Viel wurde von der Arbeitsgruppe Überholen darüber nachgegrübelt, wie es auf den Formel-1-Strecken wieder mehr Action geben kann. Das Ergebnis waren die Regeländerungen für diese Saison, die nach Meinung vieler aber nicht unbedingt besonders zur Überholfreudigkeit beigetragen haben. Pat Symonds von Renault hat sich die Sache angesehen und seiner Ansicht nach können die Autos nun dichter folgen als vorher und es habe laut Statistik auch mehr Überholmanöver gegeben. "Wir kamen aber wohl nicht so weit, wie wir wollten. Wir wollten den Zeitunterschied halbieren, der notwendig ist, um ein erfolgreiches Manöver zu schaffen, das haben wir wohl nicht ganz geschafft", gab der Renault-Ingenieursdirektor zu.

Dazu musste er anmerken, dass die Abtriebs-Niveaus von der Arbeitsgruppe niedrig angesetzt waren und nun viel höher seien als Gedacht, was dem Überholen doch abträglich sei. Da stimmte auch Paddy Lowe von McLaren zu. Gleichzeitig merkte er an, dass die Zeitunterschiede zwischen den einzelnen Autos so viel kleiner geworden sind. In den vergangenen Jahren habe sich der Abstand zwischen Spitze und Ende des Feldes halbiert. "Wenn alle Autos jetzt so viel näher beisammen sind, heißt das, sie werden es immer schwer finden zu überholen. Das ist also ein kompliziertes Problem."

Dirty Air

Williams Technikdirektor Sam Michael sah dennoch eine Verbesserung zum Vorjahr, wobei die nur schwer zu quantifizieren sei. Es gebe weniger Dirty Air, weil weniger Aero-Teile am Auto seien betonte er. Er sah einen Schritt in die richtige Richtung, auch wenn er klarstellen musste, dass es keine magische Lösung geben werde, außer man mache etwas falsch, was niemand wolle. "Eine Sache, die für nächstes Jahr diskutiert wurde, war ein Verbot der Radabdeckungen, was zufälligerweise eine jener Sachen war, die einen negativen Effekt für ein nachfolgendes Auto zeigten, als wir vor zwei, drei Monaten CFD-Studien gemacht haben. Von diesen kleinen Sachen muss man drei oder vier finden und das wird sich zu einem Unterschied summieren, also denke ich, das ist die richtige Richtung. Wir brauchen nur mehr."

Adrian Newey sah es ein wenig anders und meinte, dass die Strecken der größte Einflussfaktor wären. Das scheine jeder zu vergessen, da die Autos leichter zu verändern seien als die Kurse. "Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist, dass die Leute diese schöne Idee haben, dass Überholen so toll war und es jetzt nicht mehr ist. Ich denke, dass ist selektive Erinnerung. Manchmal hat man tolle Manöver, so wie früher auch. Ich sehe die Notwendigkeit nicht, das Überholen viel einfacher zu machen, sonst wird es zu einfach, sodass das Auto, das schneller ist, einfach vorbeifährt und sich absetzt. Man hat nicht mehr die Aufregung, dass zwei Autos mehrere Runden gegeneinander kämpfen." Deswegen glaubte Newey auch nicht, dass es ein so großes Problem sei, wie viele glauben.