Vor zwei Jahren stand ein Direktor der Walt Disney Company namens Lawrence Aldridge beim Motorsport Business Forum in Monte Carlo vor einem Motorsport-Publikum und sagte ihm, warum die Formel-1-Marketingleute nicht so viel erreichen, wie sie es könnten. Sie kümmerten sich nicht genug um die Aufmerksamkeit der Zuschauer, sagte er.

Um diese Theorie zu unterstützen, betonte er, dass 80% der Konsumentscheidungen von den Müttern getroffen würden, nicht von den Vätern. Die Mütter treffen die Entscheidungen mit den Kindern im Hinterkopf. Wenn der Vater ein Motorsportverrückter ist, lässt die Mutter ihn vielleicht zu einem Grand Prix gehen, um ihn glücklich zu machen, aber es ist wahrscheinlicher, dass er mit einem Freund hingeht als mit der gesamten Familie. Die Mutter und die Kinder bleiben zu Hause und unternehmen etwas Preiswerteres.

Mütter mögen Dinge, die geordnet und schön sind. Sie möchten ihren Familien gute Lektionen beibringen und sie sind bei den Idolen für ihre Kinder wählerisch. Die Formel 1 macht viele Dinge richtig, aber das Maketing für Kinder und Mütter ist nicht ihre Stärke. Der Erfolg der TV-Sendung "Roary the Racing Car" und der "F1 in Schools" Initiative zeigt, was erreicht werden kann. Die F1 ist viel mehr daran interessiert, Geld zu zählen, als in die Zukunft zu investieren.

Seltsame Phantasiewelt

Dieser Sommer war für die F1 eine schwierige Zeit, es wurden kaum Deals abgeschlossen. Auslöser dafür war die politische Krise zwischen den F1-Teams und der FIA, die bedeutete, dass es eine ungewisse Zukunft gab und niemand unter diesen Umständen einen Vertrag unterschreiben wollte. Zusammen mit der Weltwirtschaftskrise und den kleinen Skandalen des Sports an sich war die F1 nicht interessant.

Zum Teil liegt dies daran, dass die F1 nicht als ein förderlicher Sport angesehen wird. Die F1-Leute vergessen oft, dass die Menschen in der realen Welt langweilige und vernünftige Leben führen. Sie lassen sich nicht von Prostituierten den Hintern versohlen oder denken, dass Adolf Hitler ein guter Kerl war...

Der Eingang in eine ganz eigene Welt..., Foto: Sutton
Der Eingang in eine ganz eigene Welt..., Foto: Sutton

Für sie ist die Formel 1 eine seltsame Phantasiewelt. Wenn es eine schönere Welt wäre, gäbe es bestimmt mehr Geld von verschiedenen Unternehmen. Deshalb hat NASCAR Sponsoren wie M&M, Little Debbie Snacks, Target-Läden, Cheerios Frühstücksmüsli, die Logistikunternehmen UPS und FedEx und Restaurantketten wie Taco Bell und McDonald's sowie maskuline Marken wie Old Spice, Heimwerkerfirmen und Bier- sowie Whisky-Unternehmen.

Gutes Business

Negative Publicity verscheucht diese Unternehmen. Zum Glück wurde das neue Concorde Agreement unterzeichnet und wir hatten in den letzten Wochen viele gute Geschichten: Mark Webbers Sieg in Deutschland war toll, Lewis Hamiltons Erfolg in Ungarn war klasse. Es gab Felipe Massas Unfall und Michael Schumachers abgebrochenes Comeback. Das waren alles positive Nachrichten - über Menschen.

Ja, BMW hat die Stimmung etwas gedämpft, weil sie ankündigten, dass sie ihr Geld nicht mehr in der F1 ausgeben möchten und die anstehende FIA-Wahl wird von vielen im Sport mit Furcht erwartet. Jean Todt versucht zu sehr, den Eindruck zu erwecken, dass er ein wohltätiger Präsident sein wird - aber das glaubt im Moment niemand in der Formel 1. Alle befürchten, dass mit Todt an der Macht die politischen Kämpfe weitergehen werden.

Davon muss sich die Formel 1 befreien. Sie muss sich davon lösen, sich auf das Charisma der Fahrer konzentrieren, etwa den spannenden Lewis Hamilton, den aufgeweckten Felipe Massa, den Playboy Jenson Button, den lustigen Sebastian Vettel und den sehr beliebten Mark Webber - der Australier ist ein großer Hit bei Müttern weltweit. Die F1 sollte einige der unschönen Elemente der letzten Jahre hinter sich lassen und sie zukünftig meiden. Das hat nichts mit Moral zu tun. Es ist einfach gutes Business - und damit kennt sich Walt Disney aus.