Die Lehre für den Ersatz

An Luca Badoer gab es auch in Spa kein Vorbeikommen. Gut, nicht unbedingt auf der Strecke, wobei auch dort sich Jarno Trulli via Funk beschwerte, dass er am KERS-Ferrari nicht vorbeikäme - dieses Problem hatte er allerdings exklusiv. Aber abseits der Strecke wurde das Thema ähnlich heiß diskutiert wie der Titelkampf.

Selbst im Team scheint der Italiener schon für Schmunzler zu sorgen. So konnte es sich Teamchef Stefano Domenicali nicht verkneifen, zu betonen, dass er den neuen Spitznamen "Look how bad you are" für "Luc-a Bad-o-er" noch nicht gekannt habe. Im Boxenfunk bekam Badoer von seinem Renningenieur gesagt: "Du musst schnell sein." Seine Antwort war Slapstick vom Allerfeinsten: "Ich weiß, das ist mein Job."

In Belgien stand nicht nur Lucas Name auf der Jacke Kopf., Foto: Sutton
In Belgien stand nicht nur Lucas Name auf der Jacke Kopf., Foto: Sutton

Diesen genoss er auch in Belgien, bis auf die Presse, wie er drei Mal betonte. Nach der allgemeinen Presseschelte in seinem Pressegespräch fasste sich ein Kollege ein Herz und versuchte ihm zu erklären, dass es eben noch nie vorgekommen sei, dass ein Ferrari-Pilot zweimal hintereinander Letzter im Qualifying gewesen sei. "Was ist die Frage?", versuchte sich Badoer zu wehren. "Es gibt immer ein erstes Mal, dies ist das erste Mal." Wohl wahr, aber vielleicht auch das letzte Mal...

Die Lehre vom Iceman

Mindestens genauso viele Gerüchte wie um Luca Badoer gab es um Kimi Räikkönen. Fährt er 2010 noch für Ferrari? Wird er durch Fernando Alonso ersetzt? Wechselt er zu Brawn GP? Kehrt er zu McLaren zurück? Fährt er nur noch Rallyes? Domenicali nahm es gelassen: "Wenn ein Sieg Kimis Antwort auf die vielen Spekulationen der Medien ist, dann sollen die Medien Tag und Nacht weiterspekulieren und darüber schreiben." Das werden sie machen - so oder so.

Die Lehre von Ferrari

Noch mal Ferrari: Am Freitag stellte das Team eine Liste von A bis fast Z auf seine offizielle Website, in welcher es die Namen aller Fahrer zusammenfasste, die von den Medien oder den Piloten selbst als Badoer-Ersatz ins Gespräch gebracht worden waren. Im dazugehörigen Text entschuldigte sich die Scuderia bei Jenson Button und Lewis Hamilton, dass sie noch nicht gehandelt wurden...

Einer stand hingegen sehr wohl drauf: Nico Hülkenberg. Und was hat er wirklich von Ferrari gehört, wollten wir von ihm wissen? "Ich habe in meinem Leben schon viel von Ferrari gehört... Sie sind ein Formel-1-Team und Rot."

Die Lehre vom Rivalen

Der erste Saisonsieg von Ferrari, der zweite KERS-Sieg in der Formel 1. Das ist schon ein Grund zum Feiern. "Im Namen des McLaren Mercedes Teams möchte ich Kimi Räikkönen und Ferrari zu ihrem ersten Saisonsieg gratulieren", ließ Martin Whitmarsh in der McLaren-Pressemitteilung wissen. Auch Heikki Kovalainen gratulierte seinem Landsmann zum Erfolg. Und Norbert Haug schickte hinterher: "Herzlichen Glückwunsch an Kimi - es muss eine große Erleichterung für ihn sein, seinen ersten Sieg nach 25 Rennen geholt zu haben und natürlich Gratulation an Ferrari zu ihrem ersten Saisonsieg."

McLaren gratuliert Ferrari gleich dreimal in einem offiziellen Pressetext zu einem Sieg? Die Welt hat sich wirklich verändert. Früher trauten sich die beiden Titelkandidaten noch nicht einmal, den Namen des jeweils anderen Rennstalls in ihren Pressemitteilungen zu nennen - stattdessen war nur vom "Hauptrivalen" und "dem anderen Team" die Rede...

Die Lehre vom Fliegen

Okay, Rennen fährt Michael Schumacher doch nicht mehr, aber beraten kann er verdammt gut - denn das macht er bei Ferrari schon seit seinem Rücktritt, nur bei Luca Badoer schien jede Beratung zum Scheitern verurteilt zu sein. Sebastian Vettel ließ sich hingegen sagen, wie man die Reifen richtig behandelt und auch Nico Rosberg entdeckte ein ganz neues schwarzes Gold in seinem Sortiment. Welches? Das sehen Sie sich am besten selbst an in den Motorsport-Magazin.com Formel 1 Satire News zum Belgien GP.

Die Lehre vom Brummen

Zwei Motorschäden innerhalb von 24 Stunden: Niemand hätte es Sebastian Vettel übel genommen, wenn er nach Valencia nichts mehr von Renault hätte hören wollen. Der Deutsche nahm es jedoch wie gewohnt mit Humor: "Der Gremlin ist ausgezogen - wir haben ihn rausgeschmissen." Angst vor einer Rückkehr der Kuscheltiere hatte er nicht: "So lange der Motor brummt, ist alles okay."

Die Lehre vom Sponsor

Einmal soll das Motorhome gepfändet werden, einmal reist man zum Schutz mit einem Motorhome an, das nun wirklich keiner haben möchte (sorry an alle Kollegen bei Suzuki in der MotoGP, die Mallya das gute Stück ausliehen). Steckt Force India in einer Finanzkrise? Teambesitzer Vijay Mallya winkt ab: "Ich selbst bin zu 95% der Sponsor. Wenn ich also glücklich bin, sind alle glücklich." Bis auf diejenigen, die auf ihr Geld warten...

Die Lehre vom Seniorentag

Schlaue Köpfe - oder deren Supercomputer - haben ausgerechnet: Die ersten beiden Reihen der Startaufstellung zum Belgien GP waren zusammen 140 Jahre alt (zum Nachrechnen: Fisichella 36 + Trulli 35 + Heidfeld 32 + Barrichello 37 = 140). "Gestern war Seniorentag", stellte Sebastian Vettel fest. "Das müssen wir heute wieder ändern." Christian Danner war vom Opi-Racing angetan: "Warte mal ab, am Schluss gewinnt jetzt noch Barrichello den WM-Titel!", sagte er uns. "Das wäre das Allergeilste: Die Ur-Alt-Opis machen es unter sich aus - Fisichella gewinnt in Spa und Barrichello wird Weltmeister!" Teil 1 der Vorhersage wäre beinahe in Erfüllung gegangen.

Die Lehre vom Glücksbringer

Rennfahrer sind abergläubisch. Was sich Sebastian Vettel schon an Münzen auf die Schuhe klebte, lässt sich kaum in Millionen aufwiegen - ganz zu schweigen von Michael Schumachers Glücksbringern seiner Kinder. In Italien ist alles ein bisschen anders. "Ich habe einen Hasen gerammt", verriet Giancarlo Fisichella nach dem Freien Training. "Meine Mechaniker meinten, das bringt Glück. Und das hat es." Im Qualifying gab es die Pole, im Rennen Platz 2. Als Glücksbringer sollte sich Fisichella aber etwas anderes suchen, denn die Hasenjagd würde spätestens nächstes Jahr im Albert Park in Melbourne sämtliche Tierschützer und Greenpeace-Aktivisten auf einmal auf den Plan rufen.

Die Lehre von der Show

Captain American wäre in der Formel 1 undenkbar., Foto: Milagro
Captain American wäre in der Formel 1 undenkbar., Foto: Milagro

Es war typisch amerikanisch, aber es war eine riesige Show. Gemeint ist nicht die Darbietung der Miss America, die beim MotoGP-Rennen in Indianapolis die US-Nationalhymne trällerte. Gemeint ist Jorge Lorenzos Triumphmarsch nach seinem Sieg auf dem Brickyard.

Die Fans liebten es, in der Formel 1 hätte er damit aber gegen so ziemlich jede von Bernies goldenen Regeln verstoßen: Er hielt nach der Zieldurchfahrt an, stieg von seinem Fahrzeug, kletterte in Spiderman-Manier auf den Zaun, feuerte die Fans an, kam herunter, ließ sich einen Schild geben (ja, wie bei den Rittern, denn er warb an diesem Wochenende für Captain America), vollführte mit dem Schild am Arm Wheelies (also das Motorrad-Pendant zu F1-Donuts), verlor dabei den Schild und sprang nach der Ankunft im Parc Fermé mit Anlauf aus selbigem heraus in die Arme seiner Crew. Dafür hatte es in Bernies Welt mehr Geldstrafen gegeben als für Luca Badoer am Freitag in Valencia.

Die Lehre vom falschen Vorbild

Sebastian Vettel musste wegen seiner Motorenknappheit im 1. Freien Training zusehen. Unglücklich war er deswegen nicht: "Ich habe zugeschaut, davon kann man auch etwas lernen." Dass dies nicht immer der beste Weg ist, musste Jenson Button am eigenen Leib erfahren: "Ich hatte Probleme mit den weichen Reifen, ich kam das ganze Wochenende nicht damit klar. Die meisten anderen Fahrer fuhren damit, also haben wir uns gedacht, dass wir sie im Qualifying auch fahren sollten." Der Plan ging schief.

Hat denn Jenson nie jemand gesagt, dass man nicht aus dem Fenster springen soll, nur weil es ein anderer macht? Immerhin hat er daraus gelernt, für das Rennen kündigte er an: "Wir werden etwas ganz anderes als alle anderen versuchen."

Die Lehre vom Knopfdruck

Die Formel-1-Saison ist unberechenbar. Mal gewinnt Red Bull, mal fahren sie hinterher, mal gewinnt Brawn, mal sind sie unter ferner liefen. Und dann gibt es Momente wie in Spa, in denen Giancarlo Fisichella im Force India auf die Pole fährt, im Rennen Platz 2 belegt und dabei schneller als der Sieger war. Es ist fast so, als ob Bernie Ecclestone in seinem Motorhome sitzt und im richtigen Moment auf den Knopf drückt. "Ich habe den Knopf noch nicht in unserem Auto gefunden", scherzte Mario Theissen. Aber klar doch: BMW hat KERS ja auch schon lange ausgebaut...

Die Lehre von Eau Rouge

Eau Rouge, obwohl die Highspeed-Kurve mit den modernen F1-Autos voll durchfahren wird, elektrisiert dieser Name noch immer. Für den 15-jährigen Skateboard-Europameister Axel Cruysberghs war Eau Rouge eine ganz neue Herausforderung: statt mit einem Red Bull Boliden raste er auf einem Skateboard mit 42 km/h durch die legendäre Kurve. Vielleicht hätten sich Hamilton, Button & Co nach ihrem Erstrundenunfall auch ein Skateboard schnappen und weiter mitfahren sollen. Den Ferrari mit der Startnummer 3 hätten sie so vielleicht noch gefährden können.

Die Lehre vom Bankwechsel

Vielleicht hat Fisichella auch eine blaue Kuh gerammt?, Foto: Sutton
Vielleicht hat Fisichella auch eine blaue Kuh gerammt?, Foto: Sutton

Romain Grosjean ist eine sichere Bank. Zumindest arbeitet er in einer, nämlich der seines Vaters. Dort schaute er auch am Dienstag nach seinem GP-Debüt in Valencia vorbei. Offiziell, um zu arbeiten. In der Donnerstags-Pressekonferenz scherzte der Fragesteller, dass Heikki Kovalainen bald sein Bankkonto dorthin verlagern werde. "Sehr schön", freute sich Grosjean schon auf neue Kundschaft. Der Finne konterte jedoch: "Ich glaube, Romain war am Dienstag nur dort, um zu überprüfen, ob Flavio [Briatore] ihn schon bezahlt hat."

Die Lehre vom V8

Noch eine Pressekonferenz, diesmal am Freitag und mit Teamchefs, Technikverantwortlichen, Teambesitzern und sonstigen wichtigen Teampersonen. Natürlich kam auch ein möglicher Wechsel von Red Bull zu Mercedes-Benz zur Sprache. Christian Horner umtänzelte die Frage geschickt: "Wir werden nächstes Jahr ganz sicher mit einem V8-Motor fahren. Soviel kann ich schon einmal verraten." Angesichts des bevorstehenden Präsidentenwechsels könnte es tatsächlich keine kurzfristige Regeländerung in diesem Bereich geben...

Die Lehren vom Seb

Sebastian Vettel bestreitet erst seine zweite volle Formel-1-Saison, doch er spricht schon wie ein alter Hase - nein, ihm droht trotzdem keine Gefahr von Fisichella überfahren zu werden. "Das ist wie bei einem Radfahrer, der nach dem Anstieg vorne ist und dem bei der Abfahrt das Fahrrad kaputt geht", teilte er nach seinem Ausfall in Valencia seine Weisheit mit den TV-Reportern. Am Donnerstag in Spa folgte die nächste Lektion: "Es ist wie bei einem Hundertmeterläufer, dem nach der Hälfte der Distanz die Schuhsohle davon fliegt." Fortsetzung folgt.