Viel gelernt hat Lewis Hamilton aus diesem Jahr, das muss der Brite immer wieder betonen. Erwartet hatte er von der Saison natürlich anderes als den Kampf um Q2. "Das Problem ist das Design des Autos. In Hochgeschwindigkeitskurven ist das Auto nicht so gut wie die Spitze. Deshalb verlieren wir viel Zeit in den schnellen Kurven. Es fehlt an Abtrieb", erklärte der Brite gegenüber der dpa noch einmal die Gründe für die Schwierigkeiten. Dass dieses Jahr der große Rückstand auf die Spitze noch aufgeholt werden kann, glaubte Hamilton nicht, dazu sei der Brawn zu schnell und auch zu zuverlässig. "Es ist die Messlatte, schnell und fährt immer weiter", erklärte er und stellte immerhin fest, dass der Mercedes-Motor das seine zum Erfolg des Teams beitrage.

Für eine Verlagerung der Bemühungen bei McLaren auf das kommende Jahr fand der Weltmeister die Zeit aber noch nicht reif. "Wir müssen aus diesem Jahr lernen und deshalb weiter hart arbeiten. Wir müssen das Auto die ganze Saison über verstehen lernen und trotzdem mit einem Auge auf die Entwicklung des Wagens für das kommende Jahr schauen. Aber der einzige Weg vorwärtszukommen, ist zu wissen, wo wir stehen und welche Fehler wir gemacht haben", sagte Hamilton. Die Frage danach, ob aufgrund des guten Motors McLaren die alleinige Schuld an den Problemen trage, beantwortete er so, dass man als Team gewinne und als Team verliere. "Es ist das McLaren-Mercedes-Team."

Button ist der Stärkste

Hamiltons Motivation hat die Krise keinen Abbruch getan, das hat er bereits mehrmals betont und wiederholte es ein weiteres Mal. Er plage sich nicht, sondern genieße die Herausforderung, das Auto zu verbessern und das Team in die richtige Richtung für die Zukunft zu führen. Derweil wird ihn wohl Jenson Button als Weltmeister beerben, wobei der McLaren-Pilot betonen musste, dass es nie vorbei ist, bis es vorbei ist. Button sei derzeit aber der stärkste Fahrer, gestand er ein. Ausgerechnet von einem Briten den Titel abgenommen zu bekommen, stört ihn nicht. "Überhaupt nicht. Ich habe im letzten Jahr den Titel gewonnen. Wenn ich das passende Auto hätte, würde ich auch jetzt wieder um die Weltmeisterschaft kämpfen. Es macht keinen Unterschied für mich."

Aufräumen wollte Hamilton auch mit der Geschichte, dass er nach der Lügen-Affäre von Australien an Rücktritt dachte. "Nein. Ich musste alles einfach analysieren und sicherstellen, dass so etwas nicht wieder passieren kann, und dies ist der Fall", betonte er. Das Verhältnis zum Team habe die Geschichte ebenso wenig beeinträchtigt. "Es ist wie bei einem Freund oder Familienmitglied: Wir haben so eine lange Beziehung, dass eine Sache sie nicht verderben kann. Wir stehen da drüber. Ich hatte eine unglaubliche Unterstützung vom Team, sie haben großes Vertrauen in mich und umgekehrt."

Der ideale Teamkollege

Blieb noch die Frage nach dem möglichen zukünftigen Teamkollegen, wobei Hamilton zwar schon Gerüchte gehört hat, aber erklärte, mit Heikki Kovalainen sehr zufrieden zu sein. "Er ist aufmerksam, freundlich und sehr talentiert. Er ist sehr stark und hat dabei geholfen, das Team vorwärtszubringen. Ich genieße es, mit ihm zu arbeiten und hoffe, dass er bleibt." Konkret nach Nico Rosberg als möglichen neuen McLaren-Partner gefragt, meinte Hamilton nur, dass theoretisch eine Menge Fahrer infrage kommen könnten. Seinen idealen Teamkollegen beschrieb er so. "Vielleicht jemand, der gleichberechtigt ist, einem den Rücken freihält, Punkte sammelt, das Team weiterbringt und mithilft, Titel zu gewinnen."