Silverstone. Das Heimrennen von McLaren Mercedes. Die Hochburg der Hamilton-Mania der letzten Jahre. In dieser Saison dürften die Farbe Weiß und der Name Jenson Button die silbernen Lewis Hamilton Plakate auf den Tribünen ablösen. "Lewis weiß, dass er im Moment keine Bäume ausreißen kann", sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Gerade ein Highspeedkurs wie Silverstone werde den aerodynamisch nicht gelungenen Silberpfeil erneut vor Probleme stellen.

"Es wird noch schwieriger als in der Türkei", glaubt Haug. "Wir haben Defizite in Highspeedabschnitten und die sind nicht über Nacht behoben, schon gar nicht ohne Testmöglichkeiten." Verstärkt werden die Probleme durch das dichte Mittelfeld. Neun Zehntel Rückstand bedeuteten in Istanbul Platz 16. "Das soll keine Entschuldigung sein, denn da gehören wir nicht hin, aber wenn wir eine halbe Sekunde finden sollten, was wir tunlichst sollten, können wir einen guten Schritt machen."

Neue Teile für Silverstone

Bislang habe man den aerodynamischen Knoten nicht lösen können. "Vielleicht können wir uns mit ein paar neuen Teilen etwas verbessern, aber realistisch gesehen werden wir im letzten Drittel des Feldes sein." Im Rennen könnte das wegen der sich verändernden Streckenbedingungen oder wegen eines chaotischen Regenrennens zwar anders aussehen, das wahre Bild sei das aber nicht.

"Im Sport gibt es Ups and Downs. Ich könnte sehr gut ohne die Downs leben, aber das ist nicht durchgängig möglich", sagt Haug, der fest davon ausgeht, dass auch sein Schützling Lewis Hamilton diese Krise überstehen wird. "Das haben schon viele vor ihm durchgemacht. Da muss er durch und daran wird er ganz sicher nicht zerbrechen." Tatsächlich sei es sogar normal, wenn ein junger Fahrer mit so einer Phase in die Formel 1 starten würde. "Es ist ungewöhnlich, wenn jemand in die F1 kommt und sofort neun Podestplätze in Serie einfährt." Hamilton hat das 2007 mit einem starken McLaren geschafft.

2009 nicht abgeschrieben

Im letzten Jahr durfte Hamilton jubeln., Foto: Sutton
Im letzten Jahr durfte Hamilton jubeln., Foto: Sutton

Nun müsse er damit umgehen lernen, wie es mit einem schlechten Auto ist. "Jenson Button hat das acht Jahre lang erlebt, heute hat er sechs von sieben Rennen gewonnen", erinnert Haug. Die Grundlage dafür ist neben einer fehlerlosen Leistung des Fahrers ein starkes Auto. "Man kann jetzt natürlich fragen, ob wir das Autobauen verlernt haben?", bringt Haug das veränderte Regelwerk ins Spiel, das zusammen mit dem Titelkampf bis zur letzten Kurve von Sao Paulo für den Rückstand von McLaren Mercedes gesorgt haben sollen.

"Wir hatten nicht die Möglichkeit, auch nicht budgetär, um uns dem kolossal veränderten Aerodynamikreglement, den größten Änderungen der letzten 20 Jahre, vielleicht sogar der F1-Geschichte, in der Breite zu widmen, wie es andere konnten." Fünf Monaten intensiver Entwicklungszeit bei McLaren stünden 15 Monate bei Brawn GP gegenüber, welche die Saison 2008 früh abgeschrieben haben.

Der Umkehrschluss, dass man sich dann eben jetzt auch voll auf das kommende Jahr konzentrieren sollte, gilt für Haug nicht. Denn von 2009 auf 2010 werde der Reglementwechsel nicht so dramatisch. Entsprechend arbeitet McLaren weiter daran, den MP4-24 in die richtige Spurt zu bringen. Ob es noch zu einem Sieg in dieser Saison reichen werde, könne niemand seriös sagen. "Wir arbeiten aber daran."