1. - S wie Startaufstellung

Die Formel 1 hat sich mittlerweile an Überraschungen und besondere Startaufstellungen gewöhnt. In Monza steht ein Duo in der ersten Reihe, das es in dieser Zusammensetzung seit ihrer gemeinsamen Zeit in der Formel 3 Euro Serie nicht mehr gegeben hat: Lewis Hamilton auf Pole und Adrian Sutil daneben auf Startplatz 2.

"Wir hatten nicht erwartet so schnell zu sein, aber jetzt habe ich die beste Ausgangsposition, um das Meiste aus dem Start und der ersten Kurve herauszuholen", freute sich Hamilton. "Wir wussten, das Auto kann das und das haben wir heute gezeigt", sagte Sutil. "Wir haben ein tolles Paket, diese Strecke passt uns sehr gut, da wir tollen Top-Speed und ein gutes Abtriebs-Paket haben." Das gute Ergebnis von Force India rundete Tonio Liuzzi bei seinem F1-Comeback als Siebter ab. Zum ersten Mal erreichten beide Autos des Teams das dritte Qualifying.

Auch Kimi Räikkönen hatte als Dritter Grund zur Freude. "Es war eines meiner besten Qualifyings des Jahres und wir hoffen, dass es morgen noch besser wird", sagte der Finne. "Das Auto ist noch nicht perfekt, aber es ist in guter Verfassung." So wie Heikki Kovalainen, der sich von Platz 4 viel vorgenommen hat. "KERS wird sehr hilfreich sein, besonders am Start, aber auch während des Rennens", so der Finne. "Ich will das Rennen gewinnen - das ist ein realistisches Ziel."

Rubens Barrichello verfolgt ein ähnliches Ziel, allerdings könnte ihm sein Getriebe einen Strich durch die Rechnung machen, da noch nicht klar ist, ob er dieses vielleicht wechseln lassen muss. Dann würde ihm eine Strafversetzung um fünf Plätze drohen. Ansonsten war er mit Startplatz 5 angesichts seiner Spritmenge zufrieden: "Wir hatten heute die Chance auf Pole, aber aus strategischer Sicht haben wir sehr viel Sprit getankt und uns darauf konzentriert, was für das Rennen das Beste ist."

2. - S wie Start

Hamilton möchte der Konkurrenz die Rückseite seines Autos zeigen., Foto: Sutton
Hamilton möchte der Konkurrenz die Rückseite seines Autos zeigen., Foto: Sutton

Von den Top-7-Piloten haben sechs einen Mercedes-Motor im Heck. Aber nicht nur das: Zum ersten Mal in dieser Saison stehen unter den ersten Vier drei KERS-Autos. "Es wird sicher nicht einfach, so viele Plätze gutzumachen wie in Spa", weiß Kimi Räikkönen, "denn diesmal sind viele KERS-Autos in meiner Nähe, aber wenn alles gut läuft, können wir um einen Podestplatz kämpfen."

Das Opfer der KERS-Meute ist schon ausgemacht: "Kovalainen und Räikkönen werden Sutil aufschnupfen, hundertprozentig", glaubt Christian Danner. Diese Einschätzung bestätigt Niki Lauda: "Die KERS-Autos von Lewis, Kimi und Kovalainen werden Sutil packen", prognostiziert der Österreicher. "Mit 80 PS mehr sollten sie das bis zur Schikane schaffen. Das wird den Rennverlauf bestimmen."

Dahinter zittern die Brawn-Boliden vor dem nächsten KERS-Boliden, dem von Fernando Alonso: "Wir haben die meisten KERS-Autos vor uns, deshalb wird ein guter Start wichtig sein", weiß Ross Brawn. "Am Start haben wir keine Chance gegen die KERS-Autos", sagt sein Fahrer Jenson Button. "Alonso wird versuchen, nach vorne zu kommen. Wir müssen hoffen, dass wir mehr Benzin haben als sie." Alonso scheint das zu wissen: "Ich hoffe, dass ich einen guten Start habe und mit KERS einige Plätze gutmachen kann."

