Drei Runden waren noch zu fahren, dann sollte die Formel-1-Karriere von Michael Schumacher nach 16 Jahren enden. Doch der Rekordweltmeister verabschiedete sich mit einem Feuerwerk: Gleich mehrere Gegner überholte er bei seiner Aufholjagd im Brasilien GP 2009. Sein letztes Überholopfer saß in einem McLaren Mercedes, hieß Kimi Räikkönen und sollte 2007 sein Nachfolger bei Ferrari und als nächster roter Champion werden.

"Ich kam weit raus, dadurch kam Michael heran und trotz aller Bemühungen konnte ich ihn nicht hinter mir halten", sagte Räikkönen damals über das Überholmanöver des Deutschen im Senna S. Alle glaubten, dass dies der Schlusspunkt in der F1-Karriere des siebenfachen Champions gewesen sei - bis heute. "Diese Rad-an-Rad-Zweikämpfe sind das Hoch der Formel 1, speziell wenn der Weg nach vorne geht, wenn man so ein gutes Auto hat, die Gegner im Griff hat und entsprechend angreifen kann", war Schumacher wie euphorisiert. "Meistens wünscht man sich, dass das Rennen irgendwann vorbei ist, aber heute hätte ich mir gewünscht, dass es noch ein bisschen länger gegangen wäre."

Duell

Räikkönen wurde Schumachers letztes Überholopfer der ersten F1-Karriere., Foto: Sutton
Räikkönen wurde Schumachers letztes Überholopfer der ersten F1-Karriere., Foto: Sutton

Knapp drei Jahre nach seinem Rücktritt möchte Schumacher bei seinem Comeback in Valencia an den furiosen Abschied in Interlagos anknüpfen. Einer der Gegner ist erneut Kimi Räikkönen, allerdings sitzt der Finne diesmal im gleichen Auto wie der Deutsche, nämlich einem Ferrari. Bislang kämpften beide nur mit unterschiedlichem Material gegeneinander. 9 Siege fuhr Räikkönen als McLaren-Pilot gegen Schumacher ein, 2003 und 2005 wurde der Finne Vizeweltmeister, beim ersten Mal im direkten Duell mit Schumacher und Ferrari. Erst im letzten Rennen sicherte sich Schumacher mit einem achten Platz den Titel. Räikkönen reichte ein zweiter Rang hinter Ferrari-Pilot Rubens Barrichello nicht mehr zum Titelgewinn.

"Ehrlich gesagt fühle ich mich sehr geehrt, dass Michael das zweite Auto fahren und mein Teamkollege sein wird", sagte Räikkönen offiziell zum Comeback seines alten Widersachers als Ersatz für den verletzten Felipe Massa. "Aber es macht für mich keinen Unterschied, wer im zweiten Auto sitzt. Ich glaube nicht, dass es schon zu 100% sicher ist, dass er fahren wird, weil er noch Dinge ausprobiert, aber es wäre schön, ihn als Teamkollegen zu haben. Es wäre schon einmal beinahe geschehen."

Weckruf

Trotz der langen F1-Pause von Schumacher und der nicht gerade perfekten Vorbereitung erwarten viele Experten, dass Räikkönen sich gegen seinen Ersatzteamkollegen schwer tun wird. "Es wird der große Weckruf für Räikkönen", glaubt Ex-Teamchef Eddie Jordan. "Schumacher wird von Anfang an schnell sein, wenn nicht am ersten Tag, dann am zweiten. Im Rennen wird er sicher nah dran sein." Darin sieht Jordan die große Chance für Ferrari und den Finnen, denn dieser werde sich nicht von einem F1-Rentner blamieren lassen wollen. "Kimi muss es auf die Reihe bekommen oder er wird alt aussehen", prophezeit Niki Lauda.

Ralf Schumacher glaubt eher an die zweite Variante. "Ich denke, dass Kimi durch die Anwesenheit von Michael noch motivierter sein wird. Er wird nicht langsamer sein wollen als er, aber das wird der Fall sein", sagte Michaels Bruder. "Kimi war schon bevor Michael aus der Formel 1 ausstieg, langsamer als er und das hat sich meiner Ansicht nach auch nicht geändert. Für mich ist es Fakt, dass er in seiner Zeit bei Ferrari nicht schneller geworden ist."

Zukunftsweisend

Früher duellierten sie sich in Rot und Silber., Foto: Sutton
Früher duellierten sie sich in Rot und Silber., Foto: Sutton

In seinen fast drei Ferrari-Saisons fuhr Räikkönen bislang 9 seiner 17 GP-Siege und seinen einzigen Weltmeistertitel ein, den gleich im ersten Jahr. Im vergangenen Jahr fuhr sein Teamkollege Felipe Massa bis zum Ende um den Titel. In dieser Saison holte allerdings Räikkönen zwei der drei Podestplätze des angeschlagenen Ferrari-Teams. Davon abgesehen punktete er jedoch nur bei zwei weiteren Rennen. Das rief bald die bereits im Vorjahr geführten Diskussionen über Lustlosigkeit und sein Partygängerimage hervor. Die steigende Anzahl seiner Rallye-Ausflüge, wie jetzt bei der Rallye Finnland, schürten zudem Gerüchte über einen Wechsel in den Offroad-Sport.

Im Duell mit Michael Schumacher kann Räikkönen seinen Kritikern beweisen, dass er noch immer den Speed vergangener Tage hat. Den alten Rivalen und erfolgreichsten F1-Rennfahrer der Geschichte mit gleichem Material zu schlagen (und nicht von ihm blamiert zu werden), sollte Motivation genug sein. Der Zweikampf Schumacher gegen Räikkönen geht nach knapp drei Jahren weiter. Der Finne nimmt es auf seine typische Art: "Am Ende ist alles möglich."