"Na also, warum denn nicht gleich so?" - hätte man sagen können. Das, was jetzt bei der FIA-Weltratssitzung in Paris herauskam, war erst einmal ein Sieg der Vernunft. Keine zwei Serien, alle gegenwärtigen und die bereits bestätigten drei neuen Teams USF1, Campos und Manor auf einer gemeinsamen Einschreibeliste für die Formel-1-WM 2010, ein einheitliches Reglement und beschlossene Kostenreduzierungen, die aber nicht mehr Budgetobergrenze heißen, die Teams erkennen die Sporthoheit der FIA an, dafür verzichtet FIA-Präsident Max Mosley auf eine erneute Kandidatur bei den Wahlen im Oktober.

Sicher war Mosley in dem ganzen Spiel eine Schlüsselfigur - obwohl die FOTA offiziell immer betonte, es ginge ihr um "Inhalte und nicht um Köpfe." Dass er im Rahmen eines Deals dazu zu bewegen war, am Ende auf eine weitere Kandidatur zu verzichten, wie er es ja eigentlich schon letztes Jahr nach seiner "Sex-Affäre" angekündigt, in der Zwischenzeit aber wieder in Frage gestellt hatte, machte einen Kompromiss, der bei den reinen Fakten ja gar nicht so schwierig schien, sicher leichter - wobei Mosley durchaus auch einiges erreicht hatte, selbst wenn sich die FOTA am Ende als großer Gewinner sah.

Neue Teams interessieren sich für die Formel 1, werden schon nächstes Jahr dabei sein, sollte der von vielen erwartete Ausstieg von Toyota am Saisonende kommen, würde sich für die Japaner aus der Reserveliste der FIA wahrscheinlich auch noch ein Ersatz finden lassen - bei Renault geht man ja eher von einer Übernahme durch Flavio Briatore aus. Die Kosten werden gesenkt, und ein Zweiklassenreglement hat Mosley ja in Wahrheit nie gewollt, spätestens seit dem Kompromissvorschlag von Mercedes in Monaco war das Thema längst vom Tisch. Auch wenn es, zumindest von einigen FOTA-Mitgliedern, allerdings immer noch gern in der öffentlichen Argumentation und Polemik benutzt wurde - zum Beispiel von Ferrari-Chef Luca di Montezemolo bei seiner "Brandrede" beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

Luca di Montezemolo ließ sich zu stark als Sieger feiern., Foto: Sutton
Luca di Montezemolo ließ sich zu stark als Sieger feiern., Foto: Sutton

Dass es am Ende in dem ganzen Streit vielerorts nicht mehr wirklich um die Sache ging, sondern um rein persönliche Animositäten, Egotrips und Machtspiele, wussten die "Realisten" im ganzen Fahrerlager schon lange. Nicht zuletzt deshalb forderten nicht nur Ex-Piloten wie Niki Lauda, Christian Danner oder Alexander Wurz laut neue Gespräche und Vernunft. Auch gemäßigte FOTA-Teamchefs ließen bis zuletzt, trotz der angedrohten Alternativserie, immer wieder durchblicken, dass man eigentlich viel lieber noch einen Kompromiss fände. Dass Bernie Ecclestone in den Verhandlungen in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch alles dransetzte, die beiden Egomanen Mosley und Montezemolo aufeinander zuzuschieben, dürfte außer Frage stehen. Schließlich wäre sein Finanzimperium einer der größten Verlierer bei einer Trennung gewesen wäre...

Jetzt schien am Anfang sogar das "Gesicht wahren" halbwegs zu funktionieren, um das es doch zuletzt die ganze Zeit eigentlich nur noch ging - mit etwas mehr gutem Willen hätte man ja die jetzige Vereinbarung auch schon vor sechs Wochen haben können. Leider funktionierte es nur ganz am Anfang.

Hätte man es doch dabei belassen, dass die FOTA-Teams sich auf ihre Fahnen schreiben konnten, der "Sieger" zu sein, hätten sie doch die verhasste Budgetobergrenze verhindert, und eine weitere Amtszeit von Mosley vermieden, während der betonte, dass die FOTA die Sporthoheit der FIA anerkenne und dass ja sehr wohl eine Übereinkunft zur Kostensenkung erreicht wurde, also genau das, was seine Absicht gewesen war, nur unter einem anderen Namen: "Das Agreement sieht vor, dass man in der Formel 1 innerhalb von zwei Jahren die Ausgaben auf das Niveau der frühern 90er senkt." Da wäre man ja dann von Mosleys angedachten 45 Millionen Euro gar nicht mehr weit weg, ohne das nun konkrete Grenzen genannt werden...

Aber nein, gerade Luca di Montezemolo musste natürlich vor allem in Italien doch nachkarten, gezielt Halb- bis Unwahrheiten verbreiten, wie etwa die angebliche "Machtübergabe" an Michel Boeri, die, wäre sie offiziell beschlossen worden, im Protokoll des World Council Beschlusses hätte auftauchen müssen, und mit der Titulierung von Mosley als "Diktator" das Ganze wieder völlig unnötig auf eine persönliche Ebene heben. Obwohl sich jeder beinahe ausrechnen konnte, dass Mosley das so nicht stehen lassen könnte und würde.

Max Mosley ist sauer auf die FOTA., Foto: Sutton
Max Mosley ist sauer auf die FOTA., Foto: Sutton

Das hat mit "Nachkarten" nicht viel zu tun. Wenn in einem Deal beschlossen wird, sich gegenüber der Öffentlichkeit in einer bestimmten Weise zu verhalten, und so etwas ist bei solchen Übereinkünften, ob nun in der Formel 1, in der Wirtschaft oder in der Politik, grundsätzlich Bestandteil praktisch aller Vereinbarungen, dann haben sich auch beide Seiten daran zu halten.

Sonst darf man sich nicht wundern, wenn ein vereinbarter Frieden nicht lange hält oder zumindest immer noch von negativen Tönen begleitet wird, die den insgesamt schon angerichteten Imageschaden nur weiter vergrößern. Den meisten der FOTA-Teamchefs, von Dr. Mario Theissen über Martin Whitmarsh bis Ross Brawn, ist das auch vollkommen klar. Die Frage ist nur, wann sie das ihren unverbesserlichen Hardlinern, Montezemolo allen voran, endlich mal begreiflich machen. Oder sich einen anderen Präsidenten und Repräsentanten wählen...