3. - S wie Strecke

Das Autodromo Nazionale di Monza ist das High-Speed-Mekka der Formel 1. Nirgendwo erreichen die Formel-1-Boliden höhere Geschwindigkeiten als auf den langen Geraden von Monza, obwohl nachträglich eingefügte Schikanen wie die "Variante della Roggia" oder die "Variante Ascari" die Vollgas-Orgie inzwischen portionieren. Seine ursprüngliche Charakteristik als Top-Speed-Kurs hat Monza dadurch aber nicht verloren.

"Die Strecke ist fantastisch", sagt Lewis Hamilton. "Monza ist neben Monaco die untypischste Formel-1-Strecke", ergänzt Mercedes-Benz Motorsportchef Norbert Haug. "Aber während in Monaco die niedrigsten Durchschnittsgeschwindigkeiten gefahren werden, sind es in Monza mit über 250 km/h die höchsten, und die gefahrene Spitzengeschwindigkeit wird in diesem Jahr bei Trockenheit wohl bei über 350 km/h liegen."

4. - S wie Schikanen

Viel wurde vor dem Wochenende über die neuen Kerbs diskutiert. Einige Fahrer hielten sie für zu gefährlich, etwa Timo Glock: "Sollte am Start etwas schief gehen, etwa eine Aufhängung brechen und einer fliegt ab und fliegt mit hoher Geschwindigkeit über die Randsteine, dann hebt er ab", sagt Glock. "Ich möchte gar nicht drüber nachdenken, wenn da einer drüber fliegt und ein anderes Auto auf Fahrerhöhe trifft." Einen Sinn machte Glock in den hohen Kerbs nicht aus. "Ich kann nicht verstehen, warum man solche Kerbs dort hinbaut."

Vor dem Qualifying schritt die FIA mit einer Sonderregelung ein: Sollte ein Pilot während des Rennens drei Mal eine Schikane verfehlen, dann wird er eine Durchfahrtsstrafe erhalten. Sollte es ihm noch drei Mal passieren, gibt es die nächste Durchfahrtsstrafe. Wenn eine Schikane geschnitten wird und dadurch ein klarer Vorteil gewonnen wird, setzt es alleine schon für diesen Vorfall eine Durchfahrtsstrafe.

Von der Dreier-Regel ausgenommen sind verfehlte Schikanen in der ersten Runde, sie werden nicht auf das Schikanen-Konto gerechnet - Ausnahmen sind auch hier geschnittene Schikanen, durch die ein klarer Vorteil gewonnen wird. In diesem Fall gibt es wieder eine Durchfahrtsstrafe.

5. - S wie Strategie

Auch im Rennen kommt es wieder auf die Boxenstopps an., Foto: Sutton
Auch im Rennen kommt es wieder auf die Boxenstopps an., Foto: Sutton

"Die ersten Drei sind meiner Meinung nach auf zwei Stopps", sagte uns Christian Danner vor der Bekanntgabe der Fahrzeuggewichte. "Wenn Heikki Kovalainen nur einen Stopp macht, gewinnt er das Rennen." Der erste Teil der Vorhersage traf ein: Hamilton, Sutil und Räikkönen sind deutlich leichter als Kovalainen und alle anderen Piloten in den Top10. "Ich denke, die Ein-Stopp-Strategie wird hier sehr populär sein", hatte Willy Rampf damit gerechnet. Das sei eben typisch Monza. Den Grund schiebt er nach: "Weil in Monza der Spritverbrauch nicht so extrem hoch ist und weil die Boxengasse extrem lang ist."

Martin Whitmarsh führt den Gedankengang hinter den beiden Strategien aus: "Man kann das Rennen von vorne gewinnen, wenn man zwei Mal stoppt." Deshalb startet Lewis Hamilton mit einer Zweistoppstrategie von der Pole Position. "Wenn man nicht vorne ist, darf man nur ein Mal stoppen, wenn man gewinnen will." Das ist die Strategie von Heikki Kovalainen. "Ich denke, wir haben morgen beide Möglichkeiten, um den Job zu erledigen."

Die Gewichte nach dem Qualifying in Monza

1. Hamilton McLaren-Mercedes 653.5 kg
2. Sutil Force India-Mercedes 655.0 kg
3. Raikkonen Ferrari 662.0 kg
4. Kovalainen McLaren-Mercedes 683.0 kg
5. Barrichello Brawn-Mercedes 688.5 kg
6. Button Brawn-Mercedes 687.0 kg
7. Liuzzi Force India-Mercedes 679.5 kg
8. Alonso Renault 677.5 kg
9. Vettel Red Bull-Renault 682.0 kg
10. Webber Red Bull-Renault 683.0 kg
11. Trulli Toyota 703.0* kg
12. Grosjean Renault 699.8* kg
13. Kubica BMW-Sauber 697.5* kg
14. Fisichella Ferrari 690.0* kg
15. Heidfeld BMW-Sauber 697.5* kg
16. Glock Toyota 709.8* kg
17. Nakajima Williams-Toyota 706.2* kg
18. Rosberg Williams-Toyota 708.6* kg
19. Buemi Toro Rosso-Ferrari 706.0* kg
20. Alguersuari Toro Rosso-Ferrari 706.0* kg

* freie Wahl der Spritmenge, da nicht im Q3.

6. - S wie Sonntagswetter

Vor einem Jahr war Sebastian Vettel der Regenkönig von Monza: Erst holte er sich seine erste Pole Position, dann seinen ersten Sieg. Ein Jahr danach startet er von Platz 9. "Vielleicht kommt der Regen ja noch", hofft er. Allerdings sieht es schlecht aus: Nur 10 Prozent beträgt die Regenwahrscheinlichkeit am Sonntagnachmittag. Außerdem gibt Vettel zu bedenken: "Wenn man im Mittelfeld startet, würde das schon helfen. Dadurch steigen die Chancen - aber in beide Richtungen. Es ist nicht gesagt, dass wir alle wegblasen, wenn es regnet."

Martin Whitmarsh käme Regen ziemlich ungelegen. "Als ich das letzte Mal geschaut hab, gab es eine Chance auf Regen, auch wenn mir lieber wäre, wenn es trocken ist", sagte er uns. "Wir werden sehen, wir müssen es nehmen, wie es kommt." Das gilt auch für Willy Rampf, dessen Fahrer nach den beiden BMW-Motorschäden ein bisschen Regen gut vertragen könnten. "Laut dem Wetterbericht wird die Wolkenwand kommen, allerdings erst kurz nach dem Rennen. Aber vielleicht kann man die Sache etwas Beschleunigen. Das würde definitiv helfen." Der KERS-Knopf für Wolken ist allerdings noch nicht entdeckt worden.

7. - S wie Spannung

Egal ob Regen, Trockenheit oder Schneegestöber: Sebastian Vettel glaubt, dass Red Bull ein gutes Auto für die Rennbedingungen haben wird. "Denn wir haben uns hauptsächlich auf das Rennen vorbereitet", verrät er. Auch Martin Whitmarsh weiß, dass im Rennen alles passieren kann. "Aber wir erwarten, dass wir eine Rolle um den Sieg mitspielen werden."

Angesichts der Startpositionen und der unterschiedlichen Strategien sieht es sehr gut aus für McLaren. Die Titelanwärter spielen im Kampf um den Sieg keine Rolle. "Wenn es normal läuft, dann nicht", bestätigt Christian Danner. "Sebastian muss gegen Button fahren, die anderen vorne kann er vergessen", meint auch Niki Lauda. "Sie fahren nicht um fette Punkte, darum geht die Schlacht zwischen Hamilton, Räikkönen und bis zu einem gewissen Grad auch Sutil." Button und Vettel traut der Österreicher nicht zu, dass sie noch aufs Podium fahren können. "Ein normaler Rennverlauf vorausgesetzt."

Und dann sind da natürlich noch die Roten, die in Monza immerhin ihr Heimrennen fahren und mit Kimi Räikkönen den Sieger des letzten Grand Prix auf Startplatz drei stehen haben. "Wir haben am Freitag gesehen, dass wir eine gute Rennpace haben", gibt Chris Dyer zu bedenken. "Damit können wir um einen Podestplatz fahren." Vielleicht auch um mehr. Den Tifosi würde es gefallen.