Die französischen Gerüchteköche würden gerne Alain Prost bei Renault sehen., Foto: Sutton
Die französischen Gerüchteköche würden gerne Alain Prost bei Renault sehen., Foto: Sutton

Die Bombe ist geplatzt: Flavio Briatore hat noch vor dem FIA-Urteil in der Singapur-Affäre seinen Posten als RenaultF1-Teamchef und Geschäftsführer geräumt oder räumen müssen. Bereits seit einiger Zeit geistern potenzielle Nachfolger für den Italiener durch das Fahrerlager - schließlich mussten die Gerüchteköche schon vor dem Rücktritt oder Rauswurf vorbeugen.

Kandidat 1: David Richards Der Brite war schon einmal Nachfolger von Flavio Briatore. Nachdem Briatore das Benetton Team 1997 verlassen hatte, übernahm Richards zwischenzeitlich dessen Posten. Danach arbeitete er als Teamchef bei BAR Honda. Derzeit ist er mit Prodrive und Aston Martin im Rallye- und Langstreckensport aktiv. Zudem plante er einen F1-Einstieg für 2010. Seine Bewerbung wurde von der FIA aber nicht berücksichtigt. Angeblich soll Richards am Mittwochnachmittag in der Renault-Fabrik in Enstone gewesen sein.

Kandidat 2: Craig Pollock Der ehemalige Manager von Jacques Villeneuve war auch Teamchef bei BAR Honda - vor Richards. Pollock wurde bereits vor der Entlassung von Briatore als potenzieller Nachfolger ins Spiel gebracht. Derzeit ist er nicht in F1-Kreisen aktiv.

David Richards möchte nicht mit aller Macht zurück in die F1., Foto: Sutton
David Richards möchte nicht mit aller Macht zurück in die F1., Foto: Sutton

Kandidat 3: Alain Prost Der Franzose war schon einmal Teamchef und Teambesitzer. Von 1997 bis 2001 startete er mit seinem eigenen Rennstall in der Königsklasse. Als Landsmann, Gallionsfigur und vierfacher Weltmeister wäre er perfekt geeignet für Renault. Bei einigen Gerüchteköchen gilt er als Topkandidat auf die Nachfolge von Briatore.

Kandidat 4: Interne Lösung Einen ehemaligen Skilehrer, Börsenmakler und Benetton-Manager wird Renault wohl nicht noch mal finden, aber einen aufstrebenden Renault-Mann aus dem Automobilsektor oder gar dem F1-Team könnte es durchaus geben, zumindest als Interimslösung bis Saisonende. Motorsport-Magazin.com weiß, dass zum Beispiel Commercial Manager Renato Bisagnoni den Traum hegt, eines Tages ein F1-Team zu führen. Jetzt könnte seine Gelegenheit eher kommen als er es zu träumen vermochte.

Kandidat 5: Mario Theissen Bislang noch nicht gehandelt, aber zumindest eine Überlegung der Gerüchteköche wert: Theissen ließ nach dem BMW-Ausstieg absichtlich seine Zukunft offen. Er bestätigte weder einen Verbleib als Motorsportdirektor bei BMW, noch ein Engagement beim neuen Besitzer des BMW Sauber Teams. Erst wollte er den Verkauf abwickeln und die Saison über die Bühne bringen. Als reiner BMW-Motorsportdirektor mit WTCC und Formel BMW müsste Theissen einen gewissen Macht- und Herausforderungsverlust hinnehmen. Als Teamboss bei Renault wäre das anders...

Außenseiter: Mario Theissen könnte das Team übernehmen., Foto: Sutton
Außenseiter: Mario Theissen könnte das Team übernehmen., Foto: Sutton

Wahrheitsgehalt - Motorsport-Magazin.com meint: Zunächst einmal gilt es zu klären, ob RenaultF1 überhaupt einen Nachfolger für Flavio Briatore benötigt. Sollte Renault in Folge des Skandals und des Imageverlusts aus der F1 aussteigen und das Team nicht weitergeführt werden, wäre die gesamte Diskussion hinfällig.

Sollte Renault weitermachen, könnte Alain Prost rein wegen des Namens ins Spiel kommen, doch als Teamchef hat er schon einmal beim eigenen Rennstall versagt. Teammitglieder berichten von Chaos und unhaltbaren Zuständen. Prost selbst räumte ein, dass dies einfach nicht seine Welt gewesen sei. Als wirklicher Boss wäre er also keine Lösung, höchstens als Vorzeigepersönlichkeit.

Mario Theissen ist eine reine Spekulation, die aber interessant werden könnte, wenn er weiterhin Lust verspüren sollte, in der Formel 1 zu bleiben. Craig Pollock konnte bei BAR nicht überzeugen und dürfte auch bei Renault nur als Gerücht anzusehen sein. David Richards würde gerne in die F1 einsteigen, allerdings mit seinem eigenen Team und zu seinen Bedingungen (mit Kundenchassis von McLaren). Er könnte höchstens daran interessiert sein, den Platz von Renault einzunehmen. Aber er könnte auch gut ohne Formel 1 leben, wie er Motorsport-Magazin.com kürzlich in einem Interview bestätigte. Seine eigentliche Leidenschaft sind Sportwagenrennen und der Rallyesport.

Kurzfristig dürfte eine interne Übergangslösung der wahrscheinlichste Fall sein. Nach den letzten vier Rennen 2009 muss sich erst einmal erweisen, ob es mittel- und langfristig überhaupt einen neuen Teamchef braucht.