzen Angelegenheit. Nelson Piquet entkommt, nachdem seine schmutzige Arbeit aufgegangen ist und seine Rache erreicht wurde."

Die Guillotine

Auch durch weitere italienische Gazetten zog sich das Thema des Sündenbocks Briatore, der in der Causa Crashgate mehr ein Opfer denn ein Täter sei. "Briatore bezahlt für alles, Renault rettet sich selbst", hieß es in La Repubblica. Die Zeitung Tuttosport sah es nicht viel anders: "Im Piquet-Fall bezahlt nur Briatore. Er ist das Opfer einer Verschwörung. Das jüngste Kapitel der Formel-1-Geschichte hat den Beigeschmack von Rache an Briatore." Damit spielte das Blatt vor allem auf die harte Haltung Briatores im Streit FIA gegen FOTA an, wo sich der Italiener mehrmals mit Max Mosley anlegte. Aus dem gleichen Blickwinkel betrachtete es auch Corriere della Serra, wo gleich das passende Bild dazu gezeichnet wurde: "Mosley bekam seine Revanche auf dem Place de la Concorde, wo während der französischen Revolution die Guillotine stand."