An Fahrern war Deutschland in den vergangenen Jahren in der Formel 1 immer reich, seit dem Rücktritt von Michael Schumacher war das Interesse dennoch ein wenig abgeflaut. Dank Sebastian Vettel ist es nun wieder am Wachsen, was auch Strecken wie dem Nürburgring zugute kommt, wo der Run auf Tickets enorm ist. Dementsprechend konnte Streckenchef Walter Kafitz auch zugeben, dass er dem Schicksal für Vettel oft dankt. "Schon häufiger, und zwar immer dann, wenn er sich mit positiven Schlagzeilen bemerkbar gemacht hatte. Das heißt in der letzten Zeit immer häufiger", meinte er im Gespräch mit der dpa.

Wie wichtig eine positive Figur wie Vettel für den Nürburgring ist, konnte Kafitz einfach erklären. "Es ist ein Gottesgeschenk, so einen Siegertypen im doppelten Sinne zu haben. Einmal von seiner Schnelligkeit her, zum anderen von seinem Charakter. Er ist halt in jeder Beziehung gewinnend", sagte er, warnte aber vor Vergleichen mit Michael Schumacher, der nach Kafitz Meinung den anderen deutschen Fahrern den Weg erst geebnet hat. Der Kartenverkauf für den Nürburgring sei auf konstant hohem Niveau gewesen, habe nach Vettels Sieg in Silverstone aber auch nicht ausgeschlagen, wobei der Streckenchef meinte, ohne den Sieg wäre die Nachfrage vielleicht zurückgegangen.

Ungewisse Zukunft

Trotz Vettel, vier weiterer Fahrer und zwei wichtiger Hersteller ist dennoch nicht sicher, wie lange die Formel 1 noch in Deutschland ist. Kafitz sieht eine Zukunft für die Königsklasse, musste aber betonen, dass das Problem aufgrund der hohen Kosten überhaupt erst entstanden ist. Er sah auch keine Möglichkeit, das zu lösen, solange es eine größere Nachfrage nach Formel-1-Läufen gibt, als es das Angebot hergibt. "Jetzt habe ich gehört, dass in Fuji 2010 nicht mehr gefahren wird. Es wird nicht mehr in Frankreich gefahren, es wird nicht mehr in den USA gefahren, vielleicht im nächsten Jahr nicht in Deutschland. Das ist also kein deutsches Phänomen, kein europäisches Phänomen - es ist ein internationales Phänomen. Wir konkurrieren mit anderen Staaten, die andere Interessen verfolgen, touristische Interessen, Image-Interessen - und die das nötige Geld haben. Ich denke zum Beispiel an Singapur, an Bahrain."

Und das mit dem Geld ist eben immer so eine Sache. Die wirtschaftliche Anspannung, die es bei der Nürburgring GmbH gibt, kam laut Kafitz nur durch die Formel 1 zustande, wobei er betonte, dass die Strecke Land und Landkreis gehört und die Region durchaus einen Gewinn aus der Formel 1 habe. "Nur so kann man die Formel 1 begründen und rechtfertigen. Wenn wir in der gleichen Situation wären wie der Hockenheimring, dann wäre das bei uns auch nichts anderes. Da muss die Kleinstadt Hockenheim die ganze Last tragen, profitieren tut aber auch das Umfeld." Dennoch würde es Kafitz weiter begrüßen, wenn der Deutschland Grand Prix auch in Zukunft alternierend mit Hockenheim ausgetragen wird. Um das ganze zum Abschied noch etwas zu würzen, durfte der Streckenchef die Frage beantworten, ob die Formel 1 auch dieses Jahr ein Verlustgeschäft sein wird. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Rennstrecke gibt, die keinen Verlust mit der Formel 1 macht."