Die beiden McLaren Mercedes von Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen schienen vor dem Großen Preis von Italien in Monza die Favoriten zu sein. Hamilton stand mit einer Zweistoppstrategie auf der Pole Position, Kovalainen mit einer Einstoppstrategie auf Startplatz 4. Beides ideale Ausgangspositionen für die jeweilige Taktik. Doch die finnischen Träume lösten sich bereits am Start auf. Kovalainen fiel schnell zurück und spielte im weiteren Verlauf keine Rolle im Kampf um den Sieg oder die Podestplätze.

Stattdessen entpuppten sich bald die Brawn GP von Rubens Barrichello und Jenson Button als die härtesten Gegner von Hamilton im Kampf um den Sieg. Und tatsächlich: Die von den Plätzen 5 und 6 gestarteten Brawn-Piloten fanden sich nach ihrem Stopp an der Spitze wieder und blieben auch nach Hamiltons zweitem Stopp vorne - in der gleichen Reihenfolge wie im Qualifying: Barrichello vor WM-Spitzenreiter Button. In den Schlussrunden holte Hamilton zwar noch einmal auf Button auf, kam jedoch nicht mehr an ihm vorbei.

Hamilton verlor ein Podium in der letzten Runde., Foto: McLaren
Hamilton verlor ein Podium in der letzten Runde., Foto: McLaren

Im Gegenteil: In der letzten Runde verlor Hamilton auf einem Randstein die Kontrolle über den McLaren und drehte sich in die Leitplanke. So stand mit Kimi Räikkönen ein Ferrari-Pilot beim Heimspiel auf dem Podium. Das Rennen wurde unter Safety Car Bedingungen beendet. "Lewis hat bis zum Schluss extrem gepusht - schade dass er nicht den Podiumsplatz als Lohn bekam, aber wir waren schnell und grundsätzlich siegfähig, wie jeder sehen konnte", sagte Norbert Haug. Hamilton selbst gab Entwarnung: "Es geht mir gut. Es war ein Rennunfall, der passieren kann. Ich habe gepusht und wollte den Abstand zu Button verkürzen. Irgendwas lief dann schief und ich landete in der Wand."

Vorteil Brawn GP

"Es fühlt sich fantastisch an", freute sich Barrichello über seinen zweiten Saisonsieg. "Mir fehlen die Worte. Das Getriebe hat gehalten, ich hatte einen guten Start und eine gute erste Runde. Das hat mein Rennen entschieden." Sein Teamkollege Jenson Button musste sich mit Platz 2 begnügen. "Ich war am Start kurz hinter Kovalainen, kam dann aber vorbei. Wenn ich das nicht geschafft hätte, wäre ich nicht Zweiter geworden. Ich musste es riskieren und es hat gepasst. Natürlich hätte ich lieber gewonnen, aber Zweiter ist okay."

Gegen Rennende wurde Buttons Renningenieur jedoch etwas nervös, weil Lewis Hamilton immer weiter aufholte. Das Problem erledigte sich durch dessen Unfall aber von alleine. Davon profitierte auch Kimi Räikkönen. "Der dritte Platz ist mir quasi zugefallen, aber darum schert sich morgen keiner mehr. Es sind gute Punkte für uns, obwohl es enttäuschend ist, wenn man in jeder Runde alles gibt, keine Fehler macht und trotzdem relativ weit zurück ist."

Rubens Barrichello kommt Button weiter näher., Foto: Sutton
Rubens Barrichello kommt Button weiter näher., Foto: Sutton

In der Fahrer-WM führt Button nun mit 14 Punkten Vorsprung auf Barrichello. Sebastian Vettel erbte durch den Hamilton-Unfall einen Punkt als Achter, verlor aber viel Boden in der WM. "Es war frustrierend", gestand er. "Ich habe noch einen Punkt abgestaubt, aber das Rennen habe ich in den ersten fünf Runden verloren." Er bekam die Reifen nicht auf Temperatur. "Unser Speed war das gesamte Wochenende nicht so gut. Es war unheimlich schwierig, das Auto auf der Strecke zu halten. Ich musste im Rennen mehr kämpfen als im Training. Das Auto brach ständig aus, vorne und hinten."

Spannender Start

Die meiste Action gab es am Start: Kimi Räikkönen attackierte Pole-Mann Lewis Hamilton außen herum, kam dabei aber leicht auf das Gras, so dass Hamilton als Erster in die erste Schikane einbog. Für Räikkönen reichte es trotzdem, um sich gegen den KERS-losen Force India von Adrian Sutil durchzusetzen und als Zweiter in die Schikane einzubiegen. Dahinter setzte sich Rubens Barrichello gegen Heikki Kovalainen durch, der in der Folge auch von Jenson Button überholt wurde. "Ich hatte einen sehr guten Start", berichtete Räikkönen. "Lewis wurde etwas langsamer und ich konnte ihn nicht überholen, musste aufs Gras fahren, sonst hätte ich ihn kassiert."

Die Teile flogen in der zweiten Schikane: Robert Kubica beschädigte sich seinen Frontflügel am Auto von Mark Webber, der noch mehr Pech hatte und im Aus landete. Kubica wurde danach von der Rennleitung mit der schwarz-orangenen Flagge belegt, um ein flatterndes Teil an seinem Frontflügel zu entfernen. Der folgende Boxenstopp warf ihn weit zurück, so dass er bald endgültig aufgab. Ebenfalls früh Probleme gab es bei Nico Rosberg, der einen unplanmäßigen Boxenstopp einlegte und so ans Ende des Feldes zurückfiel.

Ein Punkt für Vettel

Die Toyota lieferten sich ein hartes Duell., Foto: Sutton
Die Toyota lieferten sich ein hartes Duell., Foto: Sutton

Abgesehen von einigen Überholmanövern entwickelte sich danach ein typisches Monza-Taktikrennen, das Jaime Alguersuari und Tonio Liuzzi nicht beenden durften. Liuzzi lag auf Punktekurs, als das Getriebe in seinem Force India den Geist aufgab. Trotzdem hinterließ er bei seinem F1-Comeback als Ersatz für Giancarlo Fisichella einen guten Eindruck. Besagter Fisichella kam im Ferrari noch nicht ganz so gut zurecht und belegte nur Platz 9.

Besser lief es für Kimi Räikkönen, der dank des Hamilton-Crash erneut auf dem Podium landete. Zuvor musste er sich bis ins Ziel gegen Adrian Sutil zur Wehr setzen. Die Entscheidung fiel beim letzten Boxenstopp: Räikkönen verlor Zeit, weil er nicht so früh losfahren wollte, Sutil kam jedoch zu schnell herein und fuhr einige seiner Mechaniker leicht um, was auch ihn Zeit kostete. So kam der Ferrari vor dem Force India aus der Box.

Für Sebastian Vettel lief das Rennen überhaupt nicht nach Plan. Der Red Bull Pilot steckte im Mittelfeld fest und kam hinter Nick Heidfeld auf dem achten Platz ins Ziel. Gegen Ende gab es noch einmal alles, rodelte sogar einmal durchs Kiesbett, hatte aber keine Chance, den BMW Sauber seines Landsmanns einzuholen. Die Punkteränge hinter den Podestbesuchern Barrichello, Button und Räikkönen belegten Sutil, Fernando Alonso, Heikki Kovalainen, Heidfeld und Vettel.