Warum kollidierte Alonso mit Heidfeld?

Es war zweifelsohne die spektakulärste Aktion des Trainingsfreitags: Fernando Alonso schoss in die Seite von Nick Heidfelds BMW Sauber, das weiß-blaue Auto hob ab und kam unsanft wieder auf dem Boden auf. "Ich hatte ihn mit blockierenden Rädern im Spiegel gesehen und noch versucht, ihm etwas Platz zu lassen, aber er ist voll in mein Auto gekracht. Es hat nicht viel gefehlt, und ich hätte mich überschlagen", beschrieb Heidfeld die Situation, die er als unnötig einstufte, ganz besonders im Freien Training. Der Deutsche trug ein paar Kopfschmerzen und einen verspannten Nacken davon, den er sich gleich massieren ließ.

Alonso rechtfertigte sich damit, dass er davon ausging, Heidfeld gehe in die Box. "Er fuhr sehr weit außen in die letzte Kurve hinein und musste die Boxeneinfahrt nehmen. Dann lenkte er plötzlich ein und kreuzte die Strecke, als ob er auf einer Outlap war, um die nächste Runde etwas schneller angehen zu können. Das hat mich völlig überrascht." Dass er mit blockierenden Rädern in die Kurve und danach Heidfeld hineinrutschte, deutete er nicht als seinen Fehler: Obwohl die Räder blockierten, sei er an dieser Stelle 50 km/h langsamer gewesen als auf allen anderen Runden. "Der Rauch hat nur etwas verwirrt", meinte Alonso.

Warum war Badoer so langsam?

Fernando Alonso verlor den Flügel, fuhr danach dennoch Bestzeit., Foto: Sutton
Fernando Alonso verlor den Flügel, fuhr danach dennoch Bestzeit., Foto: Sutton

Die Augen waren auf ihn gerichtet: Den Ersatzmann von Felipe Massa und irgendwie doch den Ersatzmann von Michael Schumacher. Im 1. Training wurde Luca Badoer diesen Anforderungen auf der Zeitenliste nicht gerecht: 3,3 Sekunden Rückstand, letzter Platz. Im 2. Training verkürzte er den Rückstand auf nur noch 2,6 Sekunden, aber mehr als Platz 18 war nicht drin - damit lag er nur vor Neuling Jaime Alguersuari und Lewis Hamilton, der nur drei magere Runden fahren konnte.

"Das ist eine schwierige Aufgabe für ihn, denn er saß lange Zeit in keinem F1-Auto mehr und er kennt die Strecke in Valencia nicht", nahm Teamchef Stefano Domenicali seinen Piloten in Schutz. Auch Chefingenieur Chris Dyer machte Fortschritte aus: "Je mehr Kilometer er gefahren ist, desto mehr hat er sich verbessert." Für Badoer sei Valencia eine Dreitagestestfahrt. Das Team erwarte nichts von ihm.

Badoer selbst zeigte sich nach seinem ersten Tag zufrieden. "Wenn man bedenkt, dass ich acht Monate nicht mehr in einem F1-Auto gesessen bin und das das erste Mal ist, dass ich auf dieser Strecke fahre, bin ich ziemlich glücklich mit meinem heutigen Job. Ich habe keine Fehler gemacht und hatte keinen Unfall." Nur den Pitlane-Limiter sollte er noch einmal genau studieren: Badoer war gleich viermal zu schnell in der Boxengasse unterwegs.

Ist Brawn wieder vorne dabei?

Silverstone, Nürburgring und Budapest - drei Rennen, dreimal fuhr Brawn den eigenen Ansprüchen als Topteam hinterher. In Valencia änderte sich das: In beiden Freien Trainings waren Rubens Barrichello und Jenson Button in den Top4 anzutreffen. "Das Auto ist besser als beim letzten Rennen", bestätigte Barrichello.

An Hamiltons Auto wurde munter geschraubt., Foto: Sutton
An Hamiltons Auto wurde munter geschraubt., Foto: Sutton

Als Grund machte er das bessere Verständnis der mechanischen Probleme und neue Aerodynamikteile aus. Ein bisschen dürften auch die hohen Temperaturen geholfen haben, bei denen Brawn in diesem Jahr traditionell stark war. "Die Temperaturen waren sehr hoch, haben am Nachmittag 50 Grad erreicht, also konnten wir unsere Reifentemperaturen sehr gut managen und hatten nicht die gleichen Probleme der letzten Rennen", gab Ross Brawn zu. Ob das auch noch im Qualifying und auf der Renndistanz so sein wird, bleibt abzuwarten.

Was war bei Hamilton kaputt?

Lewis Hamilton drehte im 2. Training nur drei Runden, dann wurde sein McLaren in alle Einzelteile zerlegt. Auslöser war ein Dreher, in dessen Folge er seinen Frontflügel beschädigte. "Es war nur eine leichte Berührung, aber sie genügte, um einen Teil der neuen Nase zu beschädigen, die wir zu diesem Rennen gebracht haben", erklärte Martin Whitmarsh. Da es von diesem Frontflügel kein Ersatzteil gab, ließ das Team Hamilton in der Box und baute das Auto sofort für den Samstag um - deshalb der Motorwechsel. Grund für den Ersatzteilmangel sei die Sommerpause samt Fabrikschließung gewesen. Bis zum Samstag soll aber ein neuer Flügel für Hamilton an der Strecke eintreffen.

Warum hat Vettel bei Red Bull verlängert?

Sein Vertrag lief noch bis Ende 2011, eigentlich hätte Sebastian Vettel zumindest bis nächstes Jahr warten können, bevor er sich länger an Red Bull bindet - immerhin ist noch unklar, wie das Kräfteverhältnis 2010 oder gar 2011 aussehen wird. "Ich fühle mich sehr wohl im Team, von daher kam es zu der Entscheidung. Ich freue mich, weiter Teil der Red-Bull-Familie sein zu dürfen", lautete Vettels offizielle Begründung. Dann fügte er aber hinzu: "Für die Zukunft sieht es gut aus, wir haben das Potential, die Großen weiter kräftig zu ärgern."