Zwei Tage sind vergangen. Sonnst Du Dich immer noch in deinem Erfolg?
Mark Webber: Absolut. Es war ein ganz spezieller Tag. Für mich persönlich war er sehr schön, allerdings ging die Tatsache unter, dass das Team erneut einen Doppelsieg eingefahren hat. Aber das war genauso wichtig. Wir haben das Maximum aus den letzten Rennen herausgeholt, wir hätten es nicht besser machen können. Ich hatte zwei zweite Plätze und war gerade in Schwung gekommen. Jetzt habe ich gewonnen, es ist großartig.

Ist das Gefühl der Erleichterung stärker als das Erfolgserlebnis?
Webber: Wahrscheinlich schon. Ich bin schon sehr viele Rennen gefahren und in den meisten Rennen hatte ich nicht die Chance zu siegen, denn das Auto war nicht gut genug. In dieser Ära musste man in einem Ferrari oder in einem McLaren sitzen. Jetzt gibt es eine neue Ära in der Formel 1. Es gibt andere Teams, die gewinnen können und ich bin glücklich, dass ich in dieser Situation bei Red Bull bin. Wir befinden uns in der Position, in jedem Rennen um Podestplätze und Siege zu kämpfen, solange wir die Sache richtig hinbekommen.

Du bekamst dutzende Glückwunsch-Texte vor dem Rennen. Hat das den Druck verstärkt?
Webber: Ich bekam 80 oder 90 Texte nach dem Qualifying und um die 160 nach dem Rennen. Ich wusste gar nicht, dass so viele Menschen meine Nummer haben. Aber um ganz ehrlich zu sein, ich ging ziemlich relaxt in das Rennen. Ich fühlte, dass wir die Brawns im Griff haben würden und dass mein Gegner während des Rennens vermutlich Sebastian [Vettel] werden würde. Dann ging alles so schnell, mit dem Start, mit meiner Durchfahrtsstrafe und ab der 40 Runde wusste ich, dass ich das Auto nur mehr nach Hause bringen muss.

Einige Piloten wie Mansell oder Häkkinen haben sehr lange bis zu ihrem ersten Sieg gebraucht, aber danach waren sie nicht mehr zu stoppen. Glaubst Du, dass eine verschlossene Tür geöffnet wurde und das Siegen jetzt leichter wird?
Webber: Ich habe nun die ungewissen Gewässer mit der Pole und dem Sieg überquert. Das kann nur helfen. Ein Hindernis ist es auf keinen Fall. Ich hoffe, dass ich meinen Schwung behalte, auch wenn ich keinen Zweifel daran habe, dass es auch wieder härtere Rennen in der Zukunft geben wird.

Nach Deinem Sieg gab es eine riesige Reaktion in Australien. Das ganze Land scheint F1-verrückt zu sein.
Webber: Es hat lange gedauert, bis ich es auf die erste Seite der Zeitungen geschafft habe. Aber jetzt bin ich drauf und das ist ein großartiges Gefühl. Es ist gut für Red Bull und es ist wahr, dass es in Australien registriert wird, wenn einer ihrer Sportler etwas erreicht.

Hast Du nach dem Rennen auch etwas von Sir Jack Brabham gehört?
Webber: Ja, er hat mir eine E-Mail geschrieben. Die ganze Brabham-Familie war immer fantastisch zu mir. Ich kann mich erinnern, dass Jack vor 15 Jahren mir erzählte wie großartig er es fand nach Europa zu kommen und die Europäer zu schlagen. Auch wenn er es nicht so diplomatisch ausgedrückt hat.

An was hast Du gedacht als Du auf dem Weg Richtung Parc Ferme warst?
Webber: Ich hatte nur zwei Gedanken: Ich wollte mein Team sehen. Das ist immer das Erste, was du tun willst. Das Zweite war, dass ich unbedingt die australische Nationalhymne hören wollte.

In der Fahrerwertung trennen Dich und Sebastian Vettel nur 1,5 Punkte. Was denkst Du, wie ihr beide damit umgehen werdet?
Webber: Alles was wir Fahrer tun können, ist unseren Job so gut wie möglich zu machen. Wir beide wissen wie wichtig das Resultat im Qualifying ist und vielleicht läuft dieser Teil des Wochenendes für mich oder Sebastian einmal nicht so wie geplant. Zudem gibt es noch andere Piloten. Es ist kein direkter Kampf zwischen mir und Sebastian.