Wann ist der Bogen überspannt?, Foto: Sutton
Wann ist der Bogen überspannt?, Foto: Sutton

Einmal ehrlich nachgedacht, erinnern Sie sich noch an alle Formel 1-Skandale und Affären in dieser Saison, oder haben Sie bereits aufgegeben? Da sogar in der friedlichen Motorradabteilung kein Entkommen vor den vielen F1-Schlagzeilen war, noch einmal zurück geschaut: Da wäre doch gleich zu Beginn die Lügen-Affäre des Lewis Hamilton in Melbourne, dem hernach vorgeworfen wurde, dem Sport damit schwer geschadet zu haben. Ein echter Kracher zur Saisoneröffnung.

Doch eigentlich wurde das alles schnell vergessen, denn im Anschluss stritten sich die FOTA und die FIA wochenlang rund um das neue Concorde-Abkommen, Verteilung von Geldern, Maßnahmen die Formel 1 attraktiver zu machen und dabei dennoch die Kosten zu senken. Beschneidung von technischer Entwicklung, Einheitsmotoren und alles gipfelte in der Ankündigung das die FOTA-Teams einfach eine Konkurrenzserie gründen würden und dem anschließenden Rücktritt des Max Mosley als FIA-Präsident, weshalb die FOTA-Teams dann doch blieben. Nur wenige der Herren sind auf die Idee gekommen, dass auch dieses ganze Hin-und Her der Formel 1 an sich nicht gut tut. Nur wer würde sich selbst eine Geldstrafe dafür auferlegen?

Wer nun glaubte 'das war es', der kennt die kreativen Schreiber der F1-Telenovela nicht. Um ein bisschen mehr Abwechslung ins triste Fahrerleben zu bringen wurden kurzerhand, aufgrund von zu schlechten Leistungen, Sebastien Bourdais bei Toro Rosso ab Ungarn durch Jamie Alguersuari jr ersetzt und ein Rennen später Nelson Piquet jr bei Renault durch Romain Grosjean.

Bourdais versuchte zwar einen kleinen Aufstand gegen das Vorgehen von Toro Rosso, doch scheiterte er, nicht skandalös genug. Nein, der Franzose hätte sich definitiv Rat für seinen Auftritt bei den Piquets holen sollen, denn Nelsinho schaffte nicht nur einen Abgang mit Pauken und Trompeten, er nahm gleich einmal seinen Ex-Manager, Flavio Briatore und Chefingenieur Pat Symonds mit und löste die Crashgate-Affäre aus. Eine völlig neue Dimension von Manipulation in der Formel 1, zumindest soweit es bekannt ist.

Ein tieferes Graben ist an dieser Stelle nicht zu empfehlen, so man den Schein der Formel1 als Königsklasse und Top-Sport-Event weiter aufrecht erhalten möchte. Bernie Ecclestone arbeitet schon fleißig daran, denn er versichert, dass auch diese Geschichte der Formel 1 langfristig nichts anhaben kann. Sie ist und bleibt allen erhaben.

Max Mosley vs. Luca di Montezemolo, Foto: Sutton
Max Mosley vs. Luca di Montezemolo, Foto: Sutton

"Sie hat sich schon von so vielen Dingen erholt, die Leute haben sie schon so oft für tot erklärt, doch sie wird sich wieder aufrappeln", sagte der Engländer gegenüber britischen Medien. "Als Ayrton Senna starb sollte alles vorbei sein, mit dem Rücktritt von Michael Schumacher auch. Ich denke nicht, dass jetzt der Punkt gekommen ist, an dem alles vorbei ist."

Doch als Senna starb befand sich die Formel 1 auf dem Weg zur Überholspur, beim Rücktritt von Michael Schumacher gab es noch keine globale Finanzkrise, ganz zu schweigen von Teams wie Honda und BMW, die der Formel 1 schon den Rücken gekehrt haben, beziehungsweise es tun werden. Der so viel diskutierte Sportfaktor verliert immer mehr an Wert und welcher Fan - und ja, um die geht es ja theopraktisch - identifiziert sich schon gern mit Marken und Menschen, die sie enttäuschen, oder bei dem der oberste 'Chef' in einem Interview meint, dass Hitler weder ein Diktatur gewesen sei, noch wirklich schlechte Dinge vollbracht habe, denn immerhin konnte er Massen mobilisieren. Da nützt es auch wenig, alles anschließend als "nicht ernst gemeint" ab zu tun.

Wenn Motorsport Fans auf Telenovelas, politische Machtspielchen in Kombination mit Kindergarten stehen würden, dann würden sie sich nicht Wochenende für Wochenende zur Mittagszeit vor den Fernsehr setzen und den TV anschreien, wenn der Leiblingsfahrer ausfällt oder abgeschossen wird. Sie könnten sich in die Sonne setzen und einen hysterischen Roman lesen und ihr Geld in einen dreiwöchigen Ostsee-Urlaub investieren, anstelle in Formel 1-Tickets für ein Wochenende... , es ist Zeit, dass sich 'was dreht.