Im Brand Center, dem etwas unterkühlten Motorhome von McLaren-Mercedes herrschte am späten Sonntag Nachmittag heiße Partylaune. Aus den Lautsprechern tönte Michael Jackson, überall liefen die Menschen in den orangenen Sieger-T-Shirts herum, die sicher viele selbst im eigenen Team schon reif für die Secondhand-Läden hielten. Es floss reichlich Champagner. Und mittendrin grinste der überglückliche Gewinner des Rennens. Lewis Hamilton.

Jubel in Orange: McLaren durfte wieder einen Sieg feiern., Foto: Sutton
Jubel in Orange: McLaren durfte wieder einen Sieg feiern., Foto: Sutton

Das Lächeln ist wieder da. Nach dem Rennen am Hungaroring war es, als wären die alten Zeiten wieder zurück. Der Glanz des Überfliegers war ja schon längst verblasst in dieser Saison, weil der Silberpfeil irgendwo im unteren Mittelfeld versunken war - zusammen mit Hamiltons Laune. Noch am Donnerstag hat Hamilton gemeint, dass es ihm "im Herzen weh tut", nicht siegen zu können. Doch diese Herzschmerzen sind nun überraschend schnell wieder geheilt. "Es ist ein überwältigendes Gefühl, wieder oben auf dem Siegerpodest zu stehen", sagte Hamilton nach dem Rennen.

Dieser Triumph hatte vor allem zwei Gründe. Zum einen war Ungarn das erste Rennen, in dem das KERS endlich eine wahre Wunderwaffe war. Weil die Startgerade dort gerade so lang ist, dass die zusätzlichen 82 PS ihre volle Kraft entfalten konnten. Hamilton schoss vom vierten Startplatz - und von der schmutzigen Seite der Strecke - gleich an Sebastian Vettel vorbei. Auch das mutige Überholmanöver in Runde vier gegen Mark Weber folgte dank der freundlichen Unterstützung der Energierückgewinnung.

Aber gerade bei diesem Manöver zeigte sich auch das Ausnahmetalent von Hamilton, das der zweite Grund für den Sieg in Ungarn war. Er hat die winzig kleine Chance gesehen, an Webber vorbei zu kommen - und sie gleich benutzt. "Es war ein ziemlich direkter Angriff, aber ich wusste, dass Webber die Punkte braucht und wohl nicht allzu großen Gegenwehr leisten wird", sagte Hamilton über die Szene, die ihm den Sieg sicherte.

Mit weiteren Siegen soll es weitergehen., Foto: Sutton
Mit weiteren Siegen soll es weitergehen., Foto: Sutton

Denn er war mit der gleichen Benzinmenge unterwegs wie Webber, und am Ende musste er sogar eine Runde früher als der Australier an die Box. Danach konnte er seine Führung nur noch in Ruhe verwalten. Und fuhr als souveräner Sieger über die Ziellinie.

Doch ein einzelner Sieg allein kann die überwältigende Freude von Hamilton noch nicht erklären. Es geht um viel mehr als nur um einen Überraschungssieg in einer Saison, in der die WM längst für ihn vorbei ist. Es geht darum, dass McLaren-Mercedes endlich Herr der Probleme im diesjährigen Auto geworden ist. Und damit auch auf dem richtigen Weg, wenn es um das Auto für 2010 geht.

"Das Paket vom Nürburgring war die Bestätigung der harten Arbeit in den Monaten zuvor", sagte Hamilton am Donnerstag. "Es ist hart zu glauben, dass das so lange gedauert hat. Um uns für die neue Saison vorzubereiten, wäre ein Sieg noch in dieser Saison sehr wichtig." Dass es gleich am Hungaroring geklappt hat, wird für das ganze Team einen gewaltigen Schub geben.