Die Formel-1-Welt ist geschockt. Renault-Teamchef Flavio Briatore musste seinen Posten am Kommandostand räumen. Diese Mitteilung des Renault Teams, inklusive eines Schuldeingeständnisses das Rennen in Singapur 2008 manipuliert zu haben, versetzte die Königsklasse in Aufruhr. Doch Flavio Briatore ist nur einer der beiden Männer, die als Verantwortliche das Team verlassen mussten. Der zweite Mann ist Pat Symonds. Der knorrige Engländer ist ein Urgestein in der Formel 1 und der eigentliche Kopf hinter den Rennstrategien bei Renault.

"Hier am Kommandostand sitzen die Renningenieure, der Teammanager, Pat Symonds, unser Rennstratege, und natürlich Flavio Briatore, aber er hat mehr eine überwachende Funktion, greift nicht selbst ein", erklärte Renault Commercial Manager Renato Bisignani Motorsport-Magazin.com bei einem exklusiven Einblick in das Renault-Reich am Nürburgring. Etwas drastischer drückte der entlassene Nelsinho Piquet die Rolle des Teambosses aus: "Er ist ignorant, was die Formel 1 betrifft. Wenn man sich den Boxenfunk anhört, dann ist das ein Witz. Er hat keine Ahnung, was im Rennen passiert."

Diese Rolle kommt Pat Symonds zu, der bis zu seinem Abgang die Rolle des Ingenieursdirektors inne hatte. Symonds soll es auch gewesen sein, der Piquet den genauen Ort und die Details für den absichtlichen Unfall in Singapur gegeben hat. Bei einem Verhör mit einem FIA-Vertreter weigerte er sich zuletzt, dazu Stellung zu nehmen. Laut Boxenfunk soll Symonds einem Renningenieur mitgeteilt haben, dass er sich keine Sorgen um die Spritmenge machen müsse, denn er werde Alonso schon früher aus dem Verkehr herausholen.

Die Laufbahn des Pat Symonds

Seine Karriere begann Symonds als Werksstudent von Ford. 1976 wechselte er zu Hawke, einem Hersteller von Formel-Ford-Chassis. Danach ließ ihn der Motorsport nicht mehr los: Symonds wechselte zum Chassishersteller Royale und wurde dort Nachfolger eines gewissen Rory Byrne. Die von Symonds entworfenen Chassis stellten in der Folge den Rekord für die meisten Siege in einer Saison auf und gewannen weltweit unzählige Titel.

Pat Symonds sagt auf Wiedersehen., Foto: Sutton
Pat Symonds sagt auf Wiedersehen., Foto: Sutton

Symonds folgte Byrne zu Toleman und verantwortete dort zunächst das Formel-2-Projekt. Parallel zog er die Konstruktionsabteilung des Formel-1-Teams von Toleman auf. Es folgten ein Jahr als Renningenieur des F1-Teams und der Wechsel in die Rolle des Teamchefs: Im Alter von gerade mal 29 Jahren. Symonds behielt die Rolle des verantwortlichen Renningenieurs, als das Toleman Team im Jahr 1986 zu Benetton umfirmiert wurde. In den folgenden sechs Jahren feierte das Team fünf Siege und wurde zweimal Dritter der Konstrukteurs-WM.

1991 wechselten Symonds und eine Gruppe ehemaliger Toleman-Angestellten zum neu ins Leben gerufenen Formel 1-Projekt von Reynard. Dieses wurde jedoch bald wieder eingestellt, und so kehrte Symonds 1992 zu Benetton zurück, wo er neben seiner Funktion als Renningenieur von Michael Schumacher erneut der Entwicklungsabteilung vorstand. Mit Michael Schumacher gewann er 1994 und 1995 zwei Fahrer- und einen Konstrukteurstitel.

In der Saison 1996 stieg Symonds zum Technischen Direktor des Benetton Teams auf. Er blieb der Mannschaft auch nach der Übernahme durch Renault im Jahr 2000 treu und wurde zum leitenden Chefingenieur befördert. In dieser Funktion zeichnete er für alle Aktivitäten an der Rennstrecke sowie den Dialog mit der FIA verantwortlich. 2005 und 2006 gewann er erneut jeweils den WM-Titel - diesmal mit Fernando Alonso. Danach folgten schwierige Zeiten für Renault, die mit seinem Abgang wegen des Crashgate-Skandals einen Tiefpunkt erreichten.