Warum ist Spa so Besonders?
Pascal Vasselon: Für die meisten Fahrer ist Spa wohl die beste Strecke auf der Welt, nur Suzuka kommt da nahe hin. Der Grund dafür ist, dass Spa eine der letzten Naturstrecken in der Formel 1 ist, was bedeutet, das Layout ist nicht künstlich, sondern wird von der Umgebung diktiert. Dann hat man die Landschaft rund um Spa, mit den Hügeln und den Wäldern, die eine wunderbare Atmosphäre schaffen. Der andere Grund ist, dass es eine schnelle Strecke ist; Fahrer und Zuschauer sind vom Speed fasziniert. Abgesehen von Monaco, was die Ausnahme der Regel ist, habe ich von keinem Fahrer gehört, dem ein langsamer Kurs besonders gefallen hätte. Die Kombination dieser Dinge macht es zu einem wirklich besonderen Ort.

Ist es immer noch magisch, auch nach den jüngsten Änderungen?
Pascal Vasselon: Die Strecke von Spa hat eine lange Geschichte und man könnte argumentieren, dass sie durch die Änderungen Ende der 1970er etwas von ihrer Magie verloren hat, als sie von einer sehr langen Strecke ähnlich der Nordschleife am Nürburgring auf das uns bekannte Layout gestutzt wurde. Das alte Layout kommt uns heute einfach nur mehr verrückt vor, denn Autos fuhren mit Vollgas durch Dörfer und die Sicherheitsstandards waren sehr weit von dem entfernt, was wir heute kennen. Zu der Zeit war es ein magischer Ort, aber das musste sich ändern. Die aktuelle Generation des Spa-Layouts wurde kürzlich angepasst, aber das hat die Natur der Strecke nicht wirklich verändert und der Reiz des Kurses wurde nicht geschmälert.

Was ist mit Eau Rouge?
Pascal Vasselon: Das ist eine fantastische Kurve, denn sie biegt sich in alle Richtungen. Man fährt links und rechts, aber auch runter und rauf und das alles zur gleichen Zeit. Diese Kombination macht sie einzigartig, aber ich muss sagen, sie hat ein wenig ihrer Magie verloren, da man sie nun locker mit Vollgas nehmen kann. Wir erwarten, dass wir dieses Jahr im Trockenen trotz der aerodynamischen Änderungen immer noch Vollgas fahren können, hauptsächlich deswegen, weil die Slicks den verlorenen Abtrieb mit zusätzlichem Grip wettmachen. Wo die Eau Rouge wieder ihre Magie zurückgewinnt, ist im Regen; ein Formel-1-Auto dort auf einer nassen Strecke zu beobachten, ist einfach unglaublich. Es ist besonders beeindruckend, wenn man andere Arten von Autos bei ähnlichen Bedingungen dort gesehen hat, denn Formel-1-Autos sind viel schneller.

Wie wichtig ist Eau Rouge für die ganze Runde? Ist sie wichtig oder nur eine weitere Kurve?
Pascal Vasselon: Sie ist nicht mehr der Ort, wo man eine Sekunde pro Runde gewinnen oder verlieren kann, so wie das der Fall war, bevor sie mit Vollgas ging. Sie ist klarerweise keine Gerade, aber wenn man bedenkt, dass sie mit Vollgas gefahren wird, erachtet man sie als solche. Trotzdem muss man diese Kurve ein wenig berücksichtigen, wenn man über das Setup nachdenkt, denn man will nicht aufsetzen, das hat also etwas Einfluss.

Welchen Kräften ist ein Auto in Eau Rouge ausgesetzt?
Pascal Vasselon: Wir entwerfen ein Auto so, damit es die extremsten Belastungen aushält und die Eau Rouge ist einer der Faktoren, die wir berücksichtigen, denn dort kombinieren sich eine hohe vertikale Beschleunigung - aufgrund der Kompression - und eine sehr starke seitliche Belastung. Diese Faktoren werden nirgendwo in der Saison übertroffen, also sind unsere Autos, vor allem die Aufhängung, so entworfen, damit sie besonders mit dem Kräften in der Eau Rouge zurechtkommen.

Die Eau Rouge ist zwar einfacher geworden, hat aber weiter ihren Reiz, Foto: Sutton
Die Eau Rouge ist zwar einfacher geworden, hat aber weiter ihren Reiz, Foto: Sutton

Wie anspruchsvoll ist Spa für die Motoren
Pascal Vasselon: Einfach gesagt, ist es die wichtigste Strecke des Jahres für die Motoren, sogar noch mehr als Monza. Das ist deswegen so, weil man in Spa schnelle, den Motor belastende Kurven genauso hat wie lange Geraden. In Monza hat man nur lange Geraden und langsame Schikanen. Deswegen planen wir, in diesem Rennen in beiden Autos einen neuen Motor einzusetzen.

Gibt es einen Teil des Autos, der in Spa nicht besonderen Belastungen ausgesetzt ist?
Pascal Vasselon: Die Bremsbelastung ist unter dem Durchschnitt und das ist wirklich das einzige System, das nicht zu sehr belastet wird.

Wie groß ist der Faktor des möglicherweise schlechten Wetters?
Pascal Vasselon: In Spa ist es möglich, in einer Situation zu sein, in der man vorzeitig ein Regen-Setup entwickeln muss und wir haben das 2005 gemacht, als der Regeln für Sonntag absolut sicher war. Auch wenn das Wetter in Spa annehmbar erscheint, muss man auf alles gefasst sein. Man sollte aber nicht glauben, dass es in Spa kein gutes Wetter geben kann. Ich lebe in der Nähe und die Anzahl der schönen, sonnigen Tage ist sogar recht hoch; die schlechte Reputation ist in dieser Hinsicht etwas überzogen.

Wird das Team für den Belgien Grand Prix Updates haben?
Pascal Vasselon: Diese Saison stechen Spa und Monza als die zwei Kurse heraus, die ein Paket mit wenig Abtrieb verlangen, das haben wir berücksichtigt. Das Ergebnis daraus ist, dass wir ein spezielles Paket für diese beiden Rennen haben, was bedeutet, andere Front- und Heckflügel und auch weitere aerodynamische Änderungen.

Was macht das Team, um die jüngst aufgetretenen Unterschiede zwischen Qualifying- und Renn-Pace zu beseitigen?
Pascal Vasselon: Timo fuhr in Valencia die schnellste Runde und das war keine einmalige Sache; wenn man sich alle Rundenzeiten durchsieht, so war er konstant schnell, aber wir haben eindeutig ein Problem mit der Pace im Qualifying. Wir sind mit dieser Situation nicht glücklich und sehen uns jeden Bereich an - Reifenhandhabung; Setup, wie wir uns aufs Qualifying vorbereiten -, damit wir über eine Runde mehr aus dem Auto rausholen. Wir studieren jeden Faktor, der erklären könnte, warum wir im Rennen eine vergleichsweise stärkere Pace haben als im Qualifying und werden jede notwendige Maßnahme ergreifen.