Lange hatte Renault still gehalten und keine Kommentare zum Singapur GP 2008 und den Anschuldigungen abgegeben, wonach man Nelson Piquet Jr. dazu angehalten hatte, absichtlich zu verunfallen, um Fernando Alonso nach vorne zu helfen. Am Freitag änderte in Monza änderte sich das. Erst meinte Flavio Briatore, es sei alles gelogen, dann veranlasste Renault, dass Nelson Piquet Jr. und Sr. in Paris wegen Verleumdung und Erpressung vor Gericht kommen. "Die Tatsache, dass wir heute den Fall von Erpressung gegen die Piquets in Paris gestartet haben, zeigt, dass ich zuversichtlich bin, dass die Wahrheit herauskommt", meinte Briatore am Freitagnachmittag in Monza.

Der Renault-Teamchef war sich bewusst, dass die Anschuldigung der Erpressung ernst ist, betonte aber, dass der Renault-Anwalt zuversichtlich sei. "Ich will nicht sagen, wieso wir das getan haben oder welche Beweise wir haben, aber wir sind einfach zuversichtlich genug, dass wir gewinnen. Ich denke, unsere Chancen stehen bei 80 Prozent." Dass es so lange gedauert hat, bis Renault irgendwas tat, konnte Briatore einfach erklären. Einerseits sei es nicht einfach, gegen jemanden wegen Erpressung vorzugehen. Erst nach Durchsicht aller Fakten mit Renault war das möglich. "Wir mussten alle Beweise durchgehen und wir sind uns sicher, wir haben genügend Beweise, um gegen die Piquets vorzugehen." Zudem sei Renault keine kleine Firma, da sei es schwer, schnell etwas in Gang zu bringen.

Die Mitarbeiter verdienen das nicht

Was den Singapur-Fall angeht, wollte Briatore nicht viel sagen. Die FIA habe sein Statement und da habe er alle Fragen klar beantwortet. Er hoffte nur, dass sein Statement nicht auch plötzlich in der Öffentlichkeit auftaucht. Was bislang passiert ist, auch das Auftauchen von Dokumenten, habe Renault jedenfalls sehr geschadet, egal wie der Fall ausgehe. "Man darf nicht vergessen, Renault sind nicht nur ich und die Fahrer, das sind die 600 Leute, die für Renault in der Formel 1 arbeiten. Die verdienen es nicht, dass Renault in einer Position ist, wo darüber nachgedacht wird, nicht mehr Teil dieser Weltmeisterschaft zu sein."

Flavio Briatore erinnerte daran, dass Nelson Piquet öfter Unfälle hatte, Foto: Sutton
Flavio Briatore erinnerte daran, dass Nelson Piquet öfter Unfälle hatte, Foto: Sutton

Trotz der Situation war Briatore sogar zum Scherzen aufgelegt. Denn er meinte, dass Piquet ungefähr 17 Unfälle gehabt habe und er nicht wisse, ob die alle Absicht waren oder nicht. Dabei drängte sich aber die Frage auf, warum der Brasilianer überhaupt bei Renault bleiben durfte. "Ich hatte sonst niemanden", meinte er. Romain Grosjean sei zu jung gewesen, sagte er und noch dazu habe man Fernando Alonso gehabt. "Außerdem habe ich Nelshino genommen, weil er zuerst 1,5 Millionen Dollar im Jahr verdiente, ich den Vertrag dann für eine Million verlängerte. Es gab eine Klausel, wenn er nichts leistet, würde er in Deutschland draußen sein." In der GP2 habe Piquet zudem gut ausgesehen und sei immer nahe an Lewis Hamilton dran gewesen. Als Manager betreute Briatore den Brasilianer, weil Piquet Sr. darum bat.

Der Zerbrechliche

Die Meinung über den jungen Piquet ist mittlerweile natürlich nicht mehr allzu gut. Als verwöhnten Kerl bezeichnete Briatore ihn öffentlich. "Er ist sehr zerbrechlich. Wir haben alles probiert. Wir wollten mehr Leistung von ihm. Das will man von einem Fahrer." Briatore fand es auch unverständlich, wie man annehmen konnte, dass jemand mit einem Unfall in Runde 14 ein Rennen manipulieren will. "Wir wissen, was danach noch passieren kann. Fernando gewann nur, weil Massa ein Problem hatte, weil Kubica ein Problem hatte und weitere auch. Ich denke, es gab da sechs oder sieben Probleme. Ich denke, Barrichello blieb dort stehen, wo Piquet stehen blieb. Ich meine, es ist in Runde 14 nicht möglich, es so zu drehen, dass jemand 40 Runden später gewinnt."

Stattdessen sieht er nun Renault in schlechtes Licht gerückt - wieder einmal. Bereits nach dem Rennen in Budapest habe das Team es schwer gehabt, als die Stewards nach dem Reifenverlust von Fernando Alonso nach Briatores Meinung zu hart durchgriffen. "Was in Budapest passiert ist, war schon schwer für uns. Der Fahrer fiel in Führung liegend aus, weil das Rad nicht richtig angemacht war. Das schadete uns nur. Dass wir für das Rennen in Spanien dann noch zwei, drei Wochen disqualifiziert waren, brachte uns viel schlechte Presse. Das war schon schlecht für Renault. Wir haben fast den gesamten Sommer damit verbracht, uns zu verteidigen", betonte der Italiener und bezeichnete die Crashgate-Geschichte als großen Schaden für Renault und die Formel 1.