Lange Zeit war es ein gut gehütetes Geheimnis, wie schlimm der Motorradunfall von Michael Schumacher im Februar in Spanien tatsächlich war. Nach der Comeback-Absage des siebenfachen Champions ist klar: es war die schwerste Verletzung seiner Karriere. "Er hat durch den Unfall eine Fraktur im Bereich des siebten Halswirbels, der ersten Rippe links und durch den Aufschlag des Weiteren eine Kompressionsfraktur im Bereich der Schädelbasis erlitten", erklärte Leibarzt Dr. Johannes Peil.

Zudem habe es eine Berstungsfraktur gegeben, die eine wichtige Ader in diesem Bereich zerschlagen habe. "Der Mensch hat nur zwei solcher Arterien. Sie versorgen hauptsächlich das Kleinhirn, was die Motorik, Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Reaktion steuert", verriet Dr. Peil. Bereits am ersten Tag nach dem Unfall lagen ihm sämtliche Unfallfolgen vor und seit April konnte Schumacher in Bezug auf den Bewegungsapparat, der Halswirbelsäule und des Kopfes wieder arbeiten - wenn auch nicht in vollem Umfang. Zum Zeitpunkt seiner Entscheidung sei Schumacher laut Peil konditionell fit gewesen.

Nicht nachstellbar

"Dank seiner Erfahrung konnte Michael wieder auf Rennstrecken Motorrad fahren, auch über längere Distanzen sowie über mehrere Stunden Kart unter Rennbedingungen fahren", erzählte Dr. Peil. Die Anforderungen, die der Deutsche im Formel 1-Auto ausgeliefert war, haben sich auch gar nicht so sehr auf die Halswirbelsäule, sondern viel mehr auf den Schädel ausgewirkt. "Das Fahren in einem F1-Auto ist etwas ganz anderes. Man muss es probieren, denn es gibt keine Möglichkeit, etwas Ähnliches im Labor, in der Folterkammer oder an einem Nackentrainingssystem adäquat nachzustellen", meinte der Mediziner.

Unter der Belastung der Testfahrten habe sich der Gelenkverschleiß wieder gemeldet. "Diese Meldung erfolgt beim Menschen mit Schmerzen. Man achtet darauf, ob er weggeht. Doch wenn die Belastungen so groß sind, dass der Schmerz nach der Belastung nicht relevant zurückgeht, dann stellt sich die Frage, ob es wirklich geht", erklärte Dr. Peil auf einer Pressekonferenz in Genf. Ein Comeback zu einem späteren Zeitpunkt schließt der Mediziner allerdings nicht aus, denn die Verletzung des Halswirbels sei komplett ausgeheilt.

"Wir haben als Ärzte die Aufgabe, die Fähigkeiten eines jeden Patienten nach einem Unfall so gut wie möglich wieder herzustellen. In drei von vier Bereichen ist uns das gelungen. Wir haben von Anfang an immer von Prozessen gesprochen", stellte Dr. Peil klar. Der Leiter der Sportklinik Bad Nauheim bestätigte, dass Schumacher zukünftig jegliche Sportart betreiben könne, darunter auch Motorrad-Rennen. Ob er jemals wieder ein F1-Auto fahren werde, könne allein Michael Schumacher entscheiden.