Die Letzten werden die Ersten sein und die Kleinsten haben die größten Ideen. Da sich der kleine Bernie mit seinen bahnbrechenden Kreativideen in der Formel-1-Welt irgendwie missverstanden fühlt, wandert er auf die Tartanbahn aus - denn im Leichtathletik-Rund geht es genau nach seinem Geschmack zu: Medaillen ohne Ende, rund, eckig, aber Hauptsache Gold, Silber und Bronze.

Auch Nick träumt Zeit seines Lebens von einer Goldmedaille. Aktuell ist daran aber nicht zu denken, schließlich agiert er bei den 3000 Metern Hindernis nur als Pacemaker. Das macht der alte Hase allerdings gut: "Nach einem guten Start konnte ich das Tempo der Vorderleute mitgehen, habe dann aber Robert vorbeigelassen." Während besagter Robert gut gezogen wurde und das erhoffte Ergebnis holte, trabte Nick hinterher. So ist eben das Los der Schrittmacher. "Der Weg nach vorne ist hoffentlich geebnet, aber er ist noch sehr steinig", meint er. Aber was soll man beim Hindernislauf sonst erwarten?

Irgendwann ging Sebastian saft- und kraftlos zu Boden., Foto: Sutton
Irgendwann ging Sebastian saft- und kraftlos zu Boden., Foto: Sutton

Adrian hat in seiner Disziplin nur ein Hindernis in luftiger Höhe. Um dieses zu überwinden, hat er ein Hilfsmittel: Einen langen Stab, der jedoch in der Vergangenheit hin und wieder zu Bruch gegangen ist, dummerweise ausgerechnet dann, wenn er gute Chancen hatte, die entscheidende Höhe endlich zu überqueren und dadurch in Medaillennähe zu gelangen. Auch diesmal klappte es nicht mit dem Edelmetall: "Ich denke, der zehnte Platz war das Maximum, das wir holen konnten." Seinen Traum gibt er deswegen aber nicht auf, das nächste Meeting steht schließlich schon an. "Wir haben ein tolles Paket und ich glaube, beim nächsten Mal klappt es."

Den gleichen Satz betete Sebastian gebetsmühlenartig herunter. Der junge Marathonläufer lag schon deutlich vor seinem Triathlon erprobten Konkurrenten Jenson, aber dann kam es bei einer Erfrischungsstation am Straßenrand zum ersten Zwischenfall: Die Trinkbecher waren leer, er musste bei der nächsten Gelegenheit noch mal zur Seite laufen, um Flüssigkeit aufzutanken. "Danach war es schon gelaufen", gab er auf. Aber es kam noch schlimmer: Wenig später machte sein Kreislauf schlapp, der Mann mit dem berühmten Hammer gab ihm einen kräftigen Schlag auf den Kopf und es rauchte gewaltig. "Das ist wie bei einem Radfahrer, der nach dem Anstieg vorne ist und dem bei der Abfahrt das Fahrrad kaputt geht. Aber wenigstens habe ich es nicht in die Mauer gestopft."

Vorbild USA: Coole Brillen gehören in der Leichtathletik dazu., Foto: Sutton
Vorbild USA: Coole Brillen gehören in der Leichtathletik dazu., Foto: Sutton

Mauern türmten sich vor Nico keine auf. Schließlich ist er 100 Metersprinter und nicht 100 Meter-Hürdenläufer. Einfach war es für den Jüngling aber nicht. "Es war sehr hart", sagte er. "Die Hitze nimmt einem den ganzen Spaß weg." Mit seinem Lauf war er trotzdem zufrieden, jedenfalls fast. "Das Einzige, was etwas enttäuschend ist, war, dass ich Kimi heute nicht schlagen konnte. Er war etwas zu schnell." Neben Kimi ließ ihm auch der zweite finnische Sprinter keine Chance, der sich wie sein Kollege bislang sehr gut vor der Öffentlichkeit und Weltspitze versteckt gehalten hatte. Es war fast so, als ob er immer wieder einen Knopf drückte und Nico dadurch wegzog... "Da hatte ich keine Chance."

Timo und Sebastien beraubten sich derweil selbst aller Chancen. "Nach der ersten Kurve war es vorbei für mich", klagte Zehnkämpfer Timo, der den abschließenden 1.500 Meterlauf früh abhakte, aber bei der letzten Zwischenzeit noch einmal eine persönliche Bestleistung lief. Aber was war denn nun in der ersten Kurve? Irgendwie hatte Timo noch sein Arbeitsgerät vom Kugelstoßen in der Hosentasche. Das fiel ihm beim Kurvenlauf heraus und klatschte Sebastien auf den Fuß. "Ich war innen und Timo hat mich anscheinend nicht gesehen."

Dann geschah das Unvermeidliche und der Schuh war kaputt. Bis er einen neuen angezogen hatte, war das Feld Sebastien natürlich enteilt. Allerdings war auch er nicht ganz unschuldig: Er hatte sich noch seinen Speer auf den Rücken gebunden und schlitzte damit Timos linken Schuh auf, so dass auch er einen Schuhwechsel einlegen musste. "Ich musste die ganze erste Runde mit dem Kaputten absolvieren und hatte dann viel Rückstand", so der enttäuschte Timo. Auf diese Weise kamen die Beiden natürlich nicht auf genügend Punkte, um am Ende eine der begehrten Medaillen abzusahnen. Bernie war es recht: So konnte er die edlen Stücke für sich selbst behalten.