Jetzt ist es geschehen: Die acht FOTA-Teams Ferrari, McLaren, BMW Sauber, Red Bull, Renault, Toyota, Toro Rosso und Brawn GP kündigten in der Nacht zum Freitag an, dass sie mit den Vorbereitungen für eine eigene Rennserie fortfahren werden. Die FIA konterte, dass die Einschreibungsfrist für die FIA Formel 1 Weltmeisterschaft am Freitagabend ablaufe und man die Starterliste für die Saison 2010 am Samstag bekannt geben werde. Die Formel 1 steht vor einer Spaltung. Was geschieht jetzt?

Die Folgen: Silverstone und die Saison 2009

Das Rennwochenende in Silverstone beginnt mit einem Knall, allerdings abseits der Strecke. Die Freien Trainings am Freitag sowie der Rest des Wochenendes werden erneut und mehr denn je von der Politik überschattet. "Wenn wir nächstes Jahr nicht in der Formel 1 fahren, verändert das alles", gab Fernando Alonso bereits am Donnerstag z, dass eine Entscheidung zugunsten einer Alternativrennserie seine Einstellung zum Rest des Wochenendes verändern würde. "Es wäre nicht das gleiche. Wir werden fahren, aber es wird anders."

Für einige Teams wäre die Saison damit sogar gelaufen. "Für manche ist sie es ohnehin schon, weil sie nicht um die WM kämpfen", betonte Alonso. Im Auto werde er das Visier schließen und alles geben, "aber wenn ich beim Abendessen oder im Hotel sitze, dann denke ich: Hoffentlich finden sie eine Lösung." Diese Hoffnung wurde in der Nacht nicht erfüllt.

Für den Rest der Saison könnte es bedeuten, dass der FIA Formel-1-Weltmeister und der FIA Formel-1-Konstrukteursweltmeister im kommenden Jahr in der Konkurrenzserie fahren werden. Denn Brawn GP gehört zum Verband der acht FOTA-Teams und dürfte höchstens von Red Bull noch am Titelgewinn gehindert werden können, die zumindest nach ihrer Meinung ebenfalls zur FOTA- und nicht zur FIA-Meisterschaft zählen. Böse Zungen werden behaupten: So lange die FIA nicht eines der beiden bedingungslos eingeschriebenen Teams zum Weltmeister macht, allerdings sind Force India und Williams für eine realistische "Manipulation" zu weit weg.

Die Folgen: Die Finanzen

Formula Money hat ausgerechnet, dass der Formel 1 durch eine Abspaltung der FOTA-Teams und eine eigene Rennserie 2,2 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 1,57 Milliarden Euro) verloren gehen werden. So viel machen die Sponsoren-, Zulieferer- und Teambesitzanteile der acht FOTA-Rennställe aus. Diese Zahl repräsentiert 47% der Gesamteinnahmen der Formel 1 im Jahr 2008.

Die Folgen: Die neuen Teams

Am Samstag möchte die FIA die Starterliste für die Saison 2010 bekannt geben. Sollte bis dahin kein Kompromisswunder geschehen, welches in den letzten Monaten nicht möglich war, wird die FIA am Samstag ein Starterfeld der Namenlosen, Formel-3-, GP2- und Neueinsteigerteams präsentieren. Noch ist unklar, ob die FIA erneut Ferrari, Toro Rosso und Red Bull in die Liste aufnehmen wird. Die Teams pochen darauf, dass ihre Einschreibungen an die FOTA-Bedingungen geknüpft sind, die FIA beruft sich auf eine vorhandene Bindung der Rennställe bis 2012. Notfalls werden die Richter über die Verträge entscheiden müssen.

Neben Williams und Force India (die als einzige aktuelle Teams für 2010 gemeldet sind) und den drei Neulingen USF1, Campos GP und Manor GP werden wohl Teams von der FIA-Ersatzbank benannt werden, dazu zählen unter anderem Prodrive, Superfund F1 und Lotus. Lola hat sich am Dienstag aus der Warteschleife zurückgezogen.

Die Folgen: Fans

Wenn es zur Spaltung kommt, stehen den Fans 2010 zwei Formelrennserien zur Auswahl, die sich beide als die Königklasse ansehen werden. In der einen fahren die FOTA-Teams, in der anderen die Verbliebenen der bisherigen F1 und die Neuen. Die FOTA Verspricht sich nach den Wünschen der Fans zu richten, etwa mit niedrigeren Eintrittspreisen. Andererseits hat die Spaltung der nordamerikanischen CART-Serie in ChampCars und Indy Racing League bewiesen, dass zwei konkurrierende Rennserien nicht funktionieren. Der Verlierer waren die Fans.

Die Folgen: Gibt es einen Ausweg?

Noch ist nichts geschehen. Die FOTA-Teams werden sich bis zum Ende der FIA-Frist am Freitagabend sicher nicht einschreiben und die FIA hat mir ihrer Antwort bereits klar gemacht, dass sie wegen der Ankündigung einer Konkurrenzrennserie nicht weich werden wird. Trotzdem: Die Hersteller haben schon einmal mit den Vorbereitungen für eine eigene Rennserie begonnen, der Arbeitstitel lautete damals "Neue Serie". Dazu gekommen ist es nie. Auch die Finanzierung der Rennserie durch die angeschlagenen Autohersteller erscheint derzeit fraglich.

Obwohl es nach den vielen Briefen, Anfeindungen und Meetings der letzten Monate unwahrscheinlich anmutet, besteht immer noch die Hoffnung, dass sich alle Verantwortlichen in den kommenden Wochen eines Besseren belehren lassen und eine Einigung finden.