Adrian, das nächste Rennen ist dein Heimrennen. Was bedeutet es für Dich, vor Deinen Fans zu fahren?
Adrian Sutil: Der Deutschland GP ist für mich immer etwas Besonderes und es ist ein tolles Gefühl, auf dem Nürburgring zu fahren. Die Atmosphäre ist immer einzigartig, denn die Nordschleife hat eine so lange Motorsportgeschichte. Wahrscheinlich ist sie eine der berühmtesten Rennstrecken der Welt. Dort dreht sich alles nur um Motorsport - man geht in ein Restaurant und sieht Bilder von Autos und Fahrern. Es ist ein toller Ort und dort als Deutscher zu fahren, ist ein besonderes Gefühl, als ob man Teil der Geschichte wird.

Bist Du schon mal auf der alten Nordschleife gefahren?
Adrian Sutil: Ich bin schon einige Male auf der Nordschleife gefahren. Normalerweise fährt man am Mittwoch vor dem Wochenende mit einem Straßenauto herum. Das öffnet einem wirklich die Augen, weil es eine unglaubliche Strecke ist. Danach hat man absoluten Respekt vor den Fahrern, die dort gefahren sind. Man kann es mit einer Achterbahn vergleichen, es geht auf und ab - einfach unglaublich. Es spielt keine Rolle, in welchem Auto man fährt, die Strecke ist richtig beeindruckend. Leider fahren wir nur auf der kleinen Strecke, aber trotzdem spürt man das Besondere.

Was sind Deine Erfahrungen mit dem neuen Nürburgring?
Adrian Sutil: Ich mag die Strecke sehr. Die Strecke ist ziemlich knifflig, stark überhöht und es ist schwierig, das richtige Setup für die Kurven zu finden, da das Auto sich dort unterschiedlich verhält - es überrascht dich. Die Strecke ist flüssig, bergauf, bergab und in der Dunlop-Kurve geht es steil bergab. Natürlich ist die Strecke viel moderner als die Nordschleife, aber es gibt immer noch berühmte und schwierige Kurven, die eine Herausforderung sind.

Wie sind Deine besten Erinnerungen an den Nürburgring?
Adrian Sutil: Ich habe viele Erinnerungen an die Strecke. Hier habe ich meine Rennlizenz gemacht und es war eine der ersten Strecken, auf der ich mit einem Rennauto gefahren bin. Ich bin hier in fast allen Rennserien gefahren, von der Formel BMW über die Formel 3 bis hin zur Formel 1. Ich habe fast jeden Schritt auf dem Nürburgring gemacht.

Adrian Sutil erwartet ein anstrengendes Wochenende., Foto: Sutton
Adrian Sutil erwartet ein anstrengendes Wochenende., Foto: Sutton

Wir haben fünf Deutsche in der Formel 1. Wie stark ist der Motorsport in Deutschland?
Adrian Sutil: Es gibt viele Meisterschaften und Nachwuchsprogramme, in denen man mit dem Motorsport beginnen kann. Es gibt viele historische Autohersteller und Deutschland hat schon immer viele gute Rennfahrer hervorgebracht. Jeder kann auf der Nordschleife fahren und so viele Menschen machen auch Gebrauch davon und drehen ein paar Runden. Es ist einfach, mit dem Motorsport in Kontakt zu kommen und ihn auszuprobieren. Natürlich hat die Ära Michael Schumacher viele Schlagzeilen geschrieben, was auch viele Fahrer ermutigt hat.

War Michael Schumacher auch für Dich ein Vorbild?
Adrian Sutil: Ja, natürlich. Als ich mit Rennen begann, war er am Höhepunkt seiner Karriere und ich sah ihn immer gewinnen. Er war ein sehr beeindruckender Fahrer, ein komplettes Paket und ist für viele Fahrer in Deutschland noch ein Held. Er hat den Sport angetrieben. Ich hatte das Glück, ihn einige Male zu treffen und es ist immer etwas Besonderes.

Wir haben die Saisonhalbzeit erreicht. Wie lautet Dein Fazit?
Adrian Sutil: Es war eine gute Saison bislang. Wir konnten viele Rennen beenden und in den letzten zwei oder drei Rennen hatten wir die Chance, ins Q2 zu kommen, was ein großer Erfolg für uns ist. Das letzte Rennen in Silverstone war etwas enttäuschend, weil es ein wichtiges Rennen mit neuen Teilen war und ich den Unfall im Qualifying hatte. Ohne den Unfall hätte ich nah an die Punkte herankommen können - oder vielleicht sogar welche holen können. Aber insgesamt machen wir Fortschritte und das ist das Wichtigste.

Du und Giancarlo Fisichella waren in diesem Jahr ziemlich ausgeglichen. Wie ist er als Teamkollege?
Adrian Sutil: Er ist ein guter Teamkollege. Im letzten Jahr habe ich viel von ihm gelernt und in dieser Saison liegen wir dicht zusammen. Wenn wir die anderen Teams betrachten, liegen wir von allen am dichtesten zusammen bei den Zeiten und Qualifyingpositionen: Normalerweise liegen wir direkt hintereinander. Das gibt es in einigen anderen Teams nicht - manchmal ist einer in den Top10 und der andere Letzter. Das ändert sich dann beim nächsten Rennen. Es gibt dort also viel mehr Veränderungen. Wir treiben uns immer gegenseitig an. Es ist ein starkes Team, wir schlagen uns beide gut und der Wettkampf ist auch gut.

Was erwartest Du Dir bei Deinem Heimspiel?
Adrian Sutil: Es wäre sehr schön, wenn wir ins Q2 kommen würden und hoffentlich reicht das dann für Punkte. Es ist definitiv Zeit, ein paar Punkte zu holen. Warten wir ab, welche Updates die anderen Teams haben werden. Ich erwarte, dass ein oder zwei nach vorne rutschen, wir haben diesmal keine großen Verbesserungen. Aber wir waren in Silverstone ziemlich stark und ich erwarte, dass das in Deutschland genauso sein wird.

Hast Du viele Termine beim Heimrennen?
Adrian Sutil: Ich erwarte, dass es ziemlich viel zu tun geben wird. Ich habe einige Auftritte für einen persönlichen Sponsor und dann gibt es immer viele Medientermine. Aber das gehört zu meinem Job!