Noch vor einem Jahr zu Honda-Zeiten hätten sieben gesammelte Punkte das Team um Ross Brawn in Begeisterungsstürme versetzt. Am heutigen Nürburgring-Sonntag war davon nicht viel zu spüren: Viel zu hoch sind mittlerweile die Ansprüche bei Brawn-GP, als dass die Plätze fünf und sechs nach Führungsrungen im ersten Renndrittel als akzeptables Ergebnis durchgehen könnten. "Zweifelsohne war es ein sehr enttäuschendes Rennen für das Team, obwohl wir in der Lage waren, mit ein paar Punkten Schadensbegrenzung zu betreiben. Wir hatten einfach nicht die Pace der Red Bulls", musste Teamchef Ross Brawn gestehen.

Auch die Rennstrategie verhalf heute nicht zum gewünschten Erfolg. "Wir haben für beide Autos eine Drei-Stopp-Strategie gewählt, um noch bestmögliche Chancen auf das Podium zu haben", sagte Brawn. Doch den Podesthoffnungen stand auch der problematische Umgang der Brawn-Boliden mit den Bridgstone-Pneus gegenüber: "Beide Fahrer haben über das ganze Rennen hinweg mit dem Reifen gekämpft, um sie trotz Grainings am Arbeiten zu halten." Doch damit nicht genug: "Das Problem mit der Benzinmenge bei Rubens' zweitem Stopp hat ihn hinter Rosberg zurückfallen lassen. Das hat ihn vielleicht Rang drei gekostet."

Diskussionen um dritten Stopp

Insbesondere die folgende Begegnung mit Jenson Button gefiel dem Brasilianer ganz und gar nicht. "Jenson hatte einen schwierigen Start; er war auch von Rubens' Problemen beim zweiten Stopp betroffen, denn plötzlich waren beide ganz eng beieinander", schilderte Brawn die Situation, als Barrichello während des zweiten Stints direkt vor Button auf Platz fünf zurückgefallen war. Button selbst sah sich von dem GP-Veteranen unbeabsichtigt aufgehalten: "Rubens war ganz dicht vor mir und hatte Probleme mit den Reifen." Im Folgenden fühlte sich Barrichello nicht zum ersten Mal in diesem Jahr dadurch ausgebremst, dass Button eine Runde später zum dritten Stopp kommen durfte als er selbst.

"Wir hatten nicht genug Pace verglichen mit den Red Bulls, aber das Benzinproblem beim zweiten Stopp kostete mich das Podest. Die Extrarunde, die Jenson bei unseren dritten Stopps hatte, war genug für ihn, an mir vorbeizukommen", stellte Barrichello nüchtern fest, nachdem er zunächst in ersten Statements schwere Vorwürfe gegen sein Team erhoben und jegliche weitere Gespräche mit dem Team abgelehnt hatte. Doch auch ohne den Wirbel um Barrichello waren sich Brawn und Button in ihrem Fazit einig: "Es war ein harter und enttäuschender Tag für das Team."