Mark Webber startete am Nürburgring zu seinem 131. Formel-1-Rennen. 130 Mal zuvor war er nie als Sieger ins Ziel gekommen, aber an diesem Sonntag in der Eifel hat es endlich geklappt. Das ist ein neuer Rekord. Noch nie in der Geschichte hat ein Mann so lange auf den ersten Sieg warten müssen - und es am Ende doch noch geschafft.

Webber deswegen als Verlierer abzutun wäre aber falsch. Das sah man im Fahrerlager, als sein Red-Bull-Team zum Gruppenfoto versammelt war. Als Mark Webber endlich von den Fernseh-Interviews zu seinem Team kam, wurde er wie ein Weltmeister empfangen. Eine riesige australische Fahne begrüßte ihn vom ersten Stock des Motorhomes. Auch der Champagner floss zu seinen Ehren. Und das wohl nicht zum letzten Mal.

Der Beginn einer Siegesserie?, Foto: Red Bull
Der Beginn einer Siegesserie?, Foto: Red Bull

"Vielleicht wird er der nächste Nigel Mansell", jubelte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Rennen. Der Brite galt Mitte der 80er Jahre schon als Auslaufmodell, bis er zu einem Siegfahrer reifte. Als Nelson Piquet 1986 zu Williams kam, dachte er, mit dem Teamkollegen Mansell leichtes Spiel zu haben. Stattdessen wurde es ein Duell, das an jenem von Alonso und Hamilton 2007 erinnerte. Das soll Warnsignal genug sein für Sebastian Vettel.

Denn am Nürburgring hat Webber, anders als Vettel, alles richtig gemacht. Er war unter schwierigen Bedingungen beim Qualifying der Mann mit den wenigsten Fehlern - und am Sonntag der Beste im Rennen. Die Durchfahrtsstrafe im Rennen wertet seinen Sieg noch auf. Als einmaliges Glück darf man das Resultat erst recht nicht sehen. Webber war schon in Silverstone schnell unterwegs. Er wurde dort im Qualifying von Kimi Räikkönen aufgehalten und blieb wegen des dritten Startplatzes im Rennen chancenlos. Ähnlich wie Vettel am Nürburgring, nur mit dem Unterschied, dass Vettel ganz allein im Qualifying einen Fehler machte.

Mark Webber ist im Titelkampf mittendrin., Foto: Red Bull
Mark Webber ist im Titelkampf mittendrin., Foto: Red Bull

Außerdem zeigte Webber mitten im Rennen, dass er noch schneller hätten fahren können. In den Runden 35 bis 37 fuhr er dreimal hintereinander Rundenzeiten, die im Schnitt über eine Sekunde schneller waren als jene von Vettel. "Wir haben schon gedacht, wir haben ihm zu wenig Benzin gegeben", sagte Horner über die Fabelzeiten von Webber.

Webber war nach dem Sieg von seinem Glück überwältigt. "Das ist ein großer Tag für mich und für Australien", sagte er mit einem Pathos, das fast schon an die erste Mondlandung erinnerte. "Dieser Sieg ist sehr wichtig für mich, obwohl er aus mir keinen anderen Menschen machen wird." Aber sehr wohl einen weiteren WM-Kandidaten. Denn nur noch 1,5 Punkte trennen ihn von Vettel.

Während Webber in den ersten Rennen der Saison immer Probleme hatte im Qualifying, hat er durch eine konservativere Strategie viel konstanter Punkte geholt als Vettel mit seinem zeitweise übertriebenen Ehrgeiz. Jetzt aber dürfte ihm der erste Sieg neuen Aufwind geben. Ohne Zweifel steht der 32-jährige Australier, der im Winter nach dem Fahrradunfall nicht mal wissen konnte, ob er überhaupt noch fahren kann, vor seiner bisher besten Platzierung in der WM-Tabelle.