Es ist ein Dilemma. Die Formel 1 ist gnadenlos und egal wie man es macht, irgendjemand findet immer etwas, um zu meckern. Zugegeben, das ist nicht nur in der Formel 1 so, aber ganz besonders bei Themen wie dem F1-Qualifying, F1-Boxenstopps und F1-Tankstopps. Die Tankstopps werden im kommenden Jahr verboten. Dadurch werden die Boxenstopps auf Reifenwechsel beschränkt und somit kürzer. Und im Qualifying wird der Wunsch vieler Fans erfüllt, dass endlich wieder der Schnellste auf der Pole Position steht und nicht der vermeintlich Schnellste, der einfach etwas weniger Sprit als der wirklich Schnellste im Tank hatte, dafür aber schon fünf Runden eher zum Tankstopp an die Box kommt.

Es könnte also alles so schön sein. 2010 gibt es keine Tankstopps mehr, keine Gefahr für Tankfeuer und keine Taktikspielchen im Qualifying. Der Pole-Mann ist wirklich Pole-Mann, denn Spielereien mit Rennsprit wird es nicht mehr geben, Low-Fuel-Qualifying ist das Schlagwort. So weit, so gut. Dummerweise gibt es immer mehrere Betrachtungsweisen, eine andere besagt: Wenn immer die Schnellsten in der Startaufstellung vorne stehen, wird es in den Rennen kaum mehr Überholmanöver geben, selbst am Start wird es nur noch selten zu Positionswechseln kommen und die Spitzenpiloten mit den schnellsten Autos werden bereits nach wenigen Runden mit einem riesigen Vorsprung am Horizont verschwinden.

Pro & Contra

Zu viel Schwarzmalerei? "Es mag vielleicht ein Fehler sein, aber ich glaube, dass wir das akzeptieren müssen", sagt Martin Whitmarsh. Der McLaren-Teamchef glaubt auch, dass man die Formel 1 aus vielen Blickwinkeln betrachten könne, einer ist jener der F1-Freaks, der Strategieliebhaber, der Hardcore-Fans, die Boxenstoppstrategien und Benzinmengen lieben, die Taschenrechner oder noch besser Exceltabellen Gewehr bei Fuß haben und alles detailliert nachrechnen.

Die Tankanlagen können abgewrackt werden., Foto: Sutton
Die Tankanlagen können abgewrackt werden., Foto: Sutton

"Aber für viel mehr Gelegenheitszuschauer der Formel 1 scheinen die Autos nicht in der natürlichen Reifenfolge zu sein. Sie verstehen nicht, warum am Ende des Qualifyings einige Fahrer wahrscheinlich das schnellste Paket haben, obwohl sie nicht die Schnellsten waren. Das verwirrt sie."

Die Rückkehr zum Low-Fuel-Qualifying löst die Verwirrung und sorgt durch kürzere, dramatischere Boxenstopps vielleicht auch für mehr Spannung im Rennen. "Es wird viele verschiedene Wege geben, die Reifen zu nutzen und das Auto ins Ziel zu bringen - das wird ziemlich interessant", glaubt Ross Brawn. In der Vergangenheit sei kritisiert worden, dass die Fahrer auf den Tankstopp warten konnten und kein Überholmanöver riskieren mussten, auch das könnte sich mit kürzeren Boxenstopps ändern.

"Das Tankverbot ist nicht negativ für die Show", sagt Flavio Briatore. Auch Mario Theissen erwartet keinen negativen Einfluss durch das Verbot. "Es wird ziemlich spannend sein, zu sehen, wie das Verhalten der Reifen bei verschiedenen Bedingungen einen größeren Einfluss als die Benzinmenge hat." Aber auch das dürfte wohl im Auge des Betrachters liegen. Irgendwie wird man es nie allen recht machen können. Es ist eben ein Dilemma.