Auf dem Podium in Spa standen zwei besonders glückliche Männer. Kimi Räikkönen und Giancarlo Fisichella. Dem Finnen sah man es an, denn auf seinem Gesicht konnte man fast schon ein Lächeln erahnen. Bei Giancarlo Fisichella war die Freude ausgiebiger. Schließlich schaffte er es als erster Force-India-Pilot überhaupt aufs Podium. Beinahe hätte er auch das Rennen gewonnen, was eine noch größere Sensation gewesen wäre.

Um den Sieg gab es ein Duell von zwei Piloten, die Außergewöhnliches leisteten - nur keine Fehler. Deswegen gehört beiden die Auszeichnung von Motorsport-Magazin.com als Mann des Rennens. Beim Start gelang Räikkönen ein sensationeller Sprung von Platz sechs auf Platz zwei. Und er war auch noch dann hellwach, als das Safety Car, das nach dem Unfall in der ersten Runde auf die Strecke gekommen war, wieder in die Boxengasse verschwand und das Rennen freigegeben wurde.

Er klebte am Heck von Fisichella, als sie beide die Ziellinie überquerten. Auf der Geraden nach der Eau-Rouge-Kurve drückte Räikkönen dann auf den KERS-Knopf und übernahm die Führung. "Wir wussten, dass wir eine Chance haben, wenn wir einen guten Start haben", sagte Räikkönen zufrieden. "Genau so wusste ich, dass ich beim Neustart die Führung übernehmen kann, wenn ich in der ersten Kurve nah genug an Fisichella bin. Auch das hat geklappt." Man konnte ahnen, dass Räikkönen der Champagner nach anderthalb Jahren und 25 Rennen ohne Sieg besonders süß schmeckte. Doch Räikkönen ist kein Mann von Pathos: "In der Flasche ist der gleiche Stoff drin, auch wenn du mal Zweiter oder Dritter bist."

Aber auch Fisichella machte alles richtig. Er hatte einen guten Star, war schon auf dem besten Weg, seine Führung auf Räikkönen auszubauen, als das Safety Car kam. Beim Neustart hatte er keine Chance. Als Räikkönen an ihm vorbei war, fuhr er das ganze Rennen lang im Sekundenabstand hinter Räikkönen. Das Duell glich einem Boxkampf. Fisichellas Force India war schneller, aber Räikkönen verteidigte seine Führung souverän. Er hat seinen Sieg verdient. Aber auch Fisichella wäre ein würdiger Sieger gewesen. "Es ist wirklich fast schade, obwohl ich mich vor diesem Wochenende schon über Punkte hätte freuen können."

Fisichella kann es sicher verschmerzen. Denn die letzten Tage haben den fast schon ausgemusterten Force-India-Piloten auf einmal von der Fast-Rente in ein Wunderland katapultiert. Zunächst kam die Anfrage von Ferrari, Luca Badoer zu ersetzen. Egal, was Ferrari und Fisichella am vergangenen Wochenende zugaben, Fisichella war schon am Mittwochabend in Maranello. Das bestätigen seine Fahrerkollegen, die am Mittwoch in Verviers vergeblich auf den Italiener zum Kicken gewartet haben.

Dann die Pole Position am Samstag und der zweite Platz im Rennen. Und schließlich an diesem Donnerstag die Bestätigung, dass er in Monza im Ferrari sitzen wird. "Ich bin im siebten Himmel", zitierte ihn die Ferrari-Webseite. Und ausnahmsweise gab es mal keinen Grund, dem PR-Text zu misstrauen.

So treten die Duellanten von Spa nun in Monza als das neue rote Traumpaar auf. Ihr Job ist es, Ferrari den dritten Platz in der Konstrukteurswertung zu sichern. Ironie des Schicksals ist, dass alle beide im nächsten Jahr wohl nicht mehr im roten Rennoverall herumlaufen. Umso mehr gibt es allen Grund für beide, das Leben im Reich des roten Riesen zu genießen.