Giancarlo Fisichella konnte es nicht fassen. Gerade hatte er eine fehlerfreie Qualifyingrunde hingelegt und dann hörte er im Boxenfunk: "P9." Also Platz 9. Das konnte nicht stimmen. "Ich bin nicht Neunter", funkte er zurück. "Nein, wir sind auf Pole, wir sind auf Pole!" Ab diesem Moment interessierte Fisichella sein kleines Verständnisproblem nicht mehr, denn sein Renningenieur hatte gefunkt "Throttle P9", also die Einstellung, die er am Lenkrad nach der Zieldurchfahrt vornehmen sollte.

Für Fisichella begann mit seiner vierten Formel-1-Pole ein Traum, aus dem er nicht erwachen möchte. "Es war einer der besten Momente in meinem Leben", sagte er. Aber nicht nur das: "Es war das beste Qualifying meines Lebens. Alles lief perfekt. Jede Runde ohne Probleme, kein Verkehr, alles sauber."

Selbst seine Pole Positions mit Renault stuft er niedriger ein, denn mit Renault wusste er, dass das Auto gut war, dass er auf Pole fahren und Rennen gewinnen konnte. "Aber hier hat das niemand von uns erwartet." Vor dem Qualifying spekulierte er vielleicht auf die Top10, aber nicht auf die Pole Position. "Das war unglaublich."

Möglich wurde das durch ein verrücktes Qualifying, aber vor allem durch eine starke Weiterentwicklungsarbeit seines Force India Teams. "Ich glaube, wir haben die beste Entwicklung im ganzen Paddock betrieben, besser als Ferrari, besser als McLaren, ganz sicher", sagte Fisichella gegenüber Autosport. Zu Saisonbeginn hätten Force India fast zwei Sekunden auf die Spitze gefehlt, jetzt sei man nur noch ein paar Zehntel weg - und steht in Spa auf Pole.

Das Ziel für das Rennen sind Punkte. "Gewinnen ist vielleicht etwas zu hoch angesiedelt, aber wir haben eine gute Basis, um gut abzuschneiden. Unser Hauptziel ist der erste Punkt, was für uns wie ein Sieg wäre." Angesichts der Pole könne man aber womöglich mehr als einen Punkt anpeilen. "Das Ziel könnten die ersten Sechs sein, aber ich starte von der Pole, also hoffe ich auf einen Podestplatz."

Und dann auf einen Anruf von Ferrari? "Das ist reine Spekulation, niemand hat mich bislang angerufen." Aber er steht ja auch erst seit heute auf der Pole. "Aber klar, ich bin auf der Pole und Luca [Badoer] ist Letzter, also könnte es passieren." Dann müsste er darüber nachdenken - trotz Vertrages. "Heute bin ich auf Pole, ich bin schneller als Räikkönen, wenn wir eine vergleichbare Spritmenge haben." Der Unterschied beträgt sieben Kilo oder rund zwei Runden.