Die Anschuldigungen der FIA gegen Renault bezüglich des vermeintlich getürkten Rennausgangs in Singapur im vorigen Jahr basieren anscheinend auf einem Treffen, das einige Stunden vor dem Start des Grand Prix stattgefunden hat. Wie Autosport berichtet, wurde bei dem Meeting in einem Renault-Büro an der Strecke die Renntaktik zwischen Nelson Piquet Jr., Teamchef Flavio Briatore und Technikchef Pat Symonds besprochen. Im Rennen verunfallte Piquet dann zu einem Zeitpunkt, als die darauffolgende Safety Car Phase seinen Teamkollegen Fernando Alonso in eine Position brachte, von der aus er gewinnen konnte. Das soll absichtlich passiert sein.

Erhoffte Belohnung

Aufgrund dieser Anschuldigungen wird sich Renault am 21. September vor dem World Motor Sport Council (WMSC) verantworten müssen. Laut namentlich nicht genannten Quellen soll Piquet der FIA Beweise zugespielt haben, in denen er eindeutig behauptet, von Briatore und Symonds dazu angehalten worden zu sein, absichtlich zu verunfallen, um Alonso zum Sieg zu verhelfen. Des Weiteren soll Piquet gemeint haben, dass er dem zugestimmt habe, weil er sich zu dem Zeitpunkt ohne neuen Vertrag für 2009 in der Tasche nicht wohl im Team fühlte und darauf hoffte, für seinen "Einsatz" belohnt zu werden - eine Theorie, die bereits direkt nach dem Rennen kurz geäußert wurde.

Von Pat Symonds kamen angeblich genaue Anweisungen, Foto: Sutton
Von Pat Symonds kamen angeblich genaue Anweisungen, Foto: Sutton

Der Brasilianer soll sogar gesagt haben, dass er von Symonds genau instruiert wurde, in Runde 13 oder 14 in Kurve 17 zu verunfallen, kurz nachdem Alonso seinen ersten Boxenstopp gemacht hatte. Kurve 17 wurde gewählt, weil es dort keine Kräne gab, um das Auto schnell wegzuheben, wodurch eine Safety Car Phase folgen musste. Briatore und Symonds sollen diesen Anschuldigungen in Unterlagen, die sie der FIA übermittelt haben, allerdings kategorisch widersprochen haben, auch wenn sie zugaben, dass es das Meeting vor dem Rennen gab. Laut ihrer Darstellung soll dabei allerdings Piquet vorgeschlagen haben, einen Unfall zu verursachen.

Der Senior ging zum Präsidenten

Wie es heißt, soll der Skandal am 26. Juli an die Öffentlichkeit gelangt sein, als Piquet in Ungarn sein letztes Rennen für Renault fuhr. Damals soll sein Vater Nelson Piquet FIA-Präsident Max Mosley auf die Vorgänge von Singapur aufmerksam gemacht haben. Am 30. Juli besuchte Piquet Jr. dann das FIA-Hauptquartier in Paris, wo er Vertretern des Weltverbands, darunter angeblich Steward-Berater Alan Donelly sowie externe Ermittler von der Agentur Quest, ein Statement vorgelegte. Daraufhin reisten die drei Stewards des Singapur Grand Prix sowie zwei externe Ermittler zum Grand Prix von Belgien, wo sie Vertreter von Renault verhörten.

Wie das Magazin Autosprint berichtet, soll es zu den Aussagen Piquets auch noch Telemetrie-Daten aus dem Auto des Brasilianers geben, die ein weiterer Grund waren, warum die FIA den Fall dem WMSC übergab. So hätten die Hinterräder des Renaults in der Unfallkurve 17 in den Runden vor dem Crash immer Grip verloren, weswegen Piquet vom Gas gehen musste, beim Unfall gab er aber weiter Gas, obwohl die Hinterräder wieder Grip verloren.

Verschiedene Versionen

Briatore soll mittlerweile erklärt haben, dass er von der Piquet-Familie erpresst wurde. "Ich bestätige das Treffen mit Piquet am Sonntagmorgen, aber über so etwas wurde nie gesprochen. Ich erinnere mich auch, dass Piquet in Singapur in einem sehr labilen Geisteszustand war. Abgesehen davon gibt es Audioaufnahmen, auf denen ich meine Enttäuschung kundtue, als ich auf den Bildschirmen sehe, dass Piquet verunfallt ist", sagte er. Symonds erzählte seinerseits eine etwas andere Version: "Es stimmt, dass während des sonntäglichen Meetings mit Piquet das Thema angesprochen wurde, absichtlich eine Safety Car Phase auszulösen, aber das wurde von Piquet vorgeschlagen. Es war nur ein Gespräch."