Damon Hill ist mit dem FIA-Urteil nicht zufrieden., Foto: Sutton (bearbeitet)
Damon Hill ist mit dem FIA-Urteil nicht zufrieden., Foto: Sutton (bearbeitet)

Der Artikel 151c ist die Wundertüte der FIA. Wer dem Sport Schaden zufügt, kann dafür bestraft werden - auf einer Skala deren Reichweite von einem WM-Ausschluss bis zu einer Rüge reicht. McLaren Mercedes machte in der Saison 2007 Bekanntschaft mit dem oberen Ende der Strafskala: 100 Millionen Dollar Geldstrafe und die Aberkennung aller WM-Punkte.

Zu Beginn dieser Saison stand das gleiche Team wegen der Lügenaffäre vor dem FIA-Weltrat. Ein bisschen politisches Geplänkel, der Rücktritt der richtigen Person und eine öffentliche Entschuldigung reichten aus, um eine Bewährungsstrafe zu kassieren - also eigentlich gar keine, wenn man sich nicht erneut etwas zu schulden lassen kommt.

Am Montag war nun Renault dran. Auch hier gab es zwei Personalabgänge, eine öffentliche Entschuldigung und ein bisschen politische Spielereien - immerhin drohte der F1-Ausstieg von Renault. Die Strafe war ebenfalls ähnlich: WM-Ausschluss, aber auf Bewährung. Dabei hatte Max Mosley noch vor dem Urteil betont, dass die Manipulation eines Rennens viel schlimmer sei als Spionage. Das hatte beim Urteil wohl weniger Gewicht als die Angst vor dem dritten abwandernden Hersteller binnen 12 Monaten.

"Ich bin nicht überrascht, dass sie Renault haben davon kommen lassen", sagte Damon Hill der Times. "Es ist eine Schande für den Sport." Für den Ex-Weltmeister und BRDC-Präsidenten steht fest: Die FIA ließ Renault laufen, weil sie Angst vor einem Ausstieg des Herstellers hatte - mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. In Hills Augen ist das unausgegorene Strafmaß das größte Problem der FIA. "Diese Unkonstanz über die letzten Jahre lässt sich nicht von den Machtkämpfen um die Kontrolle in der Formel 1 trennen."

Zu oft wurde die eine Seite bestraft und die andere nicht. Zu oft schwankte das Strafmaß selbst bei solchen vergleichsweise unwichtigen Kleinigkeiten wie Blockierens im Qualifying. Mal gab es dafür keine Strafe, mal eine Strafversetzung um drei Plätze, mal um fünf Plätze, mal die Streichung der schnellsten drei Runden, mal ging es gleich ans Ende des Feldes. Es braucht also gar keine absichtlichen Unfälle, weißes Pulver oder stapelweise Dokumente, um die undurchsichtigen Strafen aufzuzeigen. Hill sieht das Urteil im Fall Crashgate als typisch für Bernie Ecclestones Welt an: "Die Formel 1 muss sich selbst fragen, ob sie nur eine sehr teure Form der Unterhaltung ist oder ein echter Sport?"