1. Warum war Red Bull so schnell?

Damit hatten vor dem Heimspiel von Jenson Button und Brawn GP nur wenige gerechnet: Red Bull machte den Briten einen Strich durch die Rechnung und erzielte einen überlegenen Doppelsieg. Klar, die roten Bullen waren schon in Shanghai und Istanbul schnell, allerdings schob man es dort auch auf den Regen und in der Türkei gewann das Team trotzdem nicht. Diesmal sah es anders aus, schon am Samstag prophezeite Button: "Es wird schwierig, Red Bull zu schlagen."

Genauso sollte es kommen. "Dieses Auto ist die Krönung von Adrian Newey, wir mussten nicht einmal alles zeigen. Wir waren de Facto eine Sekunde schneller als der Rest", freute sich Red Bull Berater Helmut Marko. Sebastian Vettel stapelte jedoch tief: "Wenn man heute von Überlegenheit spricht, muss man auch sagen, dass hier alles zusammengepasst hat - von Anfang bis Ende. Das Auto war fantastisch, die Bedingungen haben uns sehr gut gelegen, das Auto hat einen Schritt nach vorne gemacht, die neuen Teile haben alle funktioniert." Alexander Wurz betonte noch die Reifen. "Wir müssen jetzt schauen, ob das Reifenbedingt war oder ob die neue Aerodynamik hier die Ursache war", so der Brawn-Tester.

2. Was hätte Vettels Sieg vereiteln können?

Kein Fahrfehler, kein Strategiefehler, Vettels Rennen war fehlerfrei. "Es war perfekt", bilanzierte Niki Lauda. Dennoch musste sich Vettel nach seinem Sieg im Fahrerlager bei einem Mann bedanken, der einen kleinen Teil zu diesem Erfolg beigetragen hat. "Vor dem Rennen hatte sich meine Sohle vom Schuh getrennt und er hat mir mit Hilfe von Sekundenkleber in letzter Minute den Schuh repariert", sagte er über den Renault-Mechaniker, der Vettels Schuhwerk gerichtet hatte.

3. Warum war Brawn langsamer als Red Bull?

Vettel ließ Brawn keine Chance., Foto: Sutton
Vettel ließ Brawn keine Chance., Foto: Sutton

Jenson Button zeigte das Übel schon am Samstag auf: Es war zu kalt, er bekam die Reifen nicht auf Temperatur. "Die Reifentemperaturen waren ein großes Problem für mich. Unser Auto geht mit den Reifen sehr schonend um, was die meiste Zeit toll ist, aber wenn man auf einer kalten Strecke fährt, wird es sehr schwierig sie zum Laufen zu bringen", erklärte der Brite, dessen Teamkollege Rubens Barrichello die Reifen durch einen aggressiveren Fahrstil härter ran nahm.

"Wir wussten von Beginn an, dass unser Auto bei niedrigen Streckentemperaturen nicht besonders gut läuft", gestand Ross Brawn. "Erst in den letzten Runden des Stints mit wenig Sprit im Tank habe ich Temperatur hinein bekommen", so Button, der im mittleren Stint mit harten Reifen sogar Zickzack fuhr, um die Reifen aufzuwärmen. In der Türkei hatte Button ein Temperaturanstieg am Sonntag geholfen, der erfolgte diesmal nicht. Das Warmwetterauto hatte keine Chance gegen Red Bull.

Alex Wurz erklärte das Problem so: "Es geht nicht nur um die Härte der Mischung, sondern auch um das Arbeitsfenster des Gummis. Also in welchem Temperaturbereich der Gummi, den optimalen Grip aufbaut." Für den Nürburgring erwartet er nicht solche Probleme. Red Bull Teamchef Christian Horner kündigte dennoch an: "Das Wetter kann auch dort sehr englisch sein."

4. Warum widersetzte sich Heidfeld dem Funkspruch?

"Box, Nick, Box", hörten Millionen Fernsehzuschauer den Boxenfunk von BMW Sauber mit. Nachdem der Deutsche die Nase seines Boliden im Startgetümmel beschädigt hatte, wollte ihn das Team wegen verschlechterter Aerodynamikdaten an die Box holen. Ein Nasenwechsel sollte folgen. "Nein, ich bleibe draußen", weigerte sich Heidfeld.

"Die Frage war, ob wir ihn vorzeitig rein holen oder weiter fahren sollten. So oder so hätte er einen riesigen Zeitverlust gehabt", erklärte Technikchef Willy Rampf. "Wir wussten nicht, wie groß der Schaden war und haben deswegen alles für einen Boxenstopp vorbereitet. Aber wenn der Fahrer sagt, es geht und er kann so fahren, lässt man ihn natürlich draußen. Am Computer sieht man ja nur die Aero-Daten und die Balance, weiß aber nicht, ob sonst noch etwas auffällig ist." Das Rennen war für Heidfeld trotzdem gelaufen, er hatte mit der beschädigten Aerodynamik zu viel Boden verloren.

5. Hat KERS ausgedient?

Bourdais ging zu sehr auf Tuchfühlung., Foto: Sutton
Bourdais ging zu sehr auf Tuchfühlung., Foto: Sutton

Nur die beiden Ferrari-Piloten waren in Silverstone mit KERS unterwegs. BMW Sauber entschloss sich bereits vor dem Wochenende darauf zu verzichten, McLaren Mercedes baute es am Freitagabend nach einem Vergleichstest aus. Der Grund: In Silverstone gibt es nicht genug Bremszonen, um KERS aufzuladen. Zudem können die Fahrer es aus langsamen Kurven heraus besser einsetzen als aus schnellen. In Silverstone gibt es jedoch vor allem letztere.

BMW Sauber bestätigt zudem, dass KERS 2009 nicht mehr eingesetzt werde. McLaren möchte es jedoch zurückbringen. Die Diskussionen über ein KERS-Verbot ab 2010 sind allerdings innerhalb der FOTA weit gediehen. Mario Theissen bedauert das, sagt aber auch: So lange es nicht für alle verpflichtend sei, mache es keinen Sinn.

6. Warum krachte Bourdais Kovalainen ins Auto?

Nur zwei Ausfälle gab es in Silverstone, beide hatten miteinander zu tun, denn Sebastien Bourdais knallte in das Heck von Heikki Kovalainens McLaren. "Ich weiß nicht, wer daran Schuld ist, aber wenn man um den 17. Platz kämpft, dann ist das einfach blöd", ärgerte sich der Franzose, der eigentlich schon einen Schuldigen ausmachte, nämlich Kovalainen. "Er änderte drei Mal seine Linie. Erst war er innen, dann außen und dann wieder innen. Beim dritten Mal berührten wir uns."

Kovalainen meinte, er sei durch seinen Teamkollegen Lewis Hamilton abgelenkt gewesen. "Seine Reifen waren auf Temperatur und er hatte weniger Sprit an Bord als ich, deshalb überholte er mich in Kurve sieben. Ich sah, dass jemand hinter mir in Kurve acht war. Plötzlich fühlte ich eine Berührung, mein linker Hinterreifen hatte einen Plattfuß. Game over."