Die gesamte Formel 1 steht Kopf. Michael Schumacher beherrscht die Schlagzeilen, Internetseiten und Tageszeitungen sind mit Meldungen über seine geplante F1-Rückkehr zugepflastert. BMW wird sich besonders darüber freuen: Dank des Comebacks fiel die Schelte für den F1-Ausstieg der Weiß-Blauen geringer aus. In Deutschland würde es heute wahrscheinlich gar nicht auffallen, wenn plötzlich alle Automobilhersteller außer Ferrari aus der F1 aussteigen würden - Renault, Toyota & Co sollten das aber nicht als Aufforderung oder Legitimation verstehen!

Die am häufigsten gestellte Frage seit Mittwochabend ist diese: Wie wird sich Schumacher bei seinem ersten Rennen seit Brasilien 2006 schlagen? Die Erwartungen sind hoch, das wusste Schumachers Manager Willi Weber schon vor der Bekanntgabe des Comebacks und riet Schumacher deshalb zunächst davon ab. Die versammelte F1-Welt wird auf jede Bewegung, jede Lenkraddrehung und jede Rundenzeit in Valencia achten. Realistisch oder nicht: Die Medien und Fans wollen schnelle Zeiten, Erfolge und vielleicht sogar Siege sehen.

Schon jetzt sprechen viele Experten und Ex-Rennfahrer davon, dass Schumacher auf Anhieb vorne dabei sein und Übergangs-Teamkollege Kimi Räikkönen schlagen werde. Dabei ist überhaupt nicht klar, wie konkurrenzfähig der Ferrari sein wird. In Budapest war er es, aber das galt auch schon für Monaco und danach fielen die Roten wieder ab. Schumacher selbst hat das Autofahren sicher nicht verlernt und weiß - die nötige Fitness und Gesundheit vorausgesetzt - garantiert noch immer, wie man ein F1-Auto schnell bewegt, das haben seine kurzen Testausflüge 2007 und 2008 gezeigt. Allerdings kämpft er mit einer suboptimalen Vorbereitung: Keine Testfahrten, keine perfekte Fitness und ein Fragezeichen über seiner Nackenverletzung.

Michael Schumachers letztes Rennen war eine spektakuläre Aufholjagd., Foto: Sutton
Michael Schumachers letztes Rennen war eine spektakuläre Aufholjagd., Foto: Sutton

Mittlerweile scheint aber auch Weber die Zurückhaltung aufgegeben zu haben, dem Tagesspiegel sagte er: "Er wird auf jeden Fall zwei bis drei Zehntel schneller sein als die bisherigen Stammpiloten, wenn nicht sogar eine halbe Sekunde." Angesichts solcher Prognosen müsste man sich eigentlich fragen, warum Weber dann zunächst von einem Comeback abgeraten hat?

Aber selbst wenn alles optimal läuft, Schumacher in Valencia topfit auftauchen, einen starken Ferrari vorfinden, was auf einem Straßenkurs durchaus der Fall sein könnte, und damit aufs Podium fahren sollte, wandeln manche Ideen doch schon eher auf der Seite des Realitätsverlusts als jener der Realität. So wurden bereits Berechnungen angestellt, wie Schumacher in den ausstehenden sieben Rennen noch Titelchancen haben könnte.

Der Weg zum achten Titel klingt so "einfach": Er müsste nur alle sieben Rennen gewinnen und gleichzeitig dürfte WM-Leader Jenson Button keinen einzigen Punkte mehr holen. Als kleine Zugabe dürften Mark Webber, Sebastian Vettel und Rubens Barrichello auch nicht mehr als 18,5, 23 und 26 Punkte einfahren. Ein Kinderspiel, oder? Damit das Realität wird, müsste Rubens Barrichellos "Pechsträhne" von lockeren Sitzgurten, schlimmen Rückenschmerzen und bösen Stallregiedämonen auf die Top-4 der WM-Wertung ansteckend wirken